Bad Dürkheim Sumpfmusik voll wilder Lebenslust

Entspannte Atmosphäre: Zweimal im Jahr wird der Park des Weinguts Winkels-Herding zum Open-Air-Konzertsaal.
Entspannte Atmosphäre: Zweimal im Jahr wird der Park des Weinguts Winkels-Herding zum Open-Air-Konzertsaal.

Die Brüder Hans und Christian Friedrich haben nicht nur Weinverstand, sondern sie finden auch für ihre Konzertreihe immer wieder musikalische Höhepunkte. Wenn auch das kühle Wetter nicht unbedingt an die Schwüle des in Louisiana herrschenden subtropischen Klimas erinnerte, schaffte es die Formation Zydeco Annie & Swamp Cats, das Lebensgefühl der Südstaaten der USA in Dackenheim lebendig werden zu lassen. Das Publikum ließ sich einfangen von der ungebremsten Begeisterung der fünf Musiker, die schon zu Beginn ein höllisches Tempo vorlegten. „Wir machen Gute-Laune-Musik“, betonte Anja Baldauf alias Zydeco Annie. Dazu gehört vor allem ein ganz besonderes Arsenal an Musikinstrumenten. Meisterhaft und virtuos beherrscht sie das Cajun-Akkordeon, ein einfaches, kleines, diatonisches Knopfakkordeon. Im Verlauf des Konzerts bewies sie ihre Musikalität ebenso am Piano und beim Gesang. Sie stammt aus einer Akkordeonfamilie. Nach einem klassischen Musikstudium gründete sie 2005 ihre eigene Band, die durch internationale Engagements mit Zydeco- und Cajun-Musik bekannt wurde. Seit 2015 ist sie Dozentin für Akkordeon an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach. Die eigenen Kompositionen der Band vermitteln einen Eindruck von Wildheit und Lebenslust dieser Musik wie sie im Song „Voulez vous danser“ zum Ausdruck kommt. Der im Elsass geborene Frédéric Berger führte dabei ein spektakuläres Percussioninstrument vor, eine Waschbrett-Weste, die mit Jazz-Besen bearbeitet wird. Beim schnellen, tanzbaren Zydeco wechseln die Texte oft zwischen Englisch und Cajun-Französisch. Zu einem „Duell“ zwischen Akkordeon und Fiddle kam es bei der „Schweizer Sumpfmusik“ wie Zydeco-Annie einen am Bodensee entstandenen Titel scherzhaft bezeichnete. Meister auf der Fiddle ist Helt Oncale. Der in New Orleans geborene Musiker, Sänger und Songwriter erlernte sein Handwerk in den Künstlerkneipen des „French Quarter“. 1988 kam er nach Deutschland, wo man schnell auf ihn aufmerksam wurde. Beim Fiddle-Spiel wird das Thema nicht nach Noten sondern ausschließlich nach Gehör variiert, was vom Publikum immer wieder mit Zwischenapplaus honoriert wurde. Selbst ein Blues fehlte an diesem Morgen nicht. Bei „Salut Madlén“ setzte sich Zydeco-Annie zunächst ans Piano, um Frédéric Bergers einfühlsamen Gesang zu begleiten und wechselte später sogar noch an eine einfache Melodica. Im Hintergrund wurde sie immer „taktvoll“ von ihrem Mann Stefan Baldauf am Schlagzeug begleitet ebenso wie von Bassist Marco Piludu, der als Jazzmusiker seit 2017 festes Mitglied der Band ist. Der Titel „Voodoo Master“ hat einen ganz witzigen Ursprung wie die Zuhörer von Zydeco-Annie erfuhren: Sie musste am Vorabend von Halloween im Auto warten, um ihren kleinen Sohn von einer Kinderparty abzuholen. Halloween, Kinderparty – da war der Weg zu Textzeilen von singenden Alligatoren in den Sümpfen nicht weit. Die hochmusikalische Weltmusik kam beim Publikum sehr gut an.

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