Bad Dürkheim Naturschutz: Pollichia erhält hochwertige Flächen zur Pflege

Eine Sandgrube und Baumbewuchs prägen den Palmberg.
Eine Sandgrube und Baumbewuchs prägen den Palmberg.

Drei für den Naturschutz hochwertige Flächen, die zusammen 31 Hektar umfassen, hat ein Ludwigshafener Unternehmen der Pollichia in Form einer Schenkung überlassen. Wie kam es dazu? Und kann der Verein den zusätzlichen Pflegeaufwand überhaupt bewältigen?

Bei den drei Arealen handelt es sich um den Palmberg bei Laumersheim (22,6 Hektar), einen Teil des Naturschutzgebiets Bobenheimer Altrhein (7,4 Hektar) und ein Feuchtgebiet bei Lingenfeld (1,1 Hektar). Sie gehörten der Gebrüder Willersinn GmbH & Co. KG aus Ludwigshafen. Deren Geschäftsführer Benedikt Eberhard sagt, für diese Liegenschaften habe das Unternehmen keine Verwendung mehr. Erworben wurden sie ihm zufolge vor vielen Jahrzehnten, um beispielsweise Sand und Kies zu fördern oder den späteren Rohstoffabbau zu sichern.

„Mit solchen Abbaugenehmigungen ist immer der Plan verbunden, wie man das Gelände nach dem Ende des Abbaus zu hinterlassen hat“, informiert Eberhard auf Anfrage. So sei es auch mit den drei genannten Flurstücken. „Wir haben sie im Sinne des Naturschutzes ordentlich angelegt und übergeben sie nun jemandem, der sich damit auskennt.“

Hoher Naturschutzwert

„Zunächst wurde wegen des Palmbergs unverbindlich bei uns angefragt, ob wir bereit wären, dieses Gelände zu übernehmen“, berichtet Pollichia-Präsident Michael Ochse auf Anfrage. „Wir haben das lange und ausführlich geprüft und im Verein sowie mit der Firma besprochen.“ Denn immerhin habe die Pollichia schon etwa 800 Grundstücke mit insgesamt 100 Hektar Umfang in ihrer Obhut gehabt, und zusätzliche 31 Hektar bedeuteten eine große Verantwortung sowie noch mehr Arbeit. „Wir haben uns dafür entschieden, da es sinnvoll ist. Diese Flächen haben nämlich einen hohen Naturschutzwert“, erklärt Ochse.

Der Palmberg zum Beispiel ist Präsident Ochse zufolge als Europäisches Vogelschutzgebiet und seit 2023 als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes ausgewiesen. Die Pflege des Areals sei in Teilbereichen durch eine Kompensationsverpflichtung der Winzergenossenschaft Vier Jahreszeiten sichergestellt. „Wir möchten hier vor allem die nordamerikanische Robinie zurückdrängen und an ihrer Stelle einheimische Baumarten fördern“, kündigt er an. Außerdem wolle der Naturschutzverein die Vogel- und Amphibienbestände erfassen und für letztere eventuell zusätzliche Tümpel anlegen.

Lebensraum für seltene Arten

Wo ab den 1930er-Jahren Sand für den Autobahnbau und nach dem Zweiten Weltkrieg Quarzsand abgebaut wurde, pflanze sich heute – infolge der Gestaltung der Laichgewässer, die Wechselkröte wieder fort. Auch Mauer- und Zauneidechse kämen in dem Gebiet vor, berichtet Ochse. Darüber hinaus fänden sich dort der Braune Sandlaufkäfer, das Zwerg-Filzkraut und das Echte Tausendgüldenkraut. Auf den Magerstandorten rund um die Kapelle, die bis auf dieses Denkmal ebenfalls nun der Pollichia gehören, lebten als Besonderheit das Siebenbürger Perlgras und die Bocks-Riemenzunge, zählt er auf, was das Areal hochwertig macht.

Die Fläche bei Bobenheim-Roxheim liege in den fachkundigen Händen von Biotopbetreuerin Petra Jörns, die sie im Auftrag der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd pflege. Der Pollichia entstehe daher durch diese Schenkung keine Mehrarbeit. Konkret seien dem Verein das zentrale Gewässer, ausgedehnte Röhrichtbestände sowie eine Mähwiese übereignet worden. Das Gebiet sei unter anderem bekannt, weil dort und im Umfeld ein Programm zur Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte stattfinde und sich unweit davon ein jahrweise besetztes Brutrevier des in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohten Purpurreihers befinde. Das Gelände liegt Ochse zufolge im Naturschutzgebiet Bobenheimer Altrhein und ist darüber hinaus als FFH- sowie Vogelschutzgebiet nach der europäischen Natura-2000-Richtlinie geschützt. „Was wir dort machen, ist das Erfassen der Vogelbestände.“ Darum werde sich der Arbeitskreis Vogelkunde unter Leitung von Markus Hundsdorfer kümmern.

Die kleinste geschenkte Fläche, berichtet der Präsident, sei ein zu entwickelndes Feuchtgebiet mit dem Flurnamen „Breitlach“ im Altrheinbogen, zwischen den beiden Baggerseen bei Lingenfeld und Mechtersheim. Dafür gebe es einen Pflegeplan im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme, den Pollichia-Mitglied Heinz-Peter Wierig erstellt habe. Mit der Pflege würden externe Dienstleister betraut. Ein wichtiges Ziel sei, zunächst die invasive nordamerikanische Goldrute zurückzudrängen.

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