Bad Dürkheim Ein beliebter Drehort für Gruselfilme

Am Freitag kommt Richard O’Briens Musical „Rocky Horror Show“ nach Mannheim in den Rosengarten. Vor dem Tourstart führte eine Reise nach Oakley Court in Windsor, Großbritannien, wo vor 40 Jahren, am 21. Oktober 1974, die Dreharbeiten für den Kultfilm „Rocky Horror Picture Show“ begannen.

Das Personal auf Oakley Court in Windsor kann so leicht nichts erschüttern. Die härteste aller Prüfungen ereilte die Belegschaft des 1859 erbauten Landsitzes, als Her Majesty Queen Elizabeth II. 2009 hier Station machte, um zu checken, ob es den Schwänen auf der an der Gartenseite gelegenen Themse auch gut geht. Auf Oakley flackert in der Bar ein behaglich knisterndes Feuer, jeder Gast wird äußerst zuvorkommend begrüßt, und beim Servieren von Tee und Dinner trägt die Service-Crew weiße Handschuhe. Und jetzt das! Den einen der drei Männer, die gerade Aufstellung für den Fotografen nehmen, würde man mit Kusshand als Gast des Anfang der 80er Jahre für fünf Millionen Pfund renovierten Fünf-Sterne-Hotels in Berkshire nahe Windsor akzeptieren. Schneeweiße Haare, hochgewachsen, aristokratische Anmutung und ebensolche Manieren. Der zweite, ebenfalls im fortgeschrittenen Alter, trägt zwar einen adretten grauen Anzug, aber darunter blitzen knallblaue Mokassins hervor. Er schätzt breite Hosenträger in Ferrari-Rot, und er lacht. Zu oft, zu gerne und zu laut. Und der dritte und jüngste im Bunde, muskulös, tätowiert und behütet, schnallt sich gerade ein paar hochhackige Damen-Lackpumps unter. Shocking! Nach 40 Jahren ist die „Rocky Horror Picture Show“ an ihre Ursprünge zurückgekehrt. Hier, auf Oakley Court, wurde 1974 der Kinofilm gedreht. Ein Jahr zuvor, am 16. Juni 1973, erlebte die Geschichte um Außerirdische, um B-Movies, Rock ′n′ Roll und lustvolle Sexualität als „Rocky Horror Show“ ihre Bühnenpremiere am Royal Court Theatre in London. Seit Ende Oktober ist Richard O´Briens Kult-Musical auf Jubiläumstour. Ende der Woche gastiert es nun im Mannheimer Rosengarten. Christopher Biggins, der mit den blauen Mokassins und den roten Hosenträgern, der zu oft, zu gerne und zu laut lacht, war 1974 mit von der Partie. Der heute 60-Jährige spielte in der Verfilmung einen der 16 Transsylvanians. Sie bilden den skurrilen Hofstaat des dämonisch erotischen Frank N. Furter (auf der Leinwand von Tim Curry verkörpert), der von einem Planeten namens Transsylvania auf die Erde kommt, um dort sein Credo vom absoluten Genuss zu verkünden. Nach 40 Jahren erkennt Biggins (im Film der Vortänzer mit runder blauer Brille und weißer Hemdbrust) das Schloss nicht wieder: „Damals war das eine absolute Bruchbude. Die Tapete schälte sich von den Wänden, der Putz fiel von der Decke, und es regnete durchs Dach. Susan Sarandon ist prompt krank geworden. Wahrscheinlich, weil sie uns alle so durchgeknallt fand.“ Ehe Oakley renoviert wurde, war es mit seinen Türmchen, Erkern und Zinnen, den feixenden Wasserspeiern, verwitterten Kaminen und dem verwunschenen Brunnen im Park ein beliebter Drehort – für Gruselfilme. Sky du Mont, 67 Jahre alt, der hochgewachsene Aristokrat mit den schneeweißen Haaren und guten Manieren, steht in Mannheim als Erzähler auf der Bühne. Im Gruselschloss outet er sich als wenig konservativ: „Klar würde ich auch auf der Bühne Strapse tragen, wenn es die Rolle erfordern würde. Aber als Erzähler muss ich das ja von außen her kommentieren. Ich bin nicht involviert. Meine Frau sieht das ganz anders. Sie war schon mindestens 20-mal in der Show, jedesmal kostümiert. Sie liebt das.“ Mit Rob Fowler, 42 Jahre alt, Schuhgröße 43, muskulös, tätowiert und behütet, kann die Jubiläumsproduktion auf einen bewährten Frank N. Furter-Darsteller zurückgreifen. Und damit auf einen, der inzwischen auch keine Probleme mit den hochhackigen Damen-Lackpumps mehr hat: „Am Anfang hat mir der Regisseur gesagt: ,Wenn du gehst, siehst du aus wie ein betrunkenes Kamel!’ Inzwischen gleitet Fowler souverän über die Kieswege und englisch kurzen Rasenflächen von Oakley Court: „Jedesmal, wenn ich die roten Schuhe anziehe, denke ich an den ,Zauberer von Oz´. Die Heldin, Dorothy, hat ein Paar rote Schuhe gefunden – und wurde dadurch ein ganz anderer Mensch.“ Auch Oakley verwandelt die drei so unterschiedlichen Männer. Ausgelassen tollen sie durch die Halle, posieren in der Bibliothek und im Esszimmer. Alles Orte, die Fans der „Rocky Horror Show“-Verfilmung unschwer wiedererkennen. „Ich habe es geliebt, ein Transsylvanian zu sein“, seufzt Christopher Biggins. Und den „Time Warp“, den Tanz des außerirdischen Corps du Ballet, den kann er bis heute noch. Wir auch. Let´s do the Time Warp again!

x