Bad Dürkheim Scharf gewürzte Musik

Der Musik- und Kulturverein (MUK) in Weisenheim am Sand hat im Weingut Gehrig mit Zydeco Annie and the Swampcats am Samstag den Zuhörern einen heißen Abend beschert.

Zydeco, entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts in Louisiana, ist eine der heißesten Musikformen überhaupt, schnell und so rhythmisch, dass es einen schon nach einer Minute kaum mehr ruhig auf dem Stuhl hält. Die Musik ist ein richtiger Südstaaten-Eintopf, sie enthält Elemente der Musik der Afroamerikaner, die als Sklaven ins Land kamen, aber auch der französischen Einwanderer Abgeschmeckt ist dieser Eintopf mit so gut wie jeder Kultur, die mit Louisiana je in Berührung kam. So steuerten deutsche Einwanderer das Hauptinstrument des Zydeco, das Knopfakkordeon, bei. Das Ergebnis dieses musikalischen Eintopfs schmeckt, wie eines dieser scharfgewürzten Gerichte, bei denen man die einzelnen Zutaten nicht mehr auseinanderhalten kann. Ein Beispiel ist der bekannte Song „You are my sunshine“, man kennt das Stück, aber so gewürzt klingt es ganz anders. Die Musikstücke sind vor allem tanzbar, auch wenn nur die Finger auf dem Tisch und die Füße unterm Tisch tanzen. Es sind Twosteps, Stomps und die etwas langsameren amerikanischen Country-Waltzes. Die Texte sind meist im kreolischen Französisch, wie es bis heute in einigen Regionen Louisianas gesprochen wird. Der Sinn dieser Texte ist nicht so wichtig. Manchmal schrammen die Texte über „Chere Bebe“, „Sweet Joline“ und andere Sweethearts hart am Nonsens vorbei, das hat den Vorteil, dass die Zuhörer schnell den Refrain lernen. „O,o, papa, o,o,maman“ kann jeder, und die Besucher beim Konzert des Musik- und Kulturvereins entpuppten sich bald als begabter und begeisterter Hintergrund-Chor. Zydeco Annie ist die Meisterin auf dem Akkordeon, die so schnell spielen kann, dass man kaum noch ihre rasenden Finger auf den Knöpfen oder Tasten unterscheiden kann. Die passende Ergänzung ist Sänger Rolf Berger, der meist in einer Art „Ritterrüstung“ steckt, einem umgehängten „Waschbrett“, das er mit einem Jazz-Metallbesen bearbeitet. Christian Benke an der E-Gitarre, Jens Ohly am Bass und Stefan Baldauf am Schlagzeug sind die weiteren Mitglieder der Gruppe die „Swampcats“. Die Musiker kommen übrigens aus Bayern, und man kann kaum glauben, dass Annie, die einen Hochschulabschluss im Akkordeonspiel hat, mal mit bayrischer Volksmusik angefangen hat. Wie sie Zydeco kennengelernt hat? „Ich habe am Anfang mit einer Band Tango gespielt. Wir waren im Süden der USA auf Tournee, und da hörte ich eines Tages bei einem Spaziergang, von Straßenmusikern gespielt, diese Musik. Ich verliebte mich komplett und auf der Stelle. Das musste ich einfach machen“, erzählt sie. Die Band aus Bayern bringt völlig authentisch den Sound der schwülen Louisiana-Sümpfe zum Leben. Dies sowohl in der von den Schwarzen gespielten Zydeco-Richtung, wie auch in der Cajun-Art der weißen Bewohner, die nicht ganz so schnell ist und mit ihren Waltzes ein wenig mehr nach Country-Musik klingt. Zydeco Annie and the Swampcats fügen dem Eintopf dieser Musik noch ihre ganz eigenständige Würze hinzu, so durch in bayrisch gesungene Strophen bei dem Lied „You are my sunshine“ und ebenso durch exzellente Solo-Einlagen sowie durch die Vielfalt der Instrumente. So spielt Rolf Berger nicht nur Waschbrett, sondern auch irische Bouzouki, und hinreißend Xylophon. Zur eigenständigen Würze trägt durch Bergers Stimme bei, die bei dem Song „Jolie Blond“ so schön bayrisch klingt, dass man direkt auf einen bayrischen Jodler wartet. Die Zuhörer, die sich mit wachsender Begeisterung als Klatsch-Rhythmusgruppe und Background-Chor betätigten, „überredeten“ die Musiker mit ihrem Beifall zu drei Zugaben. A

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