Kunst Zweifelhafte Corona-Hilfen für Galerie und Kunstmessen

Einer der Profiteure: die Kunstmesse Art Karlsruhe.
Einer der Profiteure: die Kunstmesse Art Karlsruhe.

Nach Recherchen des Deutschlandfunks Kultur haben Galerien und Kunstmessen erhebliche Corona-Hilfen aus dem Hilfspaket „Neustart Kultur“ bekommen, obwohl es ihnen im ersten Pandemie-Jahr wirtschaftlich kaum schlechter ging als vorher.

Demnach bezogen die Messen und Galerien mehrfach Gelder aus verschiedenen Förderprogrammen, die im Rahmen des Hilfspakets „Neustart Kultur“ aufgelegt wurden. Galerien konnten so Summen im fünf- bis sechsstelligen Bereich einwerben. Der tatsächliche Bedarf wurde nicht überprüft.

Unter den Empfängern der Corona-Hilfen des Bundes für die Kunst finden sich zahlreiche bekannte Namen der Branche, wie etwa die König Galerie, Eigen + Art, Esther Schipper, Jarmuschek & Partner und Sprüth Magers. Das Corona-Hilfspaket „Neustart Kultur“ umfasst insgesamt etwa zwei Milliarden Euro. Mehr als 100 Millionen Euro davon flossen in den Bereich Bildende Kunst, wie die Erhebungen von Deutschlandfunk Kultur erstmals zeigen. Vermutlich etwa 30 Prozent dieser Gelder gingen an Kunstmessen und Galerien, also an Unternehmen des kommerziellen Kunstmarkts. Daneben gibt es eine Sonderförderung für Kunstmessen: Einige ausgewählte Messen, darunter die Art Cologne und die Art Karlsruhe, gewähren ihren Ausstellern einen pauschalen Rabatt auf die Standmieten. Die Differenz wird den Messen vom Staat erstattet. Dieses Programm hat einen Umfang von über 12 Millionen Euro.

Falsche Empfänger und indirekte Vergaben

Kommerzielle Unternehmen des Kunstmarkts bezogen außerdem Gelder aus einem Förderprogramm, das der Deutsche Verband für Archäologie e. V. (DVA) verwaltet und das eigentlich für private Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten aufgelegt wurde. Das Geld von „Neustart Kultur“ wurde größtenteils nicht direkt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) an die Empfänger ausgezahlt, sondern über Branchenverbände, Stiftungen, Vereine und Unternehmen.

Info

Die Recherche ist auf deutschlandfunkkultur.de/kulturmilliarde abrufbar.

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