Bad Dürkheim „Gawl“ statt „horse“ und „saw“ statt „pig“

Zählen lernen: Eine Szene aus dem Film „Hiwwe wie Driwwe“.
Zählen lernen: Eine Szene aus dem Film »Hiwwe wie Driwwe«.

Sie wandten der Pfälzer Heimat den Rücken zu und zogen über den großen Teich nach Nordamerika: Ihre Sprache und Traditionen jedoch nahmen sie mit. Von den Pennsylvania Dutch handelt der Dokumentarfilm „Hiwwe wie Driwwe“.

Auch wenn die Vorfahren der Dutch oft schon vor 300 Jahren ausgewandert sind, die Dürkheimer nehmen Anteil an ihrem Schicksal. Die Vorstellung von „Hiwwe wie Driwwe“ mit anschließender Diskussion im Dürkheimer Haus war ausverkauft. Lautes Gelächter und viel Applaus bekam der Film von Benjamin Wagener und Christian Schega. Die anschließende Fragerunde stieß allerdings auf wenig Interesse. „Im alde hochdeutsche Dialekt, der aaarich eng mit dem Päälzisch gefreundschaftet ist“, führt der amerikanische Deutschlehrer Douglas Madenford die Zuschauer nach Kutztown, Pennsylvania, im Osten der USA. Die Dürkheimer verstehen ihn gut. Die deutschen Untertitel brauchen viele nicht. „Grumbiera Kocha“, heißt der Kartoffelkuchen beim „Kutztown Folkfest“, auf dem die Auswanderer ihre Kultur seit 1949 stolz präsentieren. Im Restaurant„Deitsch Eck“ gibt es Saumagen und dazu Biere namens „Hexerei“ oder „Schnickelfritz“. Im Kutztowner Kindergarten wissen die Kleinsten, dass man statt „horse“ auch „gawl“ und statt „pig“ „saw“ sagen kann. „Katze Boucle Weeg“ lautet ein Straßenname. Mit liebevollem Blick auf die Details zeigt der Film eine Welt, die zugleich fern und vertraut wirkt. „Umm do e neies Lewen aanzufange“, kamen die Dutch auf Einladung des englischen Kolonialherren William Penn (1644-1718), der die Provinz Pennsylvania gründete. „Dutch“ heißt hier nicht Holländisch, sondern ist ein alter Begriff für alles, was vom Rhein kam. Lutheraner, Mennoniten oder Amische suchten in der neuen Welt Religionsfreiheit und wollten eigenes Land besitzen, was ihnen in der Pfalz und den angrenzenden Ländern verboten war. Die alte Heimat, die viele noch nie gesehen haben, blieb dennoch in Erinnerung. „Deitsche Schprichwadde“ wie „Gut gwetzt iss halwer gmeht“ blieben im Gedächtnis. Man wünscht sich „Gud Mariye“ oder „Gud Owend“ – und ein Restaurant kann schon mal „Kumm esse“ heißen. Ums Essen und Trinken geht es auch beim Besuch von Madenford in der Pfalz. Saumagen macht man in Pennsylvania doch etwas anders. Dazu trinkt man dort eher Bier als Wein. Erstaunlich findet Madenford auch die Mengen, die in der Pfalz getrunken werden. Durch die lange Trennung der Kulturen nahmen Rezepte, Sitten, Gebräuche, aber auch die Sprachen eigene Wege. „Alla hopp“ kennen die Dutch nicht, wie in einem Dialog mit Comedian Chako Habekost in Dürkheim herauskommt. Als die Franzosen kamen, deren „Allez“ im Pfälzischen Spuren hinterließ, waren die Dutch schon längst weg. Habekost wiederum muss sich erst erklären lassen, dass „abartig“ für „besonders“ im positiven Sinne steht und nicht für „verachtenswert“. Die meisten Besucher wollten jedoch schnell nach Hause. Vielleicht lag es am Stoßlüften während der Fragerunde, die in der kalten Luft recht kurz ausfiel. Der Abend war dennoch ein voller Erfolg. Wegen des großen Andrangs gibt es in Dürkheim vielleicht eine weitere Vorstellung im September. Doch auch in Kinos in der Umgebung ist der Film noch zu sehen.

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