Bad Dürkheim „Spaß auf hohem Niveau“

Annette Postel
Annette Postel

Die in Edenkoben lebende Opernsängerin Annette Postel und das Salonorchester Schwanen präsentieren am Samstag, 20. Oktober, im Neustadter Saalbau Parodien von Songs der Rolling Stones bis hin zu Melodien von Franz Lehár.

Frau Postel, Ihr aktuelles Programm trägt die Überschrift „inteam“. Was gibt es darüber zu sagen?

„inteam“ halte ich für mein bisher großartigstes Programm, und das nicht nur inhaltlich, sondern auch tatsächlich aufgrund der großen und großartigen Besetzung mit dem Salonorchester Schwanen. Die Musiker sind nicht nur Instrumentalisten, sie sprechen, singen und agieren bei der Vorstellung auch mit. Vergleiche mit Max Raabes Palastorchester sind hier durchaus berechtigt. Kleiner Unterschied: Wir setzen weniger Blech-, dafür mehr Streichinstrumente ein. Übrigens, bei einer Rundfunksendung beschrieb mich der Moderator einmal mit den Worten: „Wie Raabe, nur schöner.“ Ich bilde mir darauf natürlich nichts ein, fand den Spruch aber sehr lustig. Was passiert während der Vorstellung? Wir produzieren Spaß auf hohem Niveau. Wir können einfach gut miteinander und besitzen die Fähigkeit, über uns selbst lachen zu können. „inteam“ ist ein Programm, das wir nicht nur für das Publikum, sondern auch für uns selbst zusammengestellt haben. Wir haben dafür tatsächlich unsere Lieblingslieder ausgesucht. Was hat die Zahl „10“ damit zu tun? Es ist mein zehntes Programm, ich schreibe seit zehn Jahren eigene Texte, arbeite seit zehn Jahren mit dem Salonorchester zusammen und – Achtung Kalauer – wir treten am zweimal Zehnten-Zehnten, also am 20. Oktober, vor hoffentlich mindestens zehn mal zehn mal zehn Zuschauern auf. In Ihrem Genre sind Sie eigentlich konkurrenzlos. Fast niemand sonst traut sich, sogenannte E-Musik zwar ernsthaft zu präsentieren, aber dennoch mit vielen U-Elementen zu durchsetzen. Sie selber scheinen keine Berührungsängste zu verspüren. Ich liebe es zu parodieren, was mir unter die Finger kommt, und entwickle so die Ideen für meine Projekte. Ich finde, es muss nicht immer alles so bierernst genommen werden. Man sollte sich mal eine Auszeit gestatten, um herzlich lachen zu können. Verfolgt man Ihre Laufbahn, fällt auf, dass sich ihr musikalischer Kosmos mehrfach verändert hat. Die Annette Postel von heute hat sich gegenüber der von vor zehn Jahren beträchtlich weiterentwickelt. Alles begann mit Parodien von Liedern aus den 1920er-Jahren und meinem ersten Programm „Benjamin, ich hab’ nichts anzuzieh’n“, setzte sich fort mit Opernparodien in „Sing oder stirb – operette sich wer kann“, ging dann etwas jazziger weiter mit „Auszieh’n“ und wendet sich demnächst sogar dem Tango zu. Premierentermin für dieses neue Programm ist am 16. Februar im Karlsruher Tollhaus. Danach komme ich mit der Show, die unter dem Motto „Alles Tango oder was?“ steht, auch nach Edenkoben und Mußbach. Wie einfach war der Weg von Opernparodien zu mehr jazziger Musik? Gar nicht so leicht, wie man sich das vielleicht vorstellt. Man darf nur parodieren, was man kann. Oper habe ich gelernt, kein Problem. An Jazz musste ich mich erst heranarbeiten. Deshalb habe ich mir mit „Auszieh`n“ lange Zeit gelassen. Ich kann swingen, habe ein gutes Rhythmusgefühl und hatte trotzdem Zweifel, ob ich mich im Jazz behaupten kann. Die wurden mir aber von den Orchestermitgliedern – alles studierte Musiker, auf deren Meinung ich großen Wert lege – genommen. Es dauert einfach, bis man soweit ist, sich so sicher zu fühlen, um gesanglich improvisieren zu können. Wenn man aber am Ziel ankommt, ist es ein herrliches Gefühl, die musikalische Freiheit zu genießen. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem „SOS“, wie das Salonorchester Schwanen gerne genannt wird? Der Kontakt kam damals über Elektropost zustande. Ich bin zu der Zeit öfter mit verschiedenen Salonorchestern, darunter die Kölner Capella Amalfi, aufgetreten. Ich tourte sozusagen als Salondiva, das ist der weibliche Part des Salonlöwen, wie ich es gerne ausdrücke. Da erreichte mich eines Tages eine E-Mail-Nachricht: „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute spielt so nah?“ Das Salonorchester hatte sich in Bruchsal gegründet und von mir gehört, da ich damals häufig im Karlsruher Raum unterwegs war. Die Musiker fragten also bei mir an, wir probten zusammen, alles passte wunderbar, und seither bilden wir ein Team und haben mittlerweile, inklusive „inteam“, bereits drei Alben gemeinsam aufgenommen und ebenso viele Programme zusammen gespielt. Termin Annette Postel mit dem Salonorchester Schwanen am 20. Oktober, 20 Uhr, im Saalbau/Neustadt. Eintrittskarten in allen RHEINPFALZ-Geschäftsstellen und Vorverkaufsstellen oder unter www.reservix.de. | Interview: Hans Kraus

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