Bad Dürkheim Baufällige Sporthalle

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Immer wieder läuft der 15-jährige Jan Bieler mit vier Trainingspartnern die rote Tartanbahn im Sprinttempo hinunter. In der Hand trägt jeder eine Stoppuhr. Leichtathletiktrainer Reiner Drechsler fragt die Zeiten ab und erklärt gleichzeitig zwei jüngeren Mädchen, wie sie mit der richtigen Technik über die Hürden kommen. „Zehn Sekunden“, antwortet der junge Athlet, für den sich sogar Bürgermeister Jürgen Oberholz an diesem Abend aufs Fahrrad geschwungen hat. Fototermin. Bieler und der Bürgermeister. Sie grinsen in der nächsten Woche aus dem Freinsheimer Amtsblatt heraus wie einst Bundeskanzler Helmut Kohl aus der Kabine des Fußballweltmeisters in jener Sommernacht in Rom im Jahre 1990. Soviele Schlagzeilen wie zuletzt hat der TSV Freinsheim lange nicht gehabt. Bieler sei Dank. Seit die Handballabteilung in der Spielgemeinschaft HSG Eckbachtal aufgegangen ist, taucht der Name nicht mehr so oft in der Zeitung auf. Gerne erinnert man sich am Stammtisch freitags an diese Zeiten zurück. Als man einmal pro Woche in die große Pfalzhalle nach Haßloch zum Training fuhr, als Großfeldspiele in Freinsheim Anlass für Ausflüge in die Friedhofstraße waren. 1957 war das Gelände erweitert und das Handballfeld im Freien in Betrieb genommen worden. 50 Jahre lang prägte der Handball das Vereinsgeschehen hauptsächlich. Noch immer spielt Handball beim TSV eine große Rolle, aber rein zuspruchsmäßig sind die Turnstunden heute beliebter. Eine noch recht neue Attraktion beim TSV ist die aus Vietnam stammende Kampfkunst Viet Vo Dao. Diesem Sport gehen laut Vorstandschaft beim TSV inzwischen immerhin 52 Mitglieder nach. Tendenz steigend. Rope-Skipping, Tischtennis, Zumba, Geräteturnen – beim TSV ist vieles möglich. Wie bei vielen anderen Vereinen klafft in der Mitgliederstruktur ein Loch in der Altersklasse der 20- bis 40-Jährigen. Zum Problem wird langfristig die vereinseigene Halle, die jeden Tag ausgelastet und in die Jahre gekommen ist. Die drei gleichberechtigten Vorsitzenden Hermann Rehg, Armin Diehl und Florian Rückerl sind gemeinsam mit einem Architekt dabei, die notwendigen Planungen vorzunehmen. Bis heute gibt es beispielsweise keine getrennten Duschen für Frauen und Männer. Das Flachdach ist nicht mehr in Schuss und soll durch ein Schleppdach ersetzt werden. Die Herausforderung: Die Sanierung muss sozusagen bei laufendem Sportbetrieb erfolgen. Die Gefahr, dass nach einer längeren Bauphase mit Schließungen Leute nicht mehr zurückkämen, sei zu groß, finden die Verantwortlichen. Wichtigster Faktor ist wie so oft das fehlende Geld. Zwar verspricht Jürgen Oberholz von Seiten der Kommune ebenso Unterstützung wie bei den Fußballern, als diese vor wenigen Jahren den Kunstrasen realisiert haben, das allein wird aber nicht reichen. Die Beiträge der 824 Mitglieder reichen ebenfalls noch nicht aus. Insofern ist auch der Beginn der Renovierung nur diffus festgelegt. „Im kommenden Jahr“, heißt es von Vorstandsseite. So richtig sicher klingt das noch nicht. Vieles ist im Gange beim TSV Freinsheim, denn auch das griechische Restaurant, das lange Jahre als Pächter des TSV Freinsheim da war, ist fort. Wohl im November soll dort das Restaurant, das derzeit umgestaltet wird, neu eröffnen. Namen will der TSV hier noch nicht nennen. Hermann Rehg, Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden Paul Blickensdörfer, ist im kommenden Jahr auch schon zehn Jahre im Amt und möchte den Verein fit für die kommende Generation machen. Dazu gehört in der Hauptsache die Sanierung der Halle. Haupteinnahmequelle des größten Freinsheimer Clubs, von dem Jürgen Oberholz behauptet, dass er nicht wegzudenken sei, ist das Stadtmauerfest. „Da sind wir zehn bis 12 Leute, die immer fest da sind.“ Karl Heinz Muly sei in diesem Zusammenhang immer ein ganz wichtiger Mann, sagt Armin Diehl, der wie Rehg die steile Leistungskurve des derzeit erfolgreichsten Vereinsmitgliedes Jan Bieler verfolgt. Durch die öffentliche Wahrnehmung profitiert schließlich der ganze Verein. Ob man ein solches Talent langfristig halten kann, daran darf zumindest gezweifelt werden. Vereinsdaten Gründung: 1885 Mitglieder: 824 Jahresbeiträge: Erwachsene 72 Euro, Kinder 48 Euro, Rentner 48 Euro, Familie 144 Euro Abteilungen: Leichtathletik, Handball, Turnen, Tischtennis, Viet Vo Dao Adresse: Friedhofstraße 25 Homepage: www.tsv-freinsheim.de

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