Bad Dürkheim Zur Belohnung das Selfie für Malu

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Das Wahlergebnis war gerade verkündet, da schnappte sich der pfälzische SPD-Vorsitzende Alexander Schweitzer die Siegerin, um im Trubel ein Handybild mit sich und Isabel Mackensen zu machen. Das Selfie-Foto mit der Bundestagskandidatin schickte er an seine „Chefin“: Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Eine Erkenntnis der über zweistündigen SPD-Nominierungskonferenz im übervollen Vereinsheim des VfB Haßloch: Die Parteiführung kann stolz auf die drei jungen Kandidaten sein, die sich ein ungemein spannendes Rennen lieferten (wir berichteten gestern). Klar war, dass die einzelnen Regionen relativ geschlossen auftraten. Mackensen aus Niederkirchen konnte mit 32 Stimmen im ersten Wahlgang wohl auf Unterstützung aus Neustadt und Bad Dürkheim bauen. Der Grünstadter Paul Barbig (21), der bei der ersten Basiskonferenz im Juni in Neustadt mit glänzender Rhetorik imponiert hatte, zeigte so kurz vor dem Ziel Lampenfieber und kam vielleicht auch deshalb nur auf 27 Stimmen. Etwas abgeschlagen: Johannes Seither (34) aus Speyer mit 21 Stimmen. Jeder Bewerber durfte einen Fürsprecher mitbringen, der vor den Delegierten für ihn warb. Das war bei Seither Birgit Roth, die SPD-Bundestagsabgeordnete von 1998 bis 2002, die mit einem etwas zu aufdringlichen Werben für Seither vielleicht nicht den richtigen Ton fand. Da kam Doris Christ aus Obrigheim, die für Mackensen eintrat, viel authentischer rüber. Die Rede für Paul Barbig hielt Reinhold Niederhöfer, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Während Barbig und Seither eher klassische Reden am Pult hielten, nahm Mackensen das Mikrofon in die Hand, lief vor den Delegierten her und erzählte frei Geschichten. 2009 sei sie an dem Tag, an dem die SPD die Bundestagswahl verloren habe, spontan in die Partei eingetreten. Und sie erzählte von ihrem tunesischen Mitschüler aus der Grundschule, den die Lehrerin gemobbt habe, der deshalb die Klasse wiederholen musste und der später auf die schiefe Bahn geriet. Diese lockeren Erzählungen kamen beim Publikum gut an. Nach dem ersten Wahlgang unterbrach der Unterbezirksvorsitzende Christoph Glogger die Sitzung für zehn Minuten, um Johannes Seither die Chance zu geben, darüber nachzudenken, ob er die Bewerbung zurückzieht, damit seine Anhänger sich zwischen Mackensen und Barbig entscheiden können. Das wollte er aber nicht. „Ich bin für meine Region ins Rennen gegangen, toll unterstützt worden und will deshalb auch weiter dazu stehen“, lautete seine Begründung. Im zweiten Wahlgang, bei dem die einfache Mehrheit ausreichte, kam fast das gleiche Ergebnis heraus. Seither bekam eine Stimme mehr, Mackensen eine weniger, Barbig blieb bei 27, so dass sich am Ende Mackensen mit 31:27 durchsetzte. Barbig war im ersten Moment die Enttäuschung anzusehen, er fing sich aber schnell: „Ich habe ganz viel gelernt in diesem Jahr und immer noch richtig Lust auf Politik. Ich freue mich sehr darauf, Isabel im Wahlkampf zu unterstützen.“ Darauf zählt Isabel Mackensen, die beide Mitbewerber in ihr Wahlkampf-Team aufnehmen will: „Ich freue mich riesig, dass Paul mir helfen wird, in Grünstadt bekannter zu werden. Johannes ist ein ganz besonderer Mensch, den ich bei einem gemeinsamen Besuch des Backfischfestes richtig ins Herz geschlossen habe und der mich in Speyer ganz vielen Menschen vorstellen wird.“ Isabel Mackensen gab sich gestern überglücklich: „Ich bin eine von bundesweit 299 SPD-Kandidaten. Das macht mich unheimlich stolz.“ Angesprochen auf ihre ungewöhnliche Präsentation sagte Mackensen: „Ich habe meine Stärken im persönlichen Gespräch. Deshalb habe ich mir gesagt, erzähl denn Menschen einfach deine Geschichte. Die kennt man ja selbst am besten. Und dann vergisst man auch nichts und muss auch nicht nervös sein.“ Isabel Mackensen, hauptamtliche Mitarbeiterin der Geschäftsstelle der SPD-Pfalz, will bereits nächste Woche anfangen, einen Jahresplan für ihren Wahlkampf zu schreiben. Als Wahlkampfleiterin hat die Politikwissenschaftlerin Erfahrung: Zuletzt führte sie im Juli 2015 Christoph Glogger zum überraschenden Erfolg bei der Bürgermeisterwahl in Bad Dürkheim. |wkr

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