Bad Dürkheim Geschichte wird fühlbar

NS-Konzentrationslager Osthofen bei Worms: Heute Exkursions-Ziel für viele Schulen der Region, um bei den Schülern ein Bewusstse
NS-Konzentrationslager Osthofen bei Worms: Heute Exkursions-Ziel für viele Schulen der Region, um bei den Schülern ein Bewusstsein für die Schrecken einer Diktatur zu schaffen.

Bildungsministerin Stefanie Hubig sprach sich anlässlich des Holocaust-Tages dafür aus, dass der Besuch von Gedenkstätten zu den Verbrechen der NS-Zeit zum festen Programm des Unterrichts gehören sollte. Doch eine Umfrage unter weiterführenden Schulen im Kreis Bad Dürkheim zeigt: Gedenkstätten-Besuche sind längst ein Teil des schulischen Alltags.

„Wir machen es sowieso, egal ob es Pflicht ist oder nicht. Für uns ist es Alltag“, sagt Armin Rebholz, stellvertretender Schulleiter des Werner-Heisenberg Gymnasiums in Bad Dürkheim. In der Mittelstufe fahren die Klassen inśdie Gedenkstätte KZ (Konzentrationslager) Osthofen bei Worms, in der Oberstufe hat der Deutsch-Leistungskurs Klassenfahrten nach Weimar und das KZ Buchenwald, die ganz nah beieinander liegen, so Rebholz. Und in der 7. Klasse im Fach Religion stehen Fahrten nach Worms an, das früher eine große jüdische Gemeinde gehabt habe. Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums würden aber auch im Geschichtsunterricht in der 11. oder 12. Klasse die Kriegsgräber in Verdun in Frankreich aus dem Ersten Weltkrieg besuchen. Nach dem Worten von Schulleiter Rebholz gehört zur Auseinandersetzung mit der Geschichte aber auch die Einladung von Zeitzeugen. Sie halten dort Vorträge, danach haben die Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zuletzt war Siegmund Crämer am 19. Dezember 2017 als Zeitzeuge Gast am Werner-Heisenberg-Gymnasium, seine Zuhörer waren Schüler der 10. Klassen der Schule. Auch für die Carl-Orff-Realschule in Bad Dürkheim gehören Gedenkstättenbesuche zum festen Schulprogramm. Nach Sabine Spieß-Barth, stellvertretende Schulleiterin, gibt es regelmäßige Besuche von Gedenkstätten. Im Normalfall besuche jeder Schüler mindestens einmal in seiner Schullaufbahn eine Gedenkstätte, sofern er nicht ausgerechnet an dem Tag in der Schule gefehlt haben sollte. Als Ziele der Besuche nennt sie das KZ Osthofen, aber auch das KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Bei Klassenfahrten nach München werde auch das Konzentrationslager Dachau besucht. Nach der Ansicht von Stephan Hardt, Leiter der Berufsbildenden Schule (BBS) in Bad Dürkheim, sollten Gedenkstättenbesuche in der Schullaufbahn eines Schülers sogar zweimal gemacht werden. Dadurch werde die Geschichte sichtbar und fühlbar. „Da kommt niemand unbeeindruckt zurück“, sagt er im Hinblick beispielsweise auf die Kriegsgräber in Verdun. Da die BBS eine Schule mit Schwerpunkt Berufsbildung ist, gebe es keinen zentralen Plan für Gedenkstättenbesuche. Doch im Rahmen der Fächer Sozialkunde oder Ethik gebe es Fahrten beispielsweise nach Osthofen. Auch an der Realschule plus in Weisenheim am Berg sind Exkursionen im Rahmen des Unterrichts Gesellschaftslehre Teil des Lehrplans, wie Schulleiterin Petra Guth sagt. Oft ist das Ziel Osthofen, weil es in der Nähe liegt. An der IGS Deidesheim/Wachenheim fahren die Schüler beispielsweise nach Neustadt, wo es eine Gedenkstätte für NS-Opfer gibt. Aber auch Osthofen ist ein Ziel, wie Schulleiter Georg Dumont mitteilt. Ein einheitliches Konzept gebe es dafür nicht, die Besuche beruhten auf den Initiativen der Kollegen. Die Schüler der IGS besuchen im November aber auch den jüdischen Friedhof in Wachenheim. Da die Schule eine „Schule ohne Rassismus“ ist, werde das Thema immer wieder thematisiert. Ob es unter manchen Schülern oder Schülergruppen Probleme gebe mit antisemitischen Einstellungen, verneinen die hiesigen Schulverantwortlichen. „Uns ist bisher nichts ins Ohr gekommen“, sagt Rebholz.

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