Bad Dürkheim Geben Sie wirklich alles!

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Wer alljährlich etwa 300 Konzerte und Shows besucht, erlebt so einiges. Für den perfekten Konzertbesuch hier einige Tipps: Er beginnt mit einer guten Vorbereitung. Ein Handy ist unverzichtbar. Lassen Sie es unbedingt eingeschaltet, Sie könnten sonst einen wichtigen Anruf verpassen, sollten aber vorher einen schönen Klingelton wählen. Viele Musiker konnten früher die Nokia-Melodie spontan mitspielen. In ihrer quadratmetergroßen Handtasche oder ihrem Expeditionsrucksack sollten sie außerdem eine Flasche mit einem Getränk mitführen. Auch wer in einem Konzert mit klassischer Musik völlig ruhig dasitzt, verliert Flüssigkeit. Isotonische Sportdrinks sind deshalb nie verkehrt. Ins Handgepäck gehören auch Hustenbonbons. Diese sollten sie in einer verschlossenen, schwer zu öffnenden Packung mitführen. Kaufen sie nur Marken, bei denen die Bonbons in Cellophan verpackt sind. Pünktlichkeit ist bei einem Konzertbesuch nicht zwingend. Gerade von Clubkonzerten weiß man doch, dass die nie pünktlich anfangen. Deshalb kommt man eine halbe Stunde später. Das wiederum wissen die Veranstalter und warten, bis alle da sind. Was dazu führt, dass die schon Anwesenden das nächste Mal ebenfalls später kommen. Erfahrene Konzertgänger stellen sich darauf ein, dass in wenigen Jahren Konzerte, die für Montagabend angesetzt sind, erst am Dienstag beginnen werden. In klassischen Konzerten ist es wichtig, dass Sie sich Ihrer Begleitung und ihren Nachbarn als Kenner präsentieren. Erklären Sie laut, dass Sie die berühmte Sopranistin Olga Schrilla von Kreisch schon im Frühjahr in der Mailänder Scala gehört haben. Unterstützen Sie auch die Musiker nach Kräften. Gerade beim intimen Kammerkonzert schätzen es die Künstler, wenn Sie den Stimmton durch Mitsummen verstärken. Sehr willkommen ist auch das Mitsingen bekannter Melodien. Dafür werden sie ja gespielt. Pausen zwischen den Sätzen haben die Komponisten extra gelassen, um kräftig abzuhusten. Suchen Sie für ihren Auswurf umständlich ein Tuch in ihrem Handgepäck. Wichtige Gespräche dulden keinen Aufschub. Leider spielen die Musiker oft so laut, dass man kaum versteht, was die Leute im Publikum gerade diskutieren. Sprechen Sie deshalb laut und deutlich und beziehen Sie nach Möglichkeit ihr Umfeld mit ein. Schließlich kann ja jeder noch etwas von Ihnen lernen. Um das einmalige Konzerterlebnis für sich selber, für Youtube und die Nachwelt zu konservieren, sollten sie unbedingt mit ihrem Handy filmen. Strecken Sie das Handy mit hundert anderen Konzertbesuchern über ihren Kopf und starren Sie auf das Display. Je größer das ist, desto mehr haben auch die Leute hinter Ihnen davon, denn die können ja die Bühne vor lauter Handys gar nicht sehen. Sie bekommen zwar das Konzert an diesem Abend auch nicht richtig mit, dafür können Sie aber das überbelichtete Farbengewäsch und den krachend übersteuerten Sound ihres Videos beliebig oft genießen. Der Applaus ist das Brot der Künstler. Deshalb ist es wichtig, so schnell wie möglich seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Seien Sie der Erste, der klatscht und „Bravo!“ ruft. Nur Schlafmützen warten, bis die Pianistin die Hände von den Tasten nimmt oder der Geiger den Bogen absetzt. In Konzerten mit klassischer Musik nicht so verbreitet ist das scharfe Pfeifen durch die Zähne oder durch die Finger. In Konzerten mit populärer Musik gehört das längst zum guten Ton. Setzen Sie ihre Begeisterung in Phonstärken um. Nähern sich Konzerte dem Ende, gilt es, sich eine günstige Ausgangsposition zum Lauf Richtung Parkhaus zu verschaffen. Hier macht sich Durchsetzungskraft bezahlt. Etwas Schwung und spitze Ellenbogen können den entscheidenden Vorsprung verschaffen. Die Künstler wird Ihr Abgang sicher nicht stören. Denn sicherlich haben die auf der Bühne schon gemerkt, dass Sie während des Konzerts wirklich alles gegeben haben.

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