Bad Dürkheim „In der Operette sollen die Besucher lachen“

In Mannheim wird ein Operetten-Klassiker besichtigt: Heute hat im Nationaltheater Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ Premiere, ein Hauptwerk der leichten Muse und einer der größten Bühnenerfolge aller Zeiten. Am Pult steht Joseph Trafton, Regie führt ein international angesehener Theatermann: Renato Zanella.

Seine Laufbahn hatte Zanella als Tänzer begonnen. Seit 2011 ist der gebürtige Veroneser in Athen Direktor des griechischen Nationalballetts und leitet gegenwärtig auch in seiner Heimatstadt das Ballettensemble der Arena die Verona. Das Mannheimer Angebot, „Die lustige Witwe“ am Nationaltheater in Szene zu setzen, kam ihm offenbar sehr entgegen. „Opernintendant Klaus-Peter Kehr“, erzählt er, „schlug mir ein bewegtes, farbiges, elegantes, nicht dekonstruierendes Arrangement vor. Was meiner Vorstellung weitgehend entsprach; ich habe sofort zugesagt.“ In diesem Kontext drängte sich die Frage nach den Perspektiven der Gattung Operette auf, ob sie denn nicht längst überholt sei und in unserer Gegenwart dem Publikum belanglos erscheinen möge. Kann heute noch Interesse bestehen an eine Handlung, wie jene frivole und sentimentale der „Lustigen Witwe“ im Paris der Belle Époque. Es geht um das Schicksal des bankrotten balkanischen Königreichs Pontevedrino und eine gefühlsselige Love Story mit dem obligatorischen Happy End. Die Protagonisten dieser Geschichte sind die millionenschwere verwitwete Schönheit Hanna Glawari und der Lebemann und Botschaftssekretär Graf Danilo Danilowitsch. Zanella zeigt sich durchaus bereit, für die schon oft totgesagte Gattung eine Lanze zu brechen. Es handele sich, sagt er, um unsere Tradition, unsere Kultur, ein Lebensgefühl und zwar ein spezifisch wienerisches. „Auf den Geschmack“, so der Regisseur, „bin ich in der Tat in Wien gekommen.“ Heute gelte es, die Operette mit ästhetischem Anspruch und Eleganz darzubieten, ist Zanella überzeugt. Ein wenig Staub könne dabei sogar bleiben. Gefährlich seien aber Verfremdungen; die Vorlagen sollten identisch bleiben mit sich selbst statt zerrissen zu werden. Immerhin habe er das Libretto „etwas bearbeitet“, räumt Zanella ein. So konstruiere seine Regie Parallelen zwischen Pontevedrino, der die Einrichtung seiner Botschaft stückweise verscherbelt, und den von Staatsbankrott bedrohten südeuropäischen Staaten von heute. Andererseits stelle die Mannheimer Inszenierung die Titelfigur Hanna Glawari statt als passive Lebedame und Femme fatale als reiche Wall-Street-Lady dar, die Geld an den Staat zurückführe, um den geliebten Danilo zurückzuerobern. Dafür lasse sie das Nachtlokal „Chez Maxime“ bei sich zu Hause nachbauen, um ihn dort zu verführen. Dies solle auch zeigen, dass das „Maxime“ nichts Wirkliches sei, sondern lediglich eine Fiktion. Dirk Beckers Bühnenbild ist eher zeitlos, Esther Waltz′ Kostüme orientieren sich dagegen am Stil der Belle Époque. Es werde Fräcke und Grisetten geben. Außerdem sollen Kostüme, Schminke und Aufmachung leicht karikaturistisch wirken. Und Realismus möchten der Regisseur auf jeden Fall vermeiden: „Der ist gefährlich und heute unbezahlbar.“ Ob er das Happy End der Operette gönnen wolle? „Ja“, antwortet der Regisseur, „aber mit geschmackvollen Irritationen. Schließlich gehört das glückliche Ende zur Operette und zur Opera buffa.“ Parodistische Momente verspricht er ebenfalls, aktuelle Anspielungen auf den Islam, die Gängelung der Frauen, auf aus europäischer Sicht mittelalterliche Sitten im 21. Jahrhundert. Schließlich: „In der Operette sollen die Besucher lachen.

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