Bad Dürkheim Fechten ist wieder „in“

„Und Ausfallschritt!“ 16 Kinder und Jugendliche folgen artig und motiviert den Anweisungen von Trainer Thorsten Rotthaus. „So, nun eine Reihe bilden und in die Hocke gehen“, lautet die nächste Übung. Auch hier macht der Nachwuchs eine recht gute Figur. Training der Fechtabteilung des HC Bad Dürkheim in der Turnhalle der Realschule. Man ist zunächst beim Aufwärmen.

Fechten ist wieder „in“ in der Kurstadt. „Die Abteilung ist vor vier Jahren wie aus der Asche wieder auferstanden“, berichtet Michael Burkardt, ebenfalls Trainer. „2010 hatten wir gerade mal noch sieben Fechter, jetzt sind es wieder 30“, freut sich der Bronzemedaillengewinner der Senioren-WM jüngstens im ungarischen Debrecen (wir berichteten). Das Alter der Bad Dürkheimer Fechtsportlerinnen und -sportler umfasst dabei eine Spanne von fast 80 Jahren – Kinder, Jugendliche und Erwachsene duellieren sich hier bei den Übungsstunden. Simon ist mit sieben Jahren der jüngste, „und einer der enthusiastischsten“ sagt Michael Burkardt. Am obersten Ende der Altersstruktur steht Horst Bech. Mit seinen 84 Lenzen fungiert er immer noch als engagierter Trainer. „Ich bin über Rosemarie Schäffer 1960 zum Verein hier gestoßen“, erzählt der rüstige Senior. Schäffer, die 1951 die Fecht-Abteilung gegründet und bis zu ihrem Tod 2006 diese geleitet hat, sprach auf der Suche nach einem geeigneten Trainer eines Tages Horst Bech an. „Wir kannten uns, da ich damals aktiver Fechter in Völklingen war. Da ich in Bonn die Trainer-Lizenz erworben hatte, habe dann zugesagt und bin bis 1970 immer montags aus dem Saarland hierhergekommen, um die Sportler zu trainieren“, berichtet er. Später habe er eine Anstellung bei der BASF bekommen, sei nach Oggersheim gezogen und habe danach zweimal die Woche in Bad Dürkheim das Training geleitet. „Dies tue ich nach wie vor“, sagt das Urgestein des Clubs, und ergänzt sofort: „Ich bin noch immer mit Feuer und Flamme dabei“. Thorsten Rotthaus ist 1974 in die Fechtabteilung eingetreten, hat aber den Club drei Jahre später wieder verlassen. Um sich dann im Jahr 2000 der Truppe wieder anzuschließen. Der Geschäftsführer der Fecht-Abteilung ist für das Basis-Training besonders des Nachwuchses zuständig. „Ich übe mit denen etwa die Grundschritten, die Beinarbeit oder die Oberkörperschulung“, erläutert Rotthaus. Dazu gibt es Theorie laut den „Fragenkatalog zur Anfängerprüfung“, den auch dies gehört zum Fechtsport dazu, ebenso Regeln. Danach geht es langsam an die Waffen, mit Übungen zunächst an der Wand. Danach werden die jungen Musketieren von Horst Bech oder Michael Burkhardt zum Training unter Wettkampfbedingungen übernommen. Die Fechtkategorien Florett und Degen stehen dabei im Fokus. Burkardt kann dabei ebenso wie Bech auf eine lange Wettkampflaufbahn blicken. Elfmal war er Pfalzmeister in den Kategorien Degen und Säbel, hat in den 80er Jahren an Weltranglistenturnieren und an WM- und Olympia-Vorbereitungen teilgenommen. Nachdem er von Thorsten Rotthaus angesprochen wurde, erklärte sich der Mutterstadter bereit, 2010 als Trainer zur Fecht-Abteilung der HC Bad Dürkheim zu kommen. Inzwischen verzeichnet man Erfolge: Neben dem tollen Ergebnis Burkhardts bei der Senioren-WM, bei der er nur am späteren Weltmeister Wlodimir Sokolov aus der Ukraine gescheitert war, gibt es weiter Erfolge im Club: So ist der 17-jährige Sebastian Bayer bei den Junioren Ranglisten-Erster in der Pfalz im Degen. In dieser Disziplin hatte er sich letztes Jahr für die Deutschen Meisterschaften als Ranglisten-Erster der Pfalz bei der A-Jugend qualifiziert. Diesen Platz hat nun Vereinskollege Timon Dick inne. Und Jasmin Schäfer von der Fecht-Abteilung ist nominiert für das Talent des Jahres bei der Bad Dürkheimer Sportlerwahl. Ganz nebenbei: Ihr Papa Matthias ist Quereinsteiger und hat beim „Spätleseturnier“ in Landau den ersten Platz belegt. Woher rührt der Aufwärtstrend beim Fechten in Bad Dürkheim? „Viele jungen Leute sind von den geschickten, eleganten Bewegungen angetan und wollen in einem nicht alltäglichen Sport ihre Leistung bringen“, erläutert Michael Burkardt. „Das Fechten hat viel mit Taktik, Körperbeherrschung und auch Raffinesse zu tun, er stärkt darüber hinaus auch das Reaktionsvermögen.“ Nicht zuletzt, so der Trainer, könne dieser Sport bis ins hohe Alter betrieben werden. Doch bei allem Spaß an dieser körperlichen Betätigung – auch beim Fechten müssen die Regeln eingehalten werden. Das hat auch der junge Mann erfahren müssen, der unerlaubterweise einen Kampf abgebrochen hat. „Das geht nicht!“, macht Thorsten Rotthaus dem Schüler unmissverständlich klar und schließt ihn vom weiteren Training aus. Er darf postwendend seine Sachen packen. Mit hängenden Ohren trabt der Sünder aus der Halle. Der Zurechtgewiesene hat trotz allem noch von seinem Trainer die Hand gereicht bekommen und darf das nächste Mal wiederkommen.

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