Bad Dürkheim „Ein Glücksfall für die Kirche und die Stadt“

91-92868452.jpg

Bis auf den letzten Platz besetzt war die Schlosskirche, als Dekanin Ulla Hoffmann in Begleitung der Pfarrer aus den 21 Kirchengemeinden ihres Sprengels am Sonntagnachmittag einzog. Nach zwölfjähriger Amtszeit wurde die 59-Jährige mit einem feierlichen Gottesdienst im Beisein zahlreicher Ehrengäste in den Ruhestand verabschiedet (wir berichteten gestern schon kurz).

Im proppenvollen Kirchenschiff klang das adventliche „Macht hoch die Tür“ der Gemeinde besonders feierlich. Die Verabschiedung zum Inhalt hatte der im Wechsel gesprochene Psalm 121, der die Gewissheit ausdrückt, dass Gott Tag und Nacht Schutz bietet, und dass, wer ihm vertraut, auf dem Weg geborgen ist. In ihrer Predigt zum Lukas-Evangelium, in dem die Geburt Jesu angekündigt wird, stellte die Dekanin die Rolle Marias heraus: „Maria erwartet nichts, sie bekommt alles, aber nicht umsonst.“ Sie erklärte, dass die Geburt durch eine Jungfrau als Symbol für die Besonderheit eines Menschen gemeint ist und deshalb auch im Glaubensbekenntnis enthalten ist. „Der Mensch muss sich als Geschöpf sehen lernen, wir sind aus Erde gemacht und zugleich geistlich, angewiesen auf Barmherzigkeit, doch können wir immer wieder neu anfangen“, schloss Hoffmann ihre Predigt. Der Vorsitzende der Bezirkssynode, Hanjörg Schmidt (Herxheim am Berg), bezog sich in seiner Dankesrede auf die Anfänge, als Ulla Hoffmann am 31. Oktober 2004 in der Schlosskirche als Dekanin eingeführt wurde und im Kommentar der RHEINPFALZ zu lesen war, dass nach dem Kreis jetzt auch in der Kirche eine Frau als Chefin das Sagen hat. Hoffmann habe immer Sinn für das Machbare gehabt und dies beeindruckend unter Beweis gestellt. Sie habe Meilensteine gesetzt, als sie sich für eine neue Struktur der Verwaltungsämter eingesetzt habe, ebenso wie für eine Neuordnung der Baufinanzierung in der Landeskirche, so dass die Entscheidung jetzt bei den Kirchenbezirken liege. „Dabei waren ihr immer Transparenz und Gleichbehandlung bei allen finanziellen Zwängen wichtig“, so Schmidt weiter. „Auch die notwendige Fusion der Kirchenbezirke Bad Dürkheim und Grünstadt hat sie frühzeitig erkannt und wie wir das Heft des Handelns in der Hand behalten können“, ergänzte er. Ulla Hoffmann gab die Anerkennung zurück: „Bei ihm habe ich Verwaltung gelernt. Starke Mitarbeiter an meiner Seite waren mindestens genauso wichtig wie ich.“ Der Vorsitzende des Presbyteriums, Dr. Reinhart Zobel, betonte: „Du hast deine Zeit in Bad Dürkheim gut genutzt, viel bewirkt und immer Zeit gehabt für deine Gemeinde.“ Ulla Hoffmann habe die auferlegte Haushaltskonsolidierung der Kirchengemeinde hervorragend umgesetzt und durch Kooperationen das Haus der Kirche in Bürogemeinschaft mit dem Dekanat verknüpft, um auch dort Kosten zu reduziert. Das Haus der Diakonie, das Kolumbarium an der Seebacher Klosterkirche und das Mehrgenerationenhaus führte Zobel als herausragende Beispiele der von Hoffmann initiierten Projekte an. Auch ihre originäre Aufgabe als Predigerin und Seelsorgerin habe sie in exzellenter Weise wahrgenommen. Zobel dankte ihr im Namen aller Mitarbeiter und Presbyter. Als Stellvertreter der Dekanin zitierte Maxdorfs Pfarrer Stefan Fröhlich Psalm 18: „Er führte mich hinaus ins Weite“ – so habe sie auch ihre Pfarrerschaft geführt. Danach legte Ulla Hoffmann ihr Dekankreuz ab, das Dekane bei wichtigen Funktionen als Zeichen der Verantwortung tragen. Ihr örtlicher Pfarrerkollege Dr. Frank Biebinger schloss sich mit einer Bibelstelle aus der Bergpredigt an: Ihr seid das Licht der Welt. „Dieses Wort ist Dir gewidmet, denn Du hast uns so mit einbezogen, dass wir auch leuchten konnten.“ Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld erinnerte in seiner Rede an die gemeinsamen Projekte: „Flüchtlinge waren ihr ein Anliegen, beim Lokalen Aktionsplan war es ihr wichtig, ziviles Engagement und Toleranz zu fördern und mit einer externen Koordinierungsstelle zu unterstützen.“ Mit ihrem zupackenden Wesen habe sich Hoffmann für die Mobile Jugendarbeit eingesetzt und ein großes Netzwerk geschaffen. Auch Bürgermeister Christoph Glogger stellte heraus, dass „sie vor allem bei der Flüchtlingshilfe den Menschen in einer Weise geholfen hat, die wir uns als Kommune nur wünschen können.“ Sie habe die Kirche nicht als gottgegeben, sondern als menschliches System verstanden und den sozialen Protestantismus der Stadt geprägt, so Glogger. Der katholische Pfarrer Norbert Leiner betonte, wie unkompliziert die Zusammenarbeit im Ökumenischen Arbeitskreis gelaufen sei, und führte dies auch darauf zurück, dass Ulla Hoffmann ebenso wie er ihre Wurzeln in der Westpfalz haben. Wichtig sei immer der Humor gewesen. Man habe die Theologie in einer zu Herzen gehenden Sprache behandelt und die jeweilige Konfession respektiert. „Als Dekanin warst Du ein Glücksfall für deine Kirche und Bad Dürkheim“, sagte Leiner. Es war Ulla Hoffmann ein Bedürfnis, den Gottesdienst des vierten Adventssonntags musikalisch so zu gestalten, dass bei der Feier alle Bereiche der Kirchenmusik eingeschlossen waren. So war wie gewohnt Kirchenmusikdirektor Jürgen E. Müller an der Orgel zu hören, der im Wechsel mit dem Posaunenchor unter Leitung von Sebastian Schipplick die Gemeindelieder intonierte. Die Sängerinnen Mila Küssner, Michelle Nickles und Marike Senft bildeten ein Vokaltrio und trugen das „Engelsterzett – Hebe deine Augen auf“ aus dem Elias-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy vor, ebenso die Vertonung von Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ von Felix Draesek Op. 59. Die Chöre „Joyful Voices“ mit Michael Gundlach und „Gospelmaxx“ mit Stefan Fröhlich sangen „I give you my heart“ und „Der Herr segne Dich“. Beim anschließenden Empfang in der Burgkirche setzte sich die herzliche Atmosphäre fort. Als Überraschung führte Achim Hess von der Mediengruppe der Lebenshilfe den Imagefilm des Mehrgenerationenhauses vor, der rechtzeitig zu Ulla Hoffmanns Verabschiedung fertig geworden war. |dox

x