Bad Dürkheim Wimmelbild mit Störchen

 Hier ist ganz schön viel los: Storchenaufkommen hinter einem Mähdrescher im Dürkheimer Bruch zwischen Seegraben und L526.
Hier ist ganz schön viel los: Storchenaufkommen hinter einem Mähdrescher im Dürkheimer Bruch zwischen Seegraben und L526.

Ein besonderes Naturschauspiel hat RHEINPFALZ-Leser Ulrich Brixius im Bruch beobachtet: Bestimmt 30 Störche versammelten sich hinter einem Mähdrescher.

Sind Mähdrescher auf Tour, dann scheint sich das schnell „herumzusprechen“: Denn sogleich fliegt ein Trupp Störche auf Futtersuche herbei, die sich auf dem gemähten Gras gütlich tun. „Hauptsächlich sind es Mäuse, die zuvor gut durch das Korn versteckt waren, für die sich die Störche interessieren“, erklärt Christian Reis vom Storchenzentrum in Bornheim. Aber auch aufgescheuchte Insekten wie Heuschrecken bereichern das Nahrungsangebot der Störche. Dass die Wiesen gemäht werden, können die Störche Reis zufolge übrigens riechen. „Über eine Entfernung von zwei bis drei Kilometern ist das kein Problem“, sagt der Experte. Innerhalb von wenigen Minuten habe dann ein ganzer Storchentrupp Wind davon bekommen, wo gerade gemäht wird. Früher nahm man an, dass Vögel nicht gut riechen können, weil sie ja keine richtigen Nasen haben. Inzwischen wurde diese Auffassung korrigiert. So haben Forscher herausgefunden, dass Störche einen großen Riechkolben im Gehirn mit vielen Rezeptormolekülen für Duftstoffe besitzen.

Ingrid Dorner, die sich seit Jahrzehnten mit Störchen beschäftigt und zahlreiche Tiere in der Region beringt hat, nennt eine weitere Erklärung für das Verhalten der Tiere im Bruch: Gebietsflucht. Auf ihren „Nahrungsgründen“ – den vorderpfälzischen Gemüsefeldern um Dannstadt-Schauernheim, Mutterstadt oder Schifferstadt – fänden die Störche keine Ruhe. „Man muss sich einmal auf die Feldwege dieser Region bemühen, aber darauf achten, den im Minutentakt vorbeidonnernden Ernte- und Schredder-Schwergeräten auszuweichen“, sagt die Naturschützerin.

Die Storchengruppen werden immer größer

Sie halte nichts von einer schlichten Übertragung wissenschaftlicher Studienergebnisse auf Pfälzer Verhältnisse. „Was sollen die Störche jetzt im Dürkheim-Erpolzheimer Bruch Anziehendes riechen? Alles ist seit Wochen knochentrocken – in der oft zitierten Wikelski-Studie geht es ausdrücklich um frisches Gras, nicht um Heu.“

Tatsächlich locke zwar der Vorrat an Mäusen und Großinsekten, die durch den Mähvorgang aufgescheucht werden, die Tiere an. Dieser sei jedoch bereits nach einem Tag „aufgebraucht“. „Dann genießen die Störche das soziale Miteinander, zu den Nichtbrütern gesellen sich die erfolgreichen Storchfamilien. Daher werden die Storchgruppen bis Ende Juli immer größer und fallen auf“, so Dorner.

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