Bad Dürkheim Mit Masterplan zurück aufs Feld

Mike Steverding (links) hat für Basketballer Philip Karst viel auf dem Plan, unter anderem auch Manuellen Therapie.
Mike Steverding (links) hat für Basketballer Philip Karst viel auf dem Plan, unter anderem auch Manuellen Therapie.

«Bad Dürkheim/Landau.» „Das war ein verdammt gutes Gefühl“, umschreibt Philip Karst seinen Glücksmoment, als er acht Wochen nach der Knieoperation wieder laufen durfte. Dank einer mit Luft aufgepumpten Spezialhose, die sein Körpergewicht punktgenau auf den Heilungsstand ausgerichtet reduziert, war das viel früher als bei „normalen“ Reha-Patienten möglich. An der Seite von Spitzenleichtathletin Lisa Ryzih, Rad-Ass Pascal Ackermann oder den Fußballprofis Dominique Heintz, Jean Zimmer und Fabian Schönheim arbeitet der Korbjäger aktuell im MS-Sport-Reha-Zentrum von Mike Steverding in Landau an seiner vollständigen Genesung – und an seiner Rückkehr aufs Basketballfeld. „Schwebend“ Laufen lernen Selbständig ohne Krücken wieder Laufen zu können, war für Karst, wie er sagt, ein absoluter Glücksmoment. „Wenn man gewohnt war, jeden Tag in der Sporthalle zu sein, und das lange Zeit nicht mehr darf, dann ist das eigenständige und freie Laufen ein wichtiger Meilenstein bei der langen Rehabilitationsmaßnahme. Das Rennen mit reduziertem Gewicht tut richtig gut und sorgt bei dem anstrengenden Aufbautraining für Abwechslung“, sagt der Dürkheimer nach seiner ersten Einheit mit dem Spezialgerät. „Ich bin so lange nicht mehr gelaufen – wie cool ist denn das.“ Steverding begleitet und beobachtet Karst beim Joggen im „halbschwebenden Zustand“. Der „Fitmacher“ erklärt das System: „Wir reduzieren zunächst sein Gewicht auf 20 Prozent, schonen so sein Knie und steigern es bei späteren Trainingseinheiten kontinuierlich auf 40, 70 und 90 Prozent, um irgendwann beschwerdefrei bei voller Belastung anzukommen.“ Ein Blick zurück: Den Abend des 28. Februar hat Philip Karst noch genau vor Augen. Eigentlich ein ganz normales Training vor einem entscheidenden Oberliga-Spiel. Die Schlussphase im Kampf um die Meisterschaft steht an und der Kapitän des Tabellenführers SG TV Dürkheim/BI Speyer freut sich auf das spannende Saisonfinale. Doch es kommt anders. Titelgewinn und Regionalliga-Aufstieg muss Dürkheims erfolgreichster Basketballer von der Bank verfolgen. Bei einem Schnellangriff knickt nach einer Kollision mit seinem Gegenspieler sein Knie weg. Das ganze Ausmaß der Verletzung wird Tage danach klar, als Karst sich in professionelle Hände begibt: Das Kreuzband ist komplett gerissen, Innenband und Meniskus haben Schaden genommen. Nachdem alle Schwellungen zurückgebildet sind, wird Karst am 11. April vom Spezialisten Christian Kreukler im Diakonissen-Krankenhaus Speyer operiert. Es ist ein besonderes Verfahren, bei dem ein körpereigenes Sehnentransplantat als Kreuzbandersatz eingesetzt wird. Mit Spaß auf dem Speedcourt Unmittelbar nach der Klinikentlassung steigt der gebürtige Seebacher ins Aufbautraining ein. Direkt an seinem Wohnort Landau – Karst studiert dort Lehramt für Gymnasien mit Schwerpunktfächern Sport und Politikwissenschaften – nimmt sich Steverding dem SG-Korbjäger an. Mit fünf Behandlungen wöchentlich sowie einem täglich auf seine Verletzung und Fortschritte abgestimmten Trainingsprogramm arbeitet Karst mit großer Energie und Leidenschaft an seinem Comeback. „Wir sind im Bereich der medizinischen und trainingstherapeutischen Behandlung professionell aufgestellt und erarbeiten intensive, individuelle Konzepte, die den Hochleistungssportler und bewusst auch die jeweils spezielle Sportart ganzheitlich in das Aufbauprogramm einbeziehen“, erzählt Steverding. „Kurz nach der Operation schonen wir noch das operierte Knie, bauen aber bereits zielstrebig die anderen Muskelpartien im Körper auf und intensivieren dann die Einheiten mithilfe modernster Technik und Spezialgeräten. Wir stimmen alles aufeinander ab und ermöglichen so eine schnellere Rückkehr aufs Spielfeld.