Bad Dürkheim Physik oder Religion?

Ist es vertretbar, dass Ganztagsschüler, wenn sie konfirmiert werden wollen, Schulstunden versäumen? Diese Frage stellt sich Monika Maleri aus Maxdorf. Sie hat einen Sohn, der bald in Bad Dürkheim konfirmiert werden soll. Er besucht allerdings die Ganztagsschule in Maxdorf, wo bis 16 Uhr unterrichtet wird. Konfirmandenstunde und Unterricht überschneiden sich. Was nun?

Im konkreten Fall würde das bedeuten, dass Maleris Sohn jeder vierten Physikstunde fernbleiben müsste. Nach einer Rücksprache mit dem Dürkheimer Pfarrer Markus Linde erklärt dieser sich nicht bereit, den Konfirmandenunterricht zu verschieben. „Es gibt ein Gesetz, welches für jede Schule die Beurlaubung für Konfirmanden vom Schulunterricht legitimiert“, argumentiert Linde auch gegenüber der RHEINPFALZ. Für Maleri ist die evangelische Kirchengemeinde Bad Dürkheim „nicht flexibel genug“. Es gebe schließlich immer mehr Kinder, die Ganztagsschulen besuchen. Diesem Wandel müsse man sich anpassen. Für sie geht Schule „klar vor“. Dass der Konfirmandenunterricht in Bad Dürkheim einen Unterrichtsausfall erfordert, „geht gar nicht“, findet die Mutter von zwei Kindern. Die Kirche stelle sich damit in ihrem Wert über den der Schule. Ihr zufolge dürfe es nicht notwendig sein, von der Freistellungsregel Gebrauch machen zu müssen. Pfarrer Linde weist die Verantwortung von sich. „Wenn man sein Kind auf eine Ganztagsschule schickt, muss man auch mit den Konsequenzen umgehen können“, fordert er. Schließlich sei es den Eltern selbst überlassen, ob sie von der Beurlaubungsregelung Gebrauch machen würden. Die Direktorin des Ganztagsgymnasiums Maxdorf, Gudrun Neumann-Kirschstein, kennt die Sonderregel für Konfirmanden zwar, allerdings sei sie bisher selten notwendig gewesen. „Normalerweise erklärt sich der Pfarrer dazu bereit, den Konfirmandenunterricht so zu legen, dass kein Schüler für bestimmte Schulstunden beurlaubt werden muss“, erklärt sie. Falls dies einmal vorkomme, sei es erforderlich, den versäumten Stoff nachzuholen. Es erscheine allerdings fraglich, so Neumann-Kirschstein, ob der Schüler den innerhalb von zwei Jahren Konfirmandenzeit versäumten Stoff gänzlich aufarbeiten könne. Dass es darüber Reibungspunkte zwischen Kirche und Schule gegeben habe, ist der Schulleiterin jedoch nicht bekannt. Monika Maleri zufolge sind auch andere Mütter betroffen. Diese wollten jedoch einem Konflikt aus dem Weg gehen und meldeten ihre Kinder andernorts zum Konfirmandenunterricht an. Auch Maleri zog Konsequenzen: Ihr Sohn wird nun nicht wie ursprünglich gedacht in Bad Dürkheim konfirmiert. (Fotos:dpa)

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