Pfalz-Ticker Frauenärzte fordern Lockerungen für Schwangerschaftsabbrüche in Corona-Krise

Zwei Striche bedeuten „schwanger“. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 101.000 Abtreibungen.
Zwei Striche bedeuten »schwanger«. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 101.000 Abtreibungen.

Ärzte sorgen sich wegen der Corona-Krise um ungewollt schwangere Frauen, die einen Abbruch planen. Es könne sein, dass diese wieder zu unsicheren Abtreibungsmethoden griffen, «mit der Gefahr von gesundheitlichen Schäden wie Entzündungen, Sterilität, Blutungen, bis hin zum Tod», erklärte die Gießener Ärztin Kristina Hänel am Sonntagabend gemeinsam mit einem Netzwerk aus Ärzten, die die Eingriffe anbieten. Zu befürchten sei zugleich, dass es wegen der Ausgangsbeschränkungen zu mehr unerwünschten Schwangerschaften infolge einer Zunahme häuslicher und sexueller Gewalt komme.

Lockerungen für Abbrüche und Beratungsregeln gefordert

Frauenärzte und Berater haben deshalb Lockerungen für Schwangerschaftsabbrüche und Beratungsregelungen gefordert. «Aus Verantwortung für die Gesundheit und das Leben von Frauen fordern wir von Bundes- und Landesregierungen wie von den Krankenkassen, dass die Videoberatung oder telefonische Beratung ermöglicht wird», hieß es am Montag in einem gemeinsamen Schreiben von Ärzten und Beratern. In Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bayern gebe es diese Beratungsmöglichkeiten bereits. «Sollte die Video- bzw. Telefonberatung nicht mehr umzusetzen sein, müssen die Pflichtberatung und die Wartefrist ausgesetzt werden», heißt es in der Forderung. Darüber hinaus solle ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch zu Hause mit telemedizinischer Begleitung bis Ende der neunten Woche zugelassen und die Eingriffe sollten als notwendige medizinische Leistungen, entsprechend den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), anerkannt werden.

2019: 101.000 Abtreibungen

Die Forderungen wurden von den Vereinen Doctors for Choice Germany, Pro Choice Deutschland, dem Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft sowie dem Bundesvorstandes von pro familia gestellt. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 101.000 Abtreibungen. Schwangerschaftsabbrüche dürfen erst nach einer Beratung erfolgen, außerdem müssen Fristen eingehalten werden. Dies wird den Ärzten zufolge zunehmend schwerer.

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