Friedelsheim Gesicht(et): Ratlos und verwirrt

Nicht ans Öl gedacht: Zwei törichte Jungfrauen im südlichen Chorfenster der protestantischen Kirche in Friedelsheim.
Nicht ans Öl gedacht: Zwei törichte Jungfrauen im südlichen Chorfenster der protestantischen Kirche in Friedelsheim.

Diese Frauengesichter sind im südlichen Chorfenster der protestantischen Kirche von Friedelsheim zu sehen. Sie gehören zum biblischen Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen. Hier wird beschrieben, wie zehn Frauen mit ihren Lampen dem Bräutigam entgegengehen. Sinnbildlich steht Jesus für den Bräutigam, der die christliche Gemeinde in Gestalt der Braut heimholt. Dabei nehmen die fünf klugen Jungfrauen auch Öl in den Gefäßen mit; die anderen fünf tragen nur ihre Lampen, haben aber nicht ans nötige Öl gedacht.

Deutlich verrät die Mimik: Die hier vorgestellten Gesichter zeigen zwei Frauen, die nicht zu den klugen gehören. Der Marburger Glasmaler Erhardt Klonk, der vor knapp 70 Jahren die Friedelsheimer Chorfenster verglaste, drückt in ihren Zügen eher Ratlosigkeit und Verwirrung aus. Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen ist in der Kunst oft interpretiert worden und war besonders im Mittelalter beliebt. Es sollte die Menschen mahnen, wachsam zu sein, vorauszuschauen und sich Gott zuzuwenden.

Allegorisch wurde das Gleichnis dennoch unterschiedlich ausgelegt und bisweilen auch kritisch hinterfragt: Denn entgegen dem christlichen Gebot sozialen Handelns geben die „klugen“ Jungfrauen nichts von ihrem Öl ab. Stattdessen werden die „törichten“ sogar von der anstehenden Feier ausgeschlossen.

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