Weisenheim am Berg Feinster Flamenco

Alexander Kilian (links) und Jan Pascal – Café del Mundo – in Weisenheim.
Alexander Kilian (links) und Jan Pascal – Café del Mundo – in Weisenheim.

Sicher haben viele Fans des Weisenheimer Gitarrenfestivals auf die Rückkehr von Café del Mundo gehofft. Die Flamenco-Gitarristen Alexander Kilian und Jan Pascal haben auch ohne Publikum ein echtes Feuerwerk entzündet.

Jazziges mit spanischem Flair von Chick Corea, Tango von Astor Piazzolla, das meditative Air aus Bachs D-Dur Orchestersuite und dazu eigene Werke: Das Programm in Weisenheim spannte einen weiten Bogen. Gemeinsamer Nenner war immer die enorme Energie des Flamenco, die das Duo in seiner Spielweise so prägt.

Mit „Oblivion“ begann das Konzert. Das Stück ist von Tangokönig Astor Piazzolla, der es für sein Bandoneon und Orchester geschrieben hat. Aber in der Version für zwei Gitarren kommt die Musik auch sehr schön zur Geltung. Es gibt ja auch eine historische Verbindung zwischen Flamenco und Tango: Die spanischen Eroberer brachten ihre Musik mit nach Lateinamerika, und Rhythmen, Tonleitern und Spielweisen aus ihrer Heimat finden sich mehr oder weniger in allen Musikstilen Lateinamerikas. So war der direkte Übergang in Chick Coreas „La Fiesta“ auch ganz nahtlos.

Ein spanisch-andalusischer Schlager war die Vorlage für die „Romanca di Valentia“. Das Stück beginnt optimistisch, es geht um einen Mann, der auf sein Leben blickt und meint, sich und der Welt seine Männlichkeit beweisen zu müssen – natürlich mit einem Stierkampf, erklärt Jan Pascal dem Publikum. Die Ballade wird dann erzählend und geht in die höchsten Register der Gitarre. Die Stimmung wird aber etwas dunkler, melancholischer – denn dieses Mal gewinnt der Stier.

Eher ruhig, oft meditativ interpretiert, ist das bekannte Air aus Bachs Orchestersuite in D-Dur. Alexander Kilian lässt in seine Interpretation der Melodie ein paar vom Flamenco inspirierte Wendungen einfließen, was dem Stück ein besonderes Flair gibt, während Jan Pascal die Akkorde über der absteigenden Basslinie spielt.

Das Duo gilt als eines der führenden im Flamenco Nuevo, jener zeitgenössischen Entwicklung, die die andalusische Tradition weiterführt. Am Anfang stand der klassische Flamenco, für den sich beide begeisterten. Und das war auch der Anfang ihrer gemeinsamen Musik. Kennengelernt haben sich die beiden Gitarristen als Lehrer und Schüler: Jan Pascal hielt einen Flamenco-Workshop, an dem Alexander Kilian teilgenommen hat. Kilian war schon sehr fortgeschritten und Pascal beeindruckt. Und weil die beiden einen guten Draht zueinander fanden, begannen sie 2007 als festes Duo zusammenzuspielen.

Inzwischen haben sie auch viele eigene Stücke im Repertoire. Dabei entlocken Kilian und Pascal ihren Instrumenten eine verblüffende Vielfalt von Klangfarben und Artikulationsweisen. Viele Techniken stammen aus dem Flamenco, wie etwa das Rasgueado, der typische wirbelnde Akkordanschlag, oder die Wechsel von rhythmischen akkordischen Phasen mit schnellen Läufen. Gerade in ihrem Stück „Arabian Nights“ wird die enge Verzahnung ihres Spiels, das Ineinandergreifen der virtuosen Passagen, besonders deutlich. Das Duo hat sich vom klassischen Flamenco mit überlieferten Melodien hin zu einer modernen Spielweise entwickelt, hat aber immer noch traditionellen Flamenco im Programm. Im Konzert gab es etwa Rio Guadelest eine selbst komponierte Buleria, das ist ein Tanz aus dem 19. Jahrhundert, den es in vielen regionalen Formen gibt. Hier haben die beiden die vielfältigen Einflüsse aufgegriffen, die in Andalusien verschmolzen sind.

Jan Pascal, Jahrgang 1975, bekam von seinem Großvater, der in Spanien lebte, seine erste Gitarre, als er sechs Jahre alt war. Er lernte Gitarre, Klavier und Gesang bei verschiedenen Lehrern, darunter Flamenco-Meister Rafael Cortes. Alexander Kilian, geboren 1987, hatte schon als 15-Jähriger den Wettbewerb bei Peter Fingers Open Strings Festivals und damit einen Plattenvertrag bei dessen Label gewonnen.

Im NetzDas Konzert ist kostenfrei über www.ehemalige-synagoge-weisenheim.de/veranstaltungen.html zu erreichen, Spenden für die Künstler auf das dort angegebene Konto sind willkommen.

x