Bad Dürkheim Sie tanzen auf den Stühlen

Wer bisher geglaubt hat, dass es nicht möglich sei, mitreißende Funk- und Soulmusik ausschließlich mit Stimme und akustischen Instrumenten auf die Bühne zu bringen, sah sich nach dem Auftritt der Gruppe From da Soul Acoustic Lounge am Donnerstagabend in der vollbesetzten Dürkheimer Cha Cha Bar plötzlich eines Besseren belehrt. Sängerin Tina Skolik und Bassist Martin Müller von der Kaiserslauterner Gruppe From da Soul, begeisterten das Publikum so sehr, dass es gegen Ende auf den Stühlen tanzte.

Zwar handelte es sich bei den meisten Songs vorwiegend um populäre Hits aus neuerer Zeit, allerdings wurden die von der Band in vorher nie gehörten und gerade deshalb äußerst interessanten Arrangements präsentiert. Neben Skolik und Müller zählen noch Saxophonist Uwe Bayerle, Pianist Sebastian Nitsch und Schlagzeuger Andreas Rauth zur Gruppe – drei Hochkaräter mit hervorragender musikalischer Vorbildung.

Die stimmgewaltige Frontfrau Tina Skolik, die es schaffte, sehr schnell einen guten Draht zu ihren Zuhörern aufzubauen, zeigte sich zu Beginn des Konzertes ein wenig nervös. Als Grund dafür nannte sie die Tatsache, dass die Band am nächsten Tag eingeladen war, im SWR-Studio Baden-Baden drei ihrer Songs während der TV-Sendung „Kaffee oder Tee“ zum Besten zu geben. „Das ist zwar ein Grund zur Freude“, sagte Skolik, „trotzdem wollen wir unser Set mit einem eher traurigen Lied starten“ - sprach’s und legte mit „50 Ways To Leave Your Lover“ von Paul Simon los. Uwe Bayerle streute hier ein erstes Solo auf dem Tenorsaxophon ein. Das ehemalige Heeresmusikkorps-Mitglied, das in früheren Jahren sogar zweimal als „Jugend musiziert“-Landessieger zu Ehren kam, zeigte sich an diesem Abend in Dürkheim ganz besonders spiel- und improvisationsfreudig und durfte sich dafür mehrfach über Szenenapplaus freuen.

Mit Sebastian Nitsch am Klavier sorgte er für die instrumentalen Höhepunkte des Gigs. Müller und Rauth präsentierten sich als hervorragend eingespieltes Rhythmusgespann, das sich scheinbar blind versteht und zu den Aktionen ihrer Frontleuten stets den passenden Groove liefert.

Handwerklich gibt es somit bei der From da Soul Acoustic Lounge also gar nichts zu bemäkeln, das Quintett ist auf allen Positionen ausgezeichnet besetzt. Was die Gruppe aber komplett von anderen, ähnlich agierenden Bands unterscheidet, ist die Art und Weise, wie sie mit ihrem Liedgut umgeht.

Obwohl das Ensemble das Wort „Soul“ in seinem Namen trägt, ist dieser sehr oft gar nicht mehr auszumachen und dem Jazz gewichen. Hört man sich beispielsweise ihre Version von „One For My Baby (And One More For The Road)“ an, glaubt man sich in eine verqualmte Bar versetzt, in deren Ecke Nitsch seine Finger verträumt über die Klaviertasten wandern lässt, Rauth mit den Besen seine Schlagzeugfelle streichelt, Müller mit der Kippe im Mund den Kontrabass spielt und Bayerle seinem Saxophon mitternächtliche Klänge entlockt, während Skolik, auf einem Barhocker sitzend, dem Typen hinter der Theke traurig und voller Emotionen ihr Liebesleid klagt.

Umgekehrt geht die Band dafür in „Ain’t no Mountain High Enough“ (Marvin Gaye & Tammi Terrell) regelrecht stürmisch zu Werke, so dass aus dem Soulklassiker eine zünftige, zum Mittanzen animierende Popnummer wird. Das Dürkheimer Publikum wusste die ungewöhnlichen Ideen der „Acoustic Lounge“ mit entsprechend viel Beifall zu würdigen und verlangte den Kaiserslauterern gleich drei Zugaben ab.

x