Kommentar Schwieriges Ringen mit Vergangenheit

karl-räder4

Bad Dürkheim hat die Chance auf eine schmerzhafte, aber nötige Auseinandersetzung verpasst.

Hat das jetzt sein müssen? Diese Frage werden sich die Verantwortlichen in den kommenden Wochen anhören müssen. Warum müssen in Bad Dürkheim drei Straßen umbenannt werden – und warum gerade jetzt? Neben aktuelleren Gutachten wurde schließlich auch mit Fakten argumentiert, die Jahre, teils Jahrzehnte alt sind. Anwohner werden die Entscheidung – für viele kam sie aus dem Nichts – kritisch hinterfragen. Eine Entscheidung, die als beschlossene Sache gelten darf. Die Gremien scheinen sich parteiübergreifend einig zu sein, der Philipp-Fauth-Straße, der Maler-Ernst-Straße und der Karl-Räder-Allee einen neuen Namen zu geben. Dabei klang im Kulturausschuss durchaus an, dass in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert wurde. Dass es zwischen einem Himmler nahestehenden Fauth und einem, Ernst, der als Greis Unsägliches ins Tagebuch schrieb, durchaus Unterschiede gibt. Sehr gerne hätte man das gehört. Diskutiert wurde jedoch zuletzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der entscheidende, wenn auch schmerzhafte Prozess. Ein Straßenschild abzuhängen, bringt niemanden dazu, alte Denkmuster zu ändern. Das sichtbare Ringen mit der Vergangenheit schon eher. So hätten die Verantwortlichen auf die Frage, ob es wirklich nötig war, auch noch selbstbewusster antworten können: Ja, es musste sein.

x