Bad Dürkheim Wenn Sport nachrangig wird

„Wenn es eng wird, fehlt ein Führungsspieler“, sagt Trainer Roland Beck über sein Team.
»Wenn es eng wird, fehlt ein Führungsspieler«, sagt Trainer Roland Beck über sein Team.

«BAD DÜRKHEIM.» Die Saison 2018/19 ist für Rot-Weiss Seebach (Fußball-A-Klasse Rhein-Mittelhaardt) wegen des Todes des Torhüters nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Die Mannschaft, die deswegen mitten in der Runde eine vierwöchige Spielpause einlegte, belegt nach der Hinserie den elften Platz.

Angesichts des tragischen Todesfalls ist eine sportliche Bewertung der Spielzeit kaum möglich und auf jeden Fall nachrangig. Seebachs Coach Roland Beck versucht trotzdem, eine Einordnung vorzunehmen, auch wenn dies schwierig ist. „Die Mannschaft war geschockt, völlig am Boden und einer sehr hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Deshalb heißt das neue Ziel, die Serie schadlos zu überstehen. Eigentlich hätte das Team das Zeug dazu, um Platz zwei mitzuspielen“, erklärt Beck. Die Seebacher begannen gut, überstanden die ersten fünf Partien ohne Niederlage, kamen aber nach der vierwöchigen Pause nur schwer in Tritt. Gegen Königsbach wurde zwar 4:1 gewonnen, dann folgten fünf sieglose Partien mit nur einem Punkt. Wie stark die Rot-Weissen sein können, ließen sie beim 7:0-Erfolg über den TuS Mechtersheim II aufblitzen. Da lieferte das Team das vielleicht beste Spiel in der Ära Beck ab. Aber es fehlte an Konstanz und Stabilität. „Unsere Stärke liegt im spielerischen Bereich. Wenn die Mannschaft mal ins Rollen kommt, ist sie nur schwer aufzuhalten und zu vielem fähig“, verdeutlicht der Trainer. Das Pass- und Kombinationsspiel der Rot-Weissen genügt hohen Ansprüchen. Allerdings verlasse sich das Team oft zu sehr auf seine fußballerischen Qualitäten. Wenn Kampf angesagt ist, gibt es stärkere Formationen in der Liga. „Wenn es eng wird, fehlt ein Führungsspieler, der das Kommando ergreift, die Mannschaft verbal aufrüttelt oder beruhigt. Einer, der Einfluss auf das Geschehen nimmt“, hat Beck erkannt. Die Hierarchie bei den Seebachern sei zu flach. Trotzdem will der Übungsleiter nicht unzufrieden sein und spricht von nur zwei Ausrutschern. Beim 1:5 in Iggelheim sah die Mannschaft nicht gut aus. Bei der 3:4-Heimniederlagen gegen den FC Speyer 09 II im letzten Spiel vor der Winterpause stellte sich das junge Team naiv an und wurde ausgekontert. Deshalb steht Rot-Weiss Seebach nur auf Rang elf, eine Platzierung, die dem Leistungsvermögen der Mannschaft nicht gerecht wird. In der Liga sind die Abstände zwischen den Plätzen vier bis 14 jedoch gering, sodass die Tabelle zum Saisonende ganz anders aussehen kann. Trotzdem muss der Blick erst einmal nach hinten gehen. Der auf einem Abstiegsplatz stehende SV Altdorf-Böbingen hat nur einen Zähler weniger auf dem Konto. „Deshalb ist die Situation prekär, und wir dürfen die Augen nicht verschließen“, fordert Beck. Für Seebach spricht, dass die Mannschaft noch achtmal im heimischen Meisterwasental antreten kann, nur fünf Auswärtsspiele zu bestreiten hat. Vor fremdem Publikum blieb Rot-Weiss achtmal ohne Erfolg, ehe es zum Ausklang der Hinserie die Pflichtsiege bei den designierten Absteigern Neustadt (4:1) und Maikammer (3:2) gab. „Nach vorne geht immer etwas. Im Offensivbereich sind wir prima besetzt, haben Tempo und können personell variieren“, freut sich Beck. Sensationell gut hat der von den eigenen A-Junioren aufgerückte Jason Harrison eingeschlagen. Der junge Mittelstürmer erzielte 21 der 39 Tore, davon 13 in den letzten fünf Begegnungen. In sieben Partien traf er mehrfach. Mit fünf Toren gelangen ihm die meisten Treffer gegen Mechtersheim II. Selten hat ein Eigengewächs in seiner ersten Saison bei den Erwachsenen so überzeugt wie Harrison. Seine Sturmkollegen Nicolas Burret (6) und Marcel Kaltenbach (4) folgen in der vereinsinternen Torschützenliste. 30 Gegentore bedeuten den drittbesten Wert in der A-Klasse. Roland Beck, der in der Defensive nicht diese Variationsmöglichkeiten wie vorne hat, setzte in der Hinserie 23 Akteure ein, von denen Aygün Coban, Marcel Kaltenbach und Timo Langenstein in allen 17 Partien dabei waren. Coban stand immer in der Startelf, Langenstein kam einmal von der Bank und Kaltenbach wurde dreimal eingewechselt. 16 Einsätze verbuchten Leon Gutermann, Jason Harrison, Bastian Keßler und Lasse Peper, 15 Mal spielten Nicolas Burret und Matthias Pfaffmann. Das sind neun Akteure, die fast immer zur Verfügung standen, sodass sich Beck auf ein Gerüst stützen konnte. Einwurf

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