Zungenknoten Warten in kühlen Korridoren

... berichtet von einer unfreiwillig angetretenen Reise und von seinem Großvater Alfred.

Warum in die Ferne schweifen wenn das Gute liegt so nah, gerade in Corona-Zeiten. Le gouvernement invite aux vacances de proximité. J’ai donc choisi de passer mes vacances à l’hôpital civil de la capitale des vins d’Alsace: Colmar une ville merveilleuse. Jeder Chinese kennt die Stadt seit hier eine chinesische Fernsehserie gedreht wurde.

Ich hatte natürlich von „Liegenbleiben in den Fluren“ wegen zu geringer Bettenkapazitäten gehört. J’ai également attendu dans les couloirs, postes d’observation parfait. Comme disait Germain Muller: „L’Alsace est un corridor.“ Das Personal war freundlich. Niemand sprach Elsässisch im Warteflur, auch später nicht.

Ich habe ein besonderes Verhältnis zum Spital Pasteur. Im Sommer 1920 zerfetzte eine Mine – française, allemande ou américaine? – meinen Großvater Alfred. Meine Mutter Marie-Louise lag noch im Bauch seiner Frau Anne-Marie. Er wurde im Leiterwagen nach Colmar gebracht, verblutete unterwegs et est mort à son arrivée. Heute würde ein Hubschrauber ihn retten. Ein Arzt fragte mich: „Quel est votre désir?“ Auf Deutsch: die Lust, selon Freud. Ich stotterte vor Überraschung: „Ecrire, écrire, écrire“, statt zu antworten. „Schnell raus!“ Une heure de philosophie im Krankenhaus. Excellent sujet pour les élèves du bac: „le désir du malade“.

Gegen Mitternacht fuhr mich Ralf mit der Metro Pasteur durch die Katakomben des Krankenhauses. Eine unglaubliche Reise zwischen Tausenden von Röhren. Sofort dachte ich an den Film „Flitterwochen in der Maginot-Linie“, gedreht in Fort Hackenberg, Moselle. Jochen Senf, noch nicht bekannt als Kommissar Palü, jouait le Bräutigam, Brigitte Schoedter son épouse. Das junge Liebespaar hatte den Bunker der Maginot-Linie Mallorca vorgezogen, „weil es im Bunker viel ruhiger ist, mit einer Bunker-U-Bahn und einer perfekten Kühlanlage“. Sagte der Bräutigