Rockgeschichte Zukunftsmusik: Vor 50 Jahren erschien Deep Purples bahnbrechendes Album „In Rock“

Nicht nur „Smoke on the Water“: Deep Purple
Nicht nur »Smoke on the Water«: Deep Purple

„In Rock“ von Deep Purple ist eines der wichtigsten Alben der Rockgeschichte. Fünf Jahrzehnte später ist die britische Band immer noch aktiv, hat unlängst sogar ihr 21. Album mit dem Titel „Whoosh“ veröffentlicht.

Eines vorweg: Das wohl bekannteste Riff der Rockgeschichte, das aus „Smoke on the Water“ (Damm-damm da, damm-damm da-da), ist nicht auf dem Album zu finden. Dennoch zementierte der britische Fünfer mit seinem vierten Album, wie sich Rockmusik künftig anzuhören und anzufühlen hat. Es läutete die wohl beste Phase der – immer noch – andauernden Geschichte der britischen Rockikonen ein.

„In Rock“ ist das erste Album, das Deep Purple in der so genannten Mark-II-Besetzung aufnehmen, also mit Ian Gillan am Mikrofon, Bassist Roger Glover, Ian Paice am Schlagzeug sowie dem Organisten Jon Lord und natürlich Ritchie Blackmore an der Gitarre.

Die Duelle der „Speed Kings“

Insbesondere die beiden letztgenannten lieferten sich mit ihren Instrumenten immer wieder atemberaubende Duelle, übernahmen abwechselnd die Führung, exemplarisch gleich im Eröffnungsstück, „Speed King“, nachzuhören. Das Stück zitiert textlich unter anderem zwei Klassiker der Rock’n’Roll-Ära („Tutti Frutti“ und „Good Golly, Miss Molly“ von Little Richard). Damit verweist die Band, woher sie kommt, lässt aber in punkto Aggressivität und Geschwindigkeit die Blues-Wurzeln der Musikrichtung Rock links liegen und bewegt sich eindrucksvoll weiter. Der Titel „Speed King“ – König der Geschwindigkeit – ist Programm.

Obendrauf kam der zum unglaublich variantenreichen Gesang fähige Frontmann Ian Gillan. Gillan war erst kurz zuvor, gemeinsam mit Glover, in die Band gekommen und haute beim Herzstück des Albums, dem mehr als zehn Minuten dauernden Opus „Child in time“, mal so richtig einen raus und stellte die komplette Bandbreite seiner Sangesfähigkeiten ins Schaufenster. Auch nach fünf Jahrzehnten immer noch beeindruckend.

Das in Stein gemeißelte Cover

Dazu das ikonische Cover! Die fünf Bandmitglieder in Stein gemeißelt anstelle der vier US-amerikanischen Präsidenten am Mount Rushmore. „In Rock“ sozusagen, in Fels gemeißelt, und damit den Albumtitel bildlich aufgreifend. Welch großartige Idee!

In Deutschland schaffte es das Anfang September veröffentlichte Album gar auf Platz eins der Charts, hielt sich dort mehrere Wochen. In England war das Album rund ein Vierteljahr vorher bereits erhältlich. Quasi als Appetithappen hatte die Band im Juni zuvor noch die Single „Black Night“ auf den Markt gebracht, die auch auf späteren Wiederveröffentlichungen des Albums zu finden ist. „Black Night“ erreichte Platz zwei in den britischen Charts – und bleibt damit auf der Insel der größte Erfolg der Band.

„Smoke on the Water“ erschien zwei Jahre später

Und „Smoke on the Water“? Das erschien erst zwei Jahre später auf dem Album „Machine Head“. Da zeigten sich bereits Risse im ohnehin fragilen Bandgefüge. Was darin gipfelte, dass Gitarrist Blackmore nur noch in der Band bleiben wollte, wenn Sänger Gillan ausstieg. Was dann auch geschah. Bassist Glover ging gleich mit – das Ende der Mark-II-Besetzung. Die Band hielt mit dem neuem Sänger (David Coverdale) und Bassisten (Glenn Hughes) noch ein paar weitere Jahre (und noch ein paar Besetzungswechsel) durch, bevor sich Deep Purple 1976 das erste Mal auflösten.

Rund zehn Jahre später trat die klassische Besetzung – Gillan, Blackmore, Lord, Glover und Paice – zwar wieder zusammen, konnten aber dem Musikgenre keine entscheidenden Impulse mehr versetzen. Das Comeback-Album „Perfect Strangers“ enthielt zwar einen passablen Titeltrack, Energie, Innovation und Spielfreude waren aber mit „In Rock“ nicht mehr zu vergleichen.

Drei Alben bleiben – mindestens

Was bleibt sind die drei kanonischen Alben „In Rock“, „Fireball“ und „Machine Head“ und die Gewissheit, dass Deep Purple das Genre Hardrock vor 50 Jahren mit aus der Taufe gehoben haben. Und natürlich das unsterbliche Riff zu „Smoke on the Water“. Aber das ist eine andere Geschichte.

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