Bad Dürkheim Kanzelaltar kehrt nach Bad Dürkheim zurück

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Blickpunkt: Das Presbyterium hat entschieden: Der Kanzelaltar kommt zurück in die Dürkheimer Schlosskirche. Wann es soweit sein wird, steht laut Dekanin Ulla Hoffmann noch längst nicht fest. Doch nicht jeder Gläubige freut sich über die Heimkehr des historischen Kunstwerks: Unter den Protestanten gibt es derzeit rege Diskussionen.

„Die Leute wissen mehr als wir“, sagt Dekanin Ulla Hoffmann im Gespräch gleich mehrfach. Die erst jetzt veröffentlichte Entscheidung des Presbyteriums – laut Dekanin übrigens einstimmig bereits im August gefällt – hat teils heftige Reaktionen bei den Dürkheimer Protestanten ausgelöst (siehe auch unsere Leserbriefe auf Lokalseite 2). Viele wollen den wuchtigen Altar nicht wieder in ihrer Kirche sehen. Andere kritisieren die Kommunikation des Presbyteriums und der Dekanin nach außen. Die Entscheidungslage sieht nach Hoffmanns Angaben so aus: Das Presbyterium hat die Restaurierung und die Rückkehr des Altars beschlossen. Der Mittelgang wird wieder hergestellt, so wie es ihn bis 1978 gab. Damals wurde die Schlosskirche komplett neu gestaltet, der Kanzelaltar abgebaut und der Innenraum renoviert (wir berichteten mehrfach). Nun soll außerdem ein neues Beleuchtungskonzept kommen, Streicharbeiten sollen folgen. Nach 35 Jahren sei das nötig. „Mehr ist nicht“, sagt die Dekanin. Denn: Noch längst sei bei der Kirchengestaltung nicht alles entschieden, wie Kritiker ihr und dem Presbyterium unterstellen. Für alle Maßnahmen gebe es einen Zeitplan von rund zwei Jahren: „Wir lassen uns dafür Zeit“, sagt Hoffmann. Die Arbeiten am Altar müssten erst noch ausgeschrieben werden. Es sei also auch noch nicht entschieden, ob Esther Nickel den Auftrag bekommt. Die Restauratorin hatte den Altar wissenschaftlich untersucht. Für die Umgestaltung des Innenraums werde möglicherweise ein Architektenwettbewerb veranstaltet, das sei aber noch nicht sicher. „Wir wissen noch nicht, wie das aussehen wird“, sagt Hoffmann klar über die Art der Kirchengestaltung und das Prozedere. Ein Kritiker dieser Entscheidungen ist Thomas Breier. Der ehemalige Presbyter aus Leistadt hat nun sogar eine Unterschriftenliste erstellt. „Initiative: Kein Kanzelaltar in die Schlosskirche“ ist das Schriftstück überschrieben. Die Unterzeichner sind gegen die Aufstellung des Altars, „weil eine solche Maßnahme aus liturgischen, technischen und organisatorischen Gründen nicht erforderlich ist“: Die Finanzierung solle dargelegt werden und für den Altar ein anderer Standort gefunden werden – das sind Kernforderungen auf dem Papier. Es folgt eine längere Begründung. Bisher stimmen dem erst zehn Unterzeichner zu, allerdings habe er die Liste auch erst am Wochenende angelegt, sagt Breier. Es gebe auch eine zweite Unterschriftenaktion, so Breier, der zwei Hauptgründe für die Kritik nennt: Finanzen und Kirchenmusik. „Die Kirchenmusik wird sich gravierend verändern, wenn der Kanzelaltar zurück in die Schlosskirche kommt“, sagt Jürgen E. Müller auf Nachfrage. Der Kirchenmusikdirektor kennt die Schlosskirche noch aus Zeiten vor der Renovierung 1978. Kaum Platz habe es für den damals noch deutlich kleineren Chor gegeben. „Wir haben heute schon nicht üppig Platz“, führt Müller aus. Mit Kanzelaltar entstünde ein massives Platzproblem. Dabei gehe es ihm nicht nur um konzertante Aufführungen, auch der ganz normale Gottesdienst mit Chorbeteiligung sei mit Kanzelaltar so nicht mehr vorstellbar. Die optische Verbindung zwischen Chor und Organist sei dann nicht mehr gegeben, und wo die in der Regel circa 40 Chormitglieder ihren Platz finden werden, sei ungeklärt. Die Orgel müsste vermutlich nachintoniert werden, so Müller, der Kirchenraum werde sich vermutlich akustisch verändern. Die Renovierung von damals habe hauptsächlich theologische Gründe gehabt, betont Müller. Das liturgische Geschehen und die Predigt seien so näher an die Gemeinde gerückt. Nach Müllers Schilderung wurde er bisher in die Beratungen des Presbyteriums in dieser Sache nicht mit einbezogen. Er sei über die Entwicklungen ausschließlich über die RHEINPFALZ und das Gemeindeblatt Antenne informiert. Die Kirchenmusiker würden ins neue Kirchenkonzept eingebunden werden, sagt Hoffmann. Sie habe persönlich dafür gekämpft, dass die Dürkheimer Kirchenmusikerstelle im Dekanat auch nach der Fusion beibehalten wird, betont sie. Sie sei keine Feindin der Kirchenmusik. Den Unwillen der Kirchenmusiker über die Altarrückkehr ist auch bei ihr angekommen. Sie könne sich vorstellen, dass ein anstehender Generationenwechsel Entspannung in der Frage bringt. Die Kosten würden über Zuschüsse und Spenden generiert. Zuschüsse seien schon zugesagt, erste Spenden eingegangen: „Es gibt nicht nur Gegner“, betont Hoffmann. Etwa 150.000 bis 200.000 Euro kostet die Restaurierung, die Neugestaltung des Innenraums lasse sich noch nicht beziffern, erst wolle sich das Presbyterium fachlichen Rat holen. Dass einige das Wiederaufstellen des Altars als Hoffmanns Werk begreifen, ärgert die Dekanin. Sie selbst lege keinen großen Wert darauf, aber sie habe sich leider damit befassen müssen. Durch die Umlagerung des Altars habe die Denkmalpflege von der Sache erfahren. Die Untersuchung sei dann erforderlich gewesen. „Kirche ist kein Verein oder Club, sondern eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Rechten und Pflichten“, sagt Hoffmann. Sie selbst sei von ihrem Presbyterium mit der Konzeption beauftragt worden. Hoffmann würde bei Bedarf gerne einen Bus organisieren und mit den Skeptikern nach Altenkirchen zum Kanzelaltar fahren. Viele wüssten nicht, von was sie sprächen, sagte sie mit Blick auf die Bedeutung des Altars. Sie würde sich wünschen, dass sachlich debattiert wird. Mit einer regen Diskussion habe sie aber keine Probleme: „Wir sind Protestanten, da wird immer diskutiert.“

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