Bad Dürkheim Hochfliegende Pläne mit Hochstraße

Die Stadtratssitzung am gestrigen Rosenmontag in Freinsheim wurde erst interessant, als die CDU-Opposition einen neuen Vorschlag zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt machte.

Die Mehrheit aus SPD und FWG wusste zunächst nicht recht, ob sie den Vorschlag, die Hochstraße von Ludwigshafen, die demnächst abgerissen werden soll, in Freinsheim generalsaniert wieder aufzubauen, nun gut finden sollte oder nicht. Am Ende gab es zwar keine Abstimmung, aber großes Lob für die Opposition. Das Land soll jetzt das letzte Wort haben. Wie in der Sitzung im November, als die CDU den Vorschlag einer Südumgehung für Freinsheim hervorzauberte, hatten die übrigen Fraktionen auch diesmal keine Worte der Kritik parat. Nein, alle schienen sich zu fragen, warum sie nicht selbst schon auf die Idee mit der Hochstraße gekommen waren. „Das ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wirklich nicht von uns zu überbieten. Wir ziehen den Hut“, sagte SPD-Fraktionschef Jürgen Strasser und tippte einige Notizen in sein Tablet. Auch sein FWG-Kollege Matthias Weber sparte nicht mit Lob: „Das ist mal wieder konstruktive Oppositionsarbeit“, sagte er, ohne von seinem Notebook aufzublicken. Wegen des Nachhaltigkeitsarguments konnte auch Eva Schneider von den Grünen nichts dagegensetzen. „Was ich denke, interessiert ja eh keinen“, platzte FDP-Ratsherr Thomas Oberholz heraus. Klare Worte der Kritik kamen nur aus den Zuschauerrängen. Von dort rief Ex-SPD-Stadtratsmitglied Gottfried Nisslmüller, dass die Sanierung der Altstadt immer noch wichtiger sei als eine Sanierung der Hochstraße. Er verließ aus Protest den Saal, was jedoch außer der Presse niemand bemerkte. Stadtbürgermeister Jürgen Oberholz hielt sich mit Äußerungen zurück, sagte aber nach der Sitzung auf RHEINPFALZ-Anfrage kichernd: „Das ist zwar alles absoluter Quatsch, aber wir lassen das vom Land prüfen.“ Auf Nachfrage, ob nicht auch der Stadtrat dazu abstimmen müsse, soll Oberholz gesagt haben: „Das lassen wir lieber die Erpolzheimer für uns machen.“ Erpolzheims Bürgermeister Alexander Bergner wollte zu diesen Auslassungen offiziell keine Stellungnahme abgeben. Aus gar nicht immer so gut informierten Erpolzheimer Kreisen wurde verlautet, dass Bergner gesagt haben soll: „Die spinnen doch, die Fränsemer ...“ Da das Land in Sachen West- und Südumgehung seine ablehnende Haltung auch damit begründet hatte, dass Straßensanierungen gegenüber einem Neubau klare Priorität haben müssen, wittert die CDU mit ihrem neuen Vorschlag nun Morgenluft. Entsprechend beflügelt erklärte Oppositionsführerin Barbara Reibold-Niederauer in einer Multimediashow beim Landesbetrieb Mobilität in Speyer: „Wir umgehen damit ganz Freinsheim auf einen Schlag.“ Auch touristisch sei die Variante durchaus attraktiv, denn kein kulinarischer Weinwanderer habe Grund, sich an dem Konstrukt zu stören: „Die können einfach drunter durchlaufen.“ Oberholz schlug eine Ortsbegehung vor, jedoch wusste keiner der anwesenden Kommunalpolitiker, ob diese zuerst in Freinsheim oder in Ludwigshafen stattfinden sollte. Das Thema wird nun in einem Ausschuss weiter beraten. Bis dahin hat das Land sowieso eine Ablehnung verschickt, ulkte der Bürgermeister. Spätestens zu Aschermittwoch wird damit gerechnet. (led)

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