Bad Dürkheim Geliehene Kunst

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Kunstwerke im eigenen Wohnzimmer – nur wenige Menschen können sich das leisten. Deshalb haben Galerien in Großstädten wie London, Paris und Hamburg das Modell entwickelt, künstlerische Objekte zu verleihen. Die Künstler Flavio Orellano und Roland Würtz bringen diese Idee nach Weisenheim am Berg. Am Wochenende fand die erste „Verleihausstellung“ in ihrem Atelier statt.

In einem nicht allzu großen Raum mit Sandsteinwänden und Holzdecke ist das Atelier von Würtz und Orellano. Besucher finden sich wieder in einer Fülle unterschiedlicher Gemälde, Keramiken und Glasobjekten. Und nicht nur die Techniken sind breitgefächert, sondern auch die Stile der Kunstwerke. „Unser Angebot ist sehr vielseitig“, findet Würtz, der fast alle zweidimensionalen Objekte erschaffen hat. „Ich würde fast behaupten, hier könnte jeder etwas Passendes finden.“ Unterschiedliche Menschen kämen, um sich umzusehen und eventuell auch etwas auszuleihen, erklärt Würtz. Es sei eine tolle Gelegenheit, „wenn man mit der Idee kommt, etwas zu leihen und nicht gleich viel Geld zum Kauf auszugeben“. Und die Idee stößt auf positive Resonanz. „Gestern kam eine Frau vorbei, in deren neuer Wohnung es noch eine ganz leere Wand gibt. Sie war gleich begeistert und suchte sich ein passendes Ölgemälde aus.“, erzählt Würtz. Zu jedem Bild und zu jeder Skulptur kann der studierte Musiker eine Geschichte erzählen. Da sind die „Glasfusionen“, Skulpturen und Schalen aus ehemaligen Flaschen, zu denen es durch Zufall kam. Beim Brennen von Keramikobjekten befand sich im Ofen eine Glasscherbe, die anschließend „einfach wunderbar aussah“. So fing Orellano an, Flaschen zu zerschneiden und daraus Obstschalen im Ofen zu brennen. Da sind verschiedene Versuche Würtz’, ein fast monochromes Gemälde in Blautönen, auf dem bei näherem Hinsehen der Ungeheuersee erkennbar ist. Unterschiedliche Motive vereinigt er in seinen Bildern, häufige Themen sind die Musik, die Ostsee und die Toskana. Auch im Stile unterschiedlicher berühmter Künstler, beispielsweise Picasso, finden sich Werke. Zu den Gemälden des Weisenheimers kommen noch einige von Freunden und Bekannten, die auch geliehen werden können. Von der Idee des Verleihens von Kunstobjekten hatte Würtz gelesen und fragte sich deshalb: „Warum nicht auch hier in der Provinz?“ Wer sich dazu entschließt, einen Leihvertrag abzuschließen, behält das Bild in der Regel ein Jahr lang und zahlt dafür zwischen 50 und 100 Euro. Sollte es dem Leiher nach einiger Zeit nicht mehr gefallen, kann er es kostenlos umtauschen. Und auch das Kaufen nach dem Zeitraum ist möglich. Dann wird die Leihgebühr im Kaufpreis angerechnet. Info Da vergangenes Wochenende der „Ansturm“ sehr überschaubar war, wird am nächsten Wochenende nochmals eine „Verleihausstellung“ stattfinden. Samstags und sonntags zwischen 14 und 18 Uhr ist das Atelier in der Leistadter Straße 14 in Weisenheim am Berg für Interessierte geöffnet. Neugierige können auch jederzeit einen anderen Termin per Telefon unter 06353 8833 vereinbaren, sich die Kunstobjekte anschauen, ausleihen oder kaufen.

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