Bad Dürkheim Zur Sache: Die Grünen wollen Glocke nun auch abhängen

Gleich mehrere Stellungnahmen zu den Aussagen des Herxheimer Bürgermeisters Ronald Becker gab es gestern von verschiedener Seite. Zu Wort gemeldet hat sich etwa der Kreisverband der Freien Wähler, der die Äußerungen Beckers mit „großem Befremden zur Kenntnis genommen“ hat. „Diese Verklärung von Verbrechen des Nazi-Regimes“ werde vom Kreisverband in keiner Weise akzeptiert. Man distanziere sich von solchen Aussagen. „Wir tun alle gut daran, sensibel zu sein bei Äußerungen, die geeignet sind, den Nationalsozialismus zu verharmlosen“, schließt der Vorstand das Schreiben. Erschüttert zeigt sich der Ortsverband Freinsheim von Bündnis 90/Die Grünen über die „Geschichtsvergessenheit“ einzelner Bürger und des Ortsbürgermeisters Ronald Becker. Dort fordert man nun den „schnellstmöglichen Austausch dieser unrühmlichen Glocke“. Vorstandssprecherin Silvia Schmitz-Görtler schreibt, der Fernsehbeitrag sei unrühmliches Zeugnis der Verharmlosung und Ignoranz, ja der Leugnung des Schreckens (...) In ihre Kritik bezieht sie den Gemeinderat mit ein, der dem Ortsbürgermeister die alleinige Verantwortung überlasse. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Glocke in Form eines Mahnmals sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, so die Grünen, deren Kritik sich auch an „den Vertreter der Kirche“, richtet. Unabhängig davon hat Pfarrer Helmut Meinhardt am Wochenende im Gemeindebrief der protestantischen Kirchengemeinde moniert, die RHEINPFALZ habe mit der Überschrift „Hochzeit unter der Hitlerglocke“ im Mai etwas Falsches geschrieben. Tatsache ist, dass die besagte Glocke zum Traugottesdienst zehn Minuten lang läutet. So steht es auf Seite acht der Läutordnung, die Meinhardt selbst an die Redaktion geschickt hat. Auf die Geschichte um die Herxheimer Glocke aufmerksam geworden ist auch die „Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer“ mit Sitz im hessischen Münzenberg. Bei Sigrid Peters aus Weisenheim am Berg, die seit Beginn der Diskussion ein Entfernen der Glocke fordert und in dieser Sache auch im „Kontraste“-Beitrag zu sehen war, bedankt sich der Verein für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit. In einer Zeit zunehmender Rassismen und populistischer Vereinfachung sei die Diskussion um den richtigen Umgang mit den Resten der Nazi-Diktatur gesellschaftlich notwendig.

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