Bad Dürkheim „Vieles spricht von großer Ahnungslosigkeit“

Wenig Hoffnung auf Besserung beim 1. FCK: Christian Gruber fehlen die strategischen Köpfe beim Traditionsverein. Der „Bochumer J
Wenig Hoffnung auf Besserung beim 1. FCK: Christian Gruber fehlen die strategischen Köpfe beim Traditionsverein. Der »Bochumer Junge« lebt weiter in Freinsheim und fühlt sich so wohl, dass er nicht mehr weg will.

Der in Freinsheim lebende Christian Gruber (47), Ex-Pressesprecher des 1. FC Kaiserslautern, im Gespräch

Herr Gruber, wenn man ihren Weg seit dem Weggang vom 1. FC Kaiserslautern verfolgt, könnte man auf die Idee kommen, dass es Ihnen in Freinsheim gar nicht so gut gefällt. Im Januar fangen Sie in München als Mitglied der Geschäftsführung bei Sport 1 an.

Das Gegenteil ist der Fall. Ich finde es großartig dort zu leben, wo andere Urlaub machen. An Lebensqualität gibt es nichts Schöneres in Deutschland. Die Mittelhaardt ist eine wundervolle Region. Freinsheim ist eine tolle Stadt, hat aber auch das eine oder andere Problem. Da versuche ich mich im Rahmen der Ideenwerkstatt sinnvoll einzubringen. Ich kann mir nicht vorstellen, nochmal wegzugehen und werde auch die neue Aufgabe damit in Einklang bringen. Eigentlich waren sie ja mit ihrer Aufgabe in der Geschäftsführung der Layenberger Nutrition Group in Rodenbach nach ihrer Aufgabe in der Geschäftsführung bei Tipico Sportwetten seit Juni beruflich schon zurück in der Pfalz. Ein sehr kurzes Engagement? Viel viel kürzer als geplant. Von beiden Seiten. Wir haben ein paar tolle Sachen hinbekommen, aber wir haben genauso festgestellt, dass es ein paar unüberbrückbare strategische Differenzen gibt. Wir haben uns jetzt im Wohlwollen getrennt. Ihr neuer Arbeitgeber Sport1 bespielt einen großen Markt, der Profifußball heißt. Zu diesem Markt gehört ihr früherer Arbeitgeber, der 1. FCK, möglicherweise schon bald nicht mehr. Die dritte Liga wäre noch Profifußball, wenn der Verein eine Lizenz dafür bekäme. Aber es muss alles dafür getan werden, dass der FCK in der zweiten Liga bleibt. Ich behaupte immer noch, dass der Klub und die Region weiterhin das Potenzial haben, Bundesliga zu spielen. Aber derzeit ist man davon meilenweit entfernt. Woran liegt das? Das liegt an ganz vielen strategischen Fehlern, die zum Teil schon gemacht wurden, als ich noch da war. Einige davon haben dazu beigetragen, dass ich den Verein damals verlassen habe. Ich bin zudem mit Fritz Grünewalt (damaliger Finanzvorstand) nicht zurechtgekommen, gegen Ende auch auf menschlicher Ebene, zumeist und zuvorderst aber auf inhaltlicher und professioneller Ebene. Was erwarten Sie von der Jahreshauptversammlung am Sonntag? Das Thema Ausgliederung des Profifußballs haben wir schon 2008 besprochen, als ich beim FCK angefangen habe. Damals ging es vereinfacht gesagt darum, die Braut erstmal hübsch zu machen, um mehr Geld für die Anteile bekommen zu können. Ein weiteres Jahr Bundesliga hätte damals Not getan, um das Projekt wirklich voranzubringen. Jetzt ist man in allerhöchster Not und nimmt möglicherweise alles, was an Angeboten kommt. Am Ende übernimmt jemand den Verein im Handstreich und es sind nur noch Dilettanten am Werk. Man versucht aus Verzweiflung, die Ausgliederung als Allheilmittel zu erklären. Aber jeder Verein kann nur überleben, wenn er an den richtigen Stellen sauber strukturiert ist und seine Kernkompetenzen erfüllt sind. Nur Geld allein ist schnell verbraucht. An Kompetenz fehlt es nicht nur im sportlichen Bereich? Die strategisch-sportliche Kompetenz ist bei einem Fußballverein mit Abstand die Wichtigste. Aber um das genau zu verstehen, muss man die aktuellen Strukturen von oben nach unten betrachten. Man muss fragen, wer die Leute ausgewählt hat, die in der Verantwortung stehen? Die Personalentscheidungen verantwortet der aktuelle Aufsichtsrat und wenn ich mir diesen anschaue, dann sehe ich keinerlei Kompetenz in Sachen Gestaltung, Führung oder Entwicklung eines Fußballvereins. Ich kann einen Verein nicht führen wie eine Bäckerei oder wie ein IT-Unternehmen. Nicht zuletzt brauche ich jemanden, der mir eine Mannschaft zusammenstellt. Auf und neben dem Platz. Und das ist ein