Bad Dürkheim Mit 66 Jahren ...

Ich vorne, er hinten: So ähnlich schildert Gerhard Roch das Erfolgskonzept beim Gewinn der Deutschen Meisterschaften in Solingen
Ich vorne, er hinten: So ähnlich schildert Gerhard Roch das Erfolgskonzept beim Gewinn der Deutschen Meisterschaften in Solingen. Gestern trainierte er für uns in der Halle der Berufsbildenden Schule.

«Bad Dürkheim.» Damit hat niemand gerechnet. Und am wenigsten wohl Gerhard Roch selbst. Der 66-Jährige, der seit zehn Jahren in den Farben des BSC Bad Dürkheim antritt, hat am Wochenende in Solingen mit seinem Partner Karlheinz Schaus aus Kleinniedesheim den Titel des Deutschen Meisters im Doppel der über 65-Jährigen gewonnen. In der Konkurrenz mit 13 weiteren Teams verloren die beiden lediglich im Endspiel einen Satz und sind nun für die Weltmeisterschaften qualifiziert, die im September stattfinden – in Indien.

Gerhard Roch muss noch immer lachen, wenn man ihn auf den Coup anspricht, den er am Wochenende gelandet hat. Der 66 Jahre alte Dürkheimer, der 35 Jahre lang für SV Post Ludwigshafen aktiv war und in jüngeren Jahren immerhin mal Landesliga (früher dritthöchste Spielklasse) gespielt hat, war nicht unbedingt Feuer und Flamme, als sein jetziger Doppelpartner ihn vor längerer Zeit fragte, ob er nicht mit ihm gemeinsam bei den Pfalzmeisterschaften antreten würde. Und auch nach dem Sieg dort blieb Roch, dessen Sohn Jens Anfang der 2000er Jahre zu den besten Badmintonspielern in Deutschland gehörte und 2007 Studenteneuropameister wurde, skeptisch. Er erinnerte sich an damals, als er im Alter von knapp Mitte 30 bei den Südwestdeutschen Meisterschaften eins „auf den Deckel“ bekommen hatte. Diese Blöße wollte er sich nicht nochmal geben. Doch Schaus überzeugte seinen Partner und den beiden gelang nach dem regionalen Entscheid auch im hessischen Ginsheim-Gustavsburg, wo die Südwestmeisterschaften am 2. April stattgefunden hatten, ein veritabler Durchmarsch mit lediglich einem Satzverlust. Erneut musste Schaus hernach auf seinen Dürkheimer Partner, der im Verein auch als Coach arbeitet und im vergangenen Jahr mit dem Fred-Zemke-Gedächtnis-Pokal geehrt wurde, einreden. „Er wollte unbedingt auf die Deutschen Meisterschaften“, sagt Roch über seinen Kameraden. Also wurde weiterhin zweimal die Woche trainiert. So wie es Roch übrigens schon lange tut. Bis heute hilft er bei Spielen in der zweiten Mannschaft der Dürkheimer Herren aus, aber die Deutschen Meisterschaften waren für ihn nochmal ein anderes Pflaster. Zumal dort Leute wie Karl-Heinz Zwiebler auf dem Turnierbaum standen – kein Geringerer als der Vater des Weltranglistenzehnten Marc Zwiebler, der das deutsche Badminton in diesen Tagen beherrscht. Vater Zwiebler selbst war mehrfach Deutscher Meister und ist heute Vizepräsident des Deutschen Badminton-Verbandes. Trotz dieser Meriten endete das Spiel auf den Deutschen Meisterschaften nach zwei Sätzen recht eindeutig mit 21:14 und 21:17 für das Duo Roch/Schaus. In der ersten Runde hatte es ein Freilos gegeben und Runde drei überstanden die beiden auf Platz zwei Gesetzten ebenso unbeschadet wie das Spiel gegen Zwiebler und Co. Im entscheidenden Spiel gegen die späteren Vizemeister gaben Roch und Schaus einen Satz ab, gewannen im dritten Satz aber klar mit 21:9. Damit war der Sieg perfekt. „Ein paar Bier“ seien getrunken worden auf den unerwarteten Erfolg, sagt Roch gestern noch immer lachend. Möglicherweise stimmten ihn auch die Preise fröhlich, die es für den Titel des Deutschen Meisters gab. Roch zählte etwa ein Paar Socken auf. Und eine Art Einwegrasierer. Am Ende könnten diese Dinge aber noch hilfreich sein in diesem Jahr. Etwa dann, wenn es im September auf Reisen geht. Genauer gesagt nach Kochi, einer Stadt, die im südindischen Bundesstaat Kerala liegt. Dort werden zwischen 10. und 17. September die Badminton-Weltmeisterschaften der Senioren ausgetragen. Um Überzeugungsarbeit zu leisten, schaltete sich nun sogar Rochs Sohn Jens ein, der seinem Vater riet, dort an den Start zu gehen. Inzwischen scheint der 66-Jährige überzeugt zu sein. Mitnehmen wollen Schaus und er auf jeden Fall ihre beiden Frauen. Das habe unter anderem einen ganz simplen Grund: „Ich kann ja gar kein englisch“, sagt Roch und lacht wieder.

Siegerehrung: Gerhard Roch (links) auf dem Podest mit Partner Karlheinz Schaus.
Siegerehrung: Gerhard Roch (links) auf dem Podest mit Partner Karlheinz Schaus.
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