Bad Dürkheim „Einmal in der Woche ein Vokal“

Boris Stijelja ist Schauspieler, Comedian und kommt aus Ludwigshafen. Der gebürtige Kroate tritt mit Alice Hoffmann im April mit einer Komödie in der Frankenthaler VT-Halle auf. Der 32-Jährige war bereits im Bayerischen Rundfunk in einer Neuauflage der „Pension Schöller“ zu sehen, präsentiert von den Comedians Volker Heißmann und Martin Rassau mit ihrem Ensemble aus der Comödie Fürth.

„Alice-Schatz, kann ich Dich zurückrufen?“, sagt Boris, „ich habe gerade einen Pressetermin.“ So trifft man in Boris Stijeljas Wohnung indirekt auch „′s Hilde“ an, die Saarländerin, die gar keine ist, seit ihrem 14. Lebensjahr jedoch in dem kleinen Bundesland lebt und das Saarländische längst verinnerlicht hat. Jene Alice Hoffmann, die in der Serie „Familie Heinz Becker“ bundesweit bekannt wurde und die auch im „Tatort“ als Frau Braun den radelnden Palu oder die Kommissare Kappl und Deininger als Sekretärin unterstützt. Nun arbeitet sie mit Boris Stijelja. Einen Namen, den man einige Male buchstabieren muss, um ihn richtig schreiben und noch richtiger aussprechen zu können. Der gebürtige Kroate beklagt in seinem Unterhaltungsprogramm „Kroatien und die EU“, dass seine Muttersprache kaum Vokale enthalte. „E! U!, wie schön, gleich zwei Vokale nebeneinander“, schwärmt der Spaßmacher. „So was kennen wir nicht. Wir haben höchstens einen in der Woche.“ Als Beispiel nennt er die Insel Krk und bittet das Publikum, den Namen zu wiederholen. Dann fragt er in die Runde: „Sind Sie verletzt?“ Der 32-Jährige lebt im Ludwigshafener Stadtteil Gartenstadt. Er erzählt von seinem Auftritt im Bühnenklassiker „Pension Schöller“. Stijelja spielt den Neffen Alfred des naiven Gutsbesitzers Klapproth, der in der Stadt etwas Ungewöhnliches erleben will. Alfred führt ihn in eine vermeintliche Irrenanstalt. Es ist jedoch die Pension Schöller. Für Boris Stijelja ist die Mitwirkung in dieser Komödie eine besondere Ehre, sagt er. Schließlich haben in dem 1890 entstandenen Stück Größen wie Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, Willy Millowitsch mitgewirkt. „Das Stück haben wir nach der Premiere in der Comödie Fürth sechs Wochen lang fast jeden Abend gespielt“, erzählt Stijelja. Entdeckt für die „Pension Schöller“ wurde er, weil Volker Heißmann (er spielt den Gutsbesitzer) ihn in einem Kabarettprogramm gesehen und zum Vorsprechen eingeladen hatte. Heißmann leitet die Comödie Fürth. „Das ist so verrückt“, freut sich der in der Nähe von Split geborene Stijelja. „Andere müssen sich Jahre lang plagen – und ich bekomme so ein tolles Angebot. Aber“, und bei diesem Wort grinst er, „ich bin auch der Fleißigste!“ Und, ergänzt er etwas ernster, dankbar sei er auch. Die Dankbarkeit, vermutet er, sei der Schlüssel zu seinem Erfolg. Außerdem sei er ehrlich. Auch in seinem Bühnenprogramm, in dem er meist aus seinem Leben erzählt. „Ich spitze manchmal zu und übertreibe auch, damit die Pointe ankommt.“ Tatsächlich, wenn man ihn erlebt, erfährt man einiges aus seiner Biografie. Sein Vater, ein rechtschaffener Handwerker („und kein Dummbabbler wie ich“), kam mit der Mutter 1968 aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland. Die Eltern wollten ein Jahr hier arbeiten und dann wieder zurück. Als es Zeit wurde, beschlossen sie, noch das Weihnachtsgeld abzuwarten, im Jahr darauf sollte noch das Urlaubsgeld abgewartet werden – und so vergingen 14 Jahre, bevor das Ehepaar zurück in die Heimat ging. Die Mutter ist katholisch, der Vater gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an. Er, sagt Boris, habe seine eigene Religion: „Von überall ein bisschen.“ Kabarett brauche er, um zu verarbeiten, was ihm auf der Seele liege. Überhaupt, ohne Theater und ohne Comedy könne er sich sein Leben nicht mehr vorstellen. Derzeit arbeitet er an einem neuen Comedy-Programm. Premiere ist am 24. Oktober im Boulevard-Theater Deidesheim, dann geht er mit „Cevapcici to go“ auf Tournee. Boris Stijelja pendelt heute zwischen Theaterjobs und Comedy-Engagements in Deutschland und Kroatien. 2007 gewann er den Nachwuchs-Comedypreis. Weitere Infos unter www.boris-stijelja.de. (ptr)

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