Bad Dürkheim „Ohne Humor würde ich das nicht aushalten“

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Das Jahr 2016 bietet dem Kabarettisten ein Füllhorn von Themen. Macht es das leichter oder schwieriger, einen Jahresrückblick auf die Beine zu stellen?

Die Frage stellt sich jedes Jahr wieder. Die Zeitungen sind auch jeden Tag voll, Themen gibt es immer genug. Es ist also in diesem Jahr weder leichter noch schwieriger. Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, was im Programm landet? Ganz radikal nach meinen eigenen Interessen. Es gibt ja inzwischen so viele Rückblicke, dass Überschneidungen mit anderen Programmen nicht zu vermeiden sind. Als ich 2005 den ersten Jahresrückblick geschrieben habe, gab es eigentlich nur Urban Priol, der auch so etwas machte. Jetzt überlege ich jedes Jahr wieder, ob ich noch einmal tun soll. Aber klar, es gibt was zu Trump, zum Brexit und zur Fußball-EM. Und vielleicht zu RB Leipzig. Ich interessiere mich nicht für Fußball, aber ich wohne hier in Leipzig nur 500 Meter vom Stadion entfernt, da komme ich am Thema nicht vorbei. Mildert die berufliche Verwertbarkeit mancher Themen die Fassungslosigkeit? Ich mache das, um der Welt Stand zu halten. Ohne Humor würde ich das nicht aushalten. Nach einem Kabarettabend geht das Publikum amüsiert nach Hause, ansonsten nimmt aber alles seinen gewohnten Gang. Was wäre denn Ihre Idealvorstellung von der Wirkung Ihres Programms? Ich finde jede Art von Kunst, die die Gesellschaft verändern will, furchtbar. Ich erwarte keine Veränderung. Für mich ist Kabarett eine Kunstform, mit der Betonung auf Form. Es ist ein Unterhaltungsgenre, eine Form, mit der ich die Leute zum Lachen bringe. Die Erwartung, dass Leute nach dem Abend ihr Verhalten verändern, finde ich anmaßend. Das heißt nicht, dass ich nicht persönlich engagiert bin. Wann entsteht denn üblicherweise der Rückblick aufs Jahr? Ich schreibe gerade daran. Der Rückblick fußt ja auf meinen Radiokolumnen beim WDR und meinen Bühnenprogrammen. Vielleicht kommt noch die Rückkehr von Uli Hoeneß oder die Neuauszählung in den USA mit rein. Wie wünscht sich der Kabarettist für das kommende Jahr? Ich bin ja schon überreich beschert. Am 20. Januar wird Donald Trump vereidigt, der Rest ist ein Selbstläufer. Info Mathias Tretter tritt mit seinem satirischen Jahresrückblick „Nachgetrettert“ am Samstag, 10. Dezember, 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr), im Dürkheimer Haus auf. Karten gibt es bei der Tourist Information (06322 935140) oder an der Abendkasse. Veranstalter ist das Kulturbüro der Stadt Bad Dürkheim.

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