“ Steverding spricht Karsts komplexes Trainingsprogramm mit vielen Facetten an: Manuelle Therapie, Laser- oder Eisbehandlung, Ausdauer-, Kraft-, Koordinationsübungen sowie hochmoderne Trainingsmethoden. „Philip ist auf einem sehr guten Weg. Sein Gelenk ist wieder frei beweglich, wir sind voll im Zeitplan,“ betont der prominente Physiotherapeut, der schon Basketball-Superstar Dirk Nowitzki und „Fußball-Titan“ Oliver Kahn behandelt und betreut hat. „Philip hat längst die kritische Zeit überstanden. Er ist hochmotiviert – das ist wichtig. Philip freut sich über jedes neue Element, das wir einbauen. Es zeigt ihm bewusst den Fortschritt seiner Reha.“ Steverding spricht zum Beispiel den 4x4-Meter-Speedcourt in seinem Zentrum an, den Karst mittlerweile nutzen darf. Kontakt- und Sprungzeiten werden dort genauso trainiert wie Vor-, Rückwärts- und Seitwärtsbewegungen. Das Besondere ist, dass kognitive und athletische Prozesse gleichermaßen berücksichtigt werden. Wahrnehmung, Entscheidung und räumliche Orientierung werden abgerufen und täglich gesteigert. Hinzu kommen Koordination und Reaktionsvermögen – für Profis und auch Reha-Patienten eine perfekte Trainingsergänzung. Wackelbretter auf Wochenplan „Alles spielt zusammen in der ambulanten Reha. Das Team ist toll. Die Therapeuten kümmern sich intensiv und individuell um mich, um mein Knie bald wieder voll belasten und Basketball spielen zu können – ich bin in professionellen Händen“, erklärt Karst. „Das ganze Programm hier im Zentrum erinnert an ein großes Zirkeltraining aus der Sporthalle. Viele Stationen warten täglich auf mich. Bei jeder werden jeweils andere Muskeln beansprucht.“ Der 23-Jährige ist froh, dass die stupiden Zeiten direkt nach der Operation längst der Vergangenheit angehören, als das Treppen-Laufen-Lernen an Krücken oder eine Lymphdrainage-Behandlung zu den Tagespflichten gehörten. Mittlerweile ist sein Trainingsalltag vielfältig, fordernd und abwechslungsreich. Dabei muss es nicht immer modernste Technik sein: Den altbewährten Cross-Trainer zum Beispiel nutzt Karst nach der täglich stattfindenden manuellen Therapie zum Warmmachen. Stabilisationsübungen folgen auf „Wackelbrettern“. Das Strecken und Beugen an verschiedenen Geräten sowie gezielte Rotationsübungen fordern und fördern die Kraft in den Beinen und das operierte Kniegelenk. Alles für Karsts Masterplan: Anfang 2020 wieder auf Korbjagd zu gehen für „seine“ Dürkheimer Basketballer! Zur Sache MS-Sport-Rehabilitation: Seit über einem Vierteljahrhundert ist Mike Steverding mit seinem ambulanten Therapie- und Reha-Zentrum sowie Institut für Prävention und Gesundheitstraining Partner vieler Stars und bei Großveranstaltungen weltweit im Einsatz, darunter bei vier Olympischen Spielen, fünf Weltmeisterschaften, sieben Europameisterschaften und 150 Fußball-Länderspielen. Auch die Betreuung von Spitzensportlern durch Kooperationen unter anderem mit der deutschen Basketball-Junioren-Nationalmannschaft (1991 bis 1999), der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft mit Dirk Nowitzki (1996), der Österreichischen U21-Fußball-Nationalmannschaft (2002 bis 2008), dem Königreich Bahrain und Kuwait (seit 2002) sowie der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft (seit 2009) zählen zu Steverdings Referenzliste.

Karst auf einem „Skill Bike“, bei dem auch die Sauerstoffaufnahme überwacht wird.
Karst auf einem »Skill Bike«, bei dem auch die Sauerstoffaufnahme überwacht wird.
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