Bad Dürkheim Ein Hamburger in der Pfälzer Wildnis

Christian „Chako“ Habekost und seine Frau Britta haben am Donnerstagabend im Dürkheimer Weingut Fitz-Ritter ordentlich die Lachmuskeln der Besucher strapaziert. Im Kreuzgewölbe las das Duo aus seinem Roman „Elwenfels“ – wobei Chako deutlich machen musste, dass es sich bei dem literarischen Werk durchaus um einen Krimi handelt. Dieser ist allerdings mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit, inklusive herrlichen Dialogen in Mundart, gespickt, sodass der Humor nicht zu kurz kommt.

Schon der Weg ins Kreuzgewölbe wird für die Inszenierung genutzt. Von einem „Hausgeist“ berichtet Chef Johann Fitz im Keller und bittet die Besucher um einen Moment Stille. Diese Ruhe wird allerdings nicht etwa von der Stimme einer ruhelosen Seele durchbrochen, sondern vom Ehepaar Habekost, das versteckt hinter Weinfässern schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf seine geheimnisvolle Elwenfels-Welt gibt. Gemeinsam geht es dann weiter an den eigentlichen Ort der Lesung, durch den mehr als einmal innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden schallendes Gelächter tönen wird. „Zivilisierter Großstädter in Pfälzer Wildnis“, so beschreibt Chako die Ausgangslage, die für Carlos Herb nicht leicht ist. Der Hamburger Privatermittler ist auf der Suche nach einem verschwundenen Immobilienmagnaten und landet dabei ausgerechnet in der Pfalz – einer Region, die wahrlich nichts für passionierte Biertrinker ist. Umso herrlicher ist es zu verfolgen, wie das Nordlicht von den Pfälzern an deren liebstes Getränk, Weinschorle, herangeführt wird. Äußerst amüsant sind auch Herbs Wortschöpfungen fürs Dubbeglas: Glasbottich, Weinvase, Tupfenglas – die Gäste im voll besetzten Kreuzgewölbe lachen mehr als einmal herzhaft auf, wenn der Hamburger sich so seine Gedanken über die „Eingeborenen und ihre Rituale“ macht. Damit beweisen die Anwesenden auch, dass man durchaus über sich selbst lachen kann, denn die ein oder andere beschriebene Szene kommt einem doch schon sehr bekannt vor. Etwa die Schilderungen auf dem Deidesheimer Weinfest, das exemplarisch für die Feierfreude der Pfälzer steht. Der Vortrag der Habekosts steigert zusätzlich noch den Spaßfaktor. Abwechselnd trägt das Ehepaar die Abschnitte der Kapitel vor, wobei sich besonders Chako stimmlich austobt. Dem Nordlicht verpasst er einen nasalen, etwas leicht steifen Ton, während er alle Einheimischen mit der passenden Pfälzer Schnauze zu Wort kommen lässt und selbst als Schwabe den richtigen Ton trifft. Für die Parts des Erzählers hat er ebenfalls eine andere Stimminterpretation parat, sodass dieser Kontrast nicht nur für eine klare Abgrenzung sorgt, sondern die Lesung auch sehr lebendig gestaltet. Britta Habekost steht ihrem Mann dabei in nichts nach. Sie spricht eine 80-jährige Pfälzerin so herrlich schrill, dass die Anwesenden unweigerlich schmunzeln müssen. Sogar die Hintergrundstimmung macht das Ehepaar lebendig. So prostet es sich mit Dubbegläsern zu, um damit das „Schoppegewitter“, das in einem Elwenfelser Wirtshaus losbricht, szenisch darzustellen. Außerdem lacht Chako an Stellen, in denen eben die Protagonisten sich über den etwas steifen Hamburger amüsieren. Als brüllend komisch erweist sich ein Kapitel, in dem Bürgermeister Jochen Roland die Elwenfelser davon überzeugen möchte, sich der Verbandsgemeinde anzuschließen. Doch seine Rede kommt bei den Dorfbewohnern, die ihr autonomes Dasein weiterhin genießen möchten, überhaupt nicht gut an. Kommentare wie „Kumm, geh fort“ oder „Verzähl’s deim Frisör“ treffen dagegen genau den Nerv der Zuschauer, die sich bestens amüsieren. Abschließend blitzt dann doch noch die Krimikomponente ansatzweise in Form eines blutverschmierten Ärmels durch. „Es ist ein Krimi“, versichert Chako schmunzelnd – und dieser bekommt sogar eine Fortsetzung, wie der Kabarettist verrät. (lai)

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