hochdiffiziles Ding. Man kann nämlich auch mit mittelmäßigen Spielern erfolgreich sein, wenn die Verantwortlichen es verstehen, ein Team zusammenzustellen. Es steht mir sicherlich nicht zu, den aktuellen Trainer anzugreifen. Gleichwohl ist es schon erstaunlich, mit Herrn Notzon einem so unerfahrenen Sportdirektor eine solch große Verantwortung aufzubürden. Verfügt er über die Erfahrungen, die ein Verein wie der „Betze“ zum jetzigen Zeitpunkt benötigt? Hat er überhaupt schon einmal eine Mannschaft hauptverantwortlich zusammengestellt? Stefan Kuntz hat sich damit Tag und Nacht beschäftigt, alles abgewägt, Teams nach Fähigkeiten, Charakter und Hierarchien zusammengestellt. Mal mit Erfolg und mal ohne. Dem Aufsichtsrat fehlt es an Kompetenz, haben Sie gesagt. Ja, oder zumindest an Erfolg und glücklicher Hand. Das wissen die Leute aber selbst, sonst würden sie nicht fast alle ihren Hut nehmen. Oft wird an diesem Punkt die Person Markus Merk ins Spiel gebracht. Was würden Sie von ihm halten? Er ist im Augenblick sicherlich der prominenteste Lauterer. Da werden dann schnell Hoffnungen und Erwartungen hineinprojiziert. Mit Sicherheit kann Markus Merk die eine oder andere Tür öffnen, die für den FCK wichtig sein kann. Ich weiß aber zu wenig, um beurteilen zu können, ob er ein Konzept hat. Es reicht heute nicht mehr, jemanden zu holen, der Fritz Walter gekannt hat. Man braucht eine Strategie und das ist nochmal was anderes, als ein Plan. Wenn er die hat, dann ist das top. Wann ging die Misere genau los, wenn Sie auf ihre Zeit beim FCK blicken? Aus meiner Sicht eindeutig im zweiten Jahr Bundesliga in der Saison 2011/2012. Da hat eine Entfremdung eingesetzt und es sind Entwicklungen in die falsche Richtung gegangen. Die hohe Spielerfluktuation, grundsätzlich fehlende Kontinuität und die Rückkehr einer ungesunden Arroganz mache ich als wesentliche Fehler aus. Hinzu kommt sicher, dass wieder Eitelkeiten Einzelner wichtiger als der Erfolg des Ganzen wurden. Sie haben den Absprung geschafft. Es ist mir unglaublich schwergefallen, weil wir in den Bereichen, in denen ich zuständig war, alles in allem gut gearbeitet haben und ich eine sehr hohe Identifikation mit dem Verein, Menschen und nicht zuletzt der Region aufgebaut habe. Ich hatte aber das Gefühl, das Rad dreht sich rückwärts und ich kann nichts mehr bewegen. Ich habe mich am damaligen Finanzvorstand völlig abgearbeitet und dann wird man vielleicht zur Belastung für seine eigenen Mitarbeiter. Sie wirken noch immer emotional, wenn es um den FCK geht. Absolut. Das hat seinen Ursprung vielleicht im August 2008, als Stefan Kuntz mich erstmals stundenlang durch das Fritz-Walter-Stadion geführt hat und wir besprochen haben, was mal alles möglich sein könnte. Wo wir den FCK in Zukunft sehen. Was für Erwartungen Fans, Stadt und auch Ehemalige an den Verein haben. Wir haben dann eine sehr genaue Benchmark-Analyse durchgeführt und die ersten Strategien daraufhin ausgerichtet. Ob das oder ähnliches jemand von der aktuellen Vereinsführung auch gemacht hat? Die an mögliche Investoren verschickten Präsentationen lassen mich daran stark zweifeln. Vieles spricht derzeit von großer Ahnungslosigkeit. Wie groß ist ihre Hoffnung, dass sich das Blatt nochmal wendet beim FCK? Wenn ich mir überlege, was der FCK für einen Aufsichtsrat benötigt, um das Ruder herumzureißen, dann habe ich meine Zweifel. Sportlich hoffe ich, dass Jeff Strasser die Chance bekommt, dass Team im Winter an wichtigen Stellen zu verändern. Mit Spielern, die ihre Leistungen auch an einem durchschnittlichen Tag bringen. Spieler, die ein Team führen können und nicht nur mit sich selbst zu tun haben. Wenn zudem Ruhe in den Kader und das Umfeld kommt, dann schafft der FCK das, davon bin ich überzeugt.

Haben sich vor einigen Monaten mal ausgesprochen: Stefan Kuntz hat Christian Gruber im Jahr 2008 zum 1. FC Kaiserslautern gelots
Haben sich vor einigen Monaten mal ausgesprochen: Stefan Kuntz hat Christian Gruber im Jahr 2008 zum 1. FC Kaiserslautern gelotst. Im Jahr 2014 trennten sich die Wege.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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