Bad Dürkheim Bombenentschärfung: 19 Trupps durchkämmen Gönnheim

Kein Mensch, kein Auto: Wegen der Bombenentschärfung wird morgen ganz Gönnheim evakuiert.
Kein Mensch, kein Auto: Wegen der Bombenentschärfung wird morgen ganz Gönnheim evakuiert.

Fragen & Antworten: 1600 Menschen – alle Gönnheimer und einige Friedelsheimer – müssen morgen bis 10 Uhr ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben. Die Voraussetzung für die Entschärfung der Weltkriegsbombe durch den Kampfmittelräumdienst. 125 Einsatzkräfte sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Wie groß ist die Sicherheitszone?

Als Gefahren- und Evakuierungszone ist ein Radius von 1000 Meter um den 500-Kilo-Blindgänger gezogen. Die Faustregel des Kampfmittelräumdienstes lautet: pro Pound (angloamerikanische Gewichtseinheit) Nennkaliber einen Meter Sicherheitsabstand. Die amerikanische Weltkriegsbombe im Lina-Sommer-Weg hat ein Nennkaliber von 1000 Pound. In Friedelsheim gehören die Hausnummern 122, 124, 126, 130 und 132-157 in der Hauptstraße zum Evakuierungsbereich. Feuerwehr und Polizei sperren an 21 Posten entlang der Grenzzone die Zufahrt. Fahrzeuge und Baken werden aufgestellt. Die Polizei bewacht die Landes- und Kreisstraßen, die Feuerwehr innerörtliche Straßen und alle Wirtschaftswege. Wo kann ich hingehen? Notunterkunft ist auf Empfehlung von Katastrophenschutz (Kreis) und Verwaltung (Wachenheim) einzig die barrierefreie Schwabenbachhalle in Friedelsheim (offen ab 8 Uhr) – nicht mehr zusätzlich das Mehrgenerationenhaus in Dürkheim. In der Halle sind Sanitäter, es gibt Essen und Getränke, einen Ruhebereich mit Feldbetten, eventuell eine Kinderspielecke. Die Verwaltung rechnet mit 100 Personen, die keine private Unterkunft finden. Die Halle kann rund 400 Menschen aufnehmen. Für Versorgung und Transport sorgen zwei Schnelleinsatzgruppen (SEG) des Katastrophenschutzes. Für Pflegebedürftige stehen Betten in Alten- und Pflegeheimen in Dürkheim und Deidesheim bereit. Bislang hat sich eine Person bei der Verbandsgemeinde gemeldet, die einen Pflegeplatz benötigt. Zehn Gönnheimer nehmen einen Fahrdienst in Anspruch. Wie läuft die Evakuierung? Zwischen 8 und 10 Uhr sind alle Gönnheimer und rund 20 Friedelsheimer Haushalte aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Lautsprecherwagen fahren durch den Sperrbezirk. Ab 10 Uhr durchkämmen 19 Trupps aus Feuerwehr und Polizei den Bezirk; zwei Drohnen mit Wärmebildkamera unterstützen die Suche nach Zurückgebliebenen. Nur Polizeibeamte sind zu einer Zwangsräumung befugt. Für Tiere – ob Hund, Katze oder Pferd – gibt es laut Verbandsbürgermeister Torsten Bechtel „keine Evakuierungsverfügung“. Ob Blacky evakuiert wird, entscheidet der Eigentümer. Ab 11 Uhr ist der Kampfmittelräumdienst mit fünf Mann vor Ort. Ab 12 Uhr beginnt deren Einsatz. Wie ist der Verkehr geregelt? Alle vier Straßen durch den Ort sind ab 9.30 Uhr dicht. Der Verkehr wird für diese Zeit in Friedelsheim über die Bahnhofstraße (L527) umgeleitet. In Ellerstadt werden die Autofahrer über die Erpolzheimer Straße (L526) geleitet. Im Norden kommt der Verkehr nur bis zum Kreisel. Der Verkehrsbetrieb RNV hat angekündigt, den Fahrplan zu ändern, wir berichteten. Wie läuft die Entwarnung? Im Feuerwehrgerätehaus Wachenheim sitzt die Einsatzzentrale. Dort wird sich der Kampfmittelräumdienst zuerst melden. Von dort geht die Nachricht an Bechtel in der Schwabenbachhalle. Er wird Bürger und Medien informieren. Die Entwarnung wird auf der Homepage der VG sowie über die App Katwarn bekannt gegeben. Auch die Hotline 9580-600 und 9580-601 ist erreichbar. Verantwortlich für den gesamten Einsatz ist die VG. Wer ist vor Ort? Mindestens 125 Menschen sind am Samstag im Einsatz: 80 Feuerwehrleuten, 60 davon aus der VG, mindestens ein Dutzend Leute der SEG des Kreises, 22 Polizeibeamte, mindestens sechs Verwaltungsmitarbeiter und fünf Mann vom Kampfmittelräumdienst. Die meisten sind vor allem an drei Stationen tätig. Die SEG wird in der Katastrophenschutzhalle in Friedelsheim die Verpflegung für Einsatzkräfte und Evakuierte kochen. Im Wachenheimer Gerätehaus hält die Feuerwehr die Stellung. Für den Ernstfall ist der Katastrophenschutz in Bereitschaft. Sollte es in der VG während der Evakuierung einen Brand geben, springen umliegende Wehren ein. Was kostet alles? Bechtel gibt sich optimistisch, dass auf die VG weniger als 20.000 Euro zukommen werden. So hätten etwa Rhein-Haardtbahn und Kreis signalisiert, keine Rechnung zu schicken. Nur für die Verpflegung der Bürger und Helfer wolle der Kreis Geld. Mit bis zu 3500 Euro schlägt der private Sicherheitsdienst zu Buche, der seit Sonntag rund um die Uhr über die Bombe wacht. Für den Einsatz des Kampfmittelräumdienstes zahlt das Land, das sich zu den Kosten gestern nicht geäußert hat. Im Landesetat 2018 sind für den Posten Kampfmittelräumdienst insgesamt 1,4 Millionen Euro eingestellt. Für die Munitionsentsorgung zahlt der Bund.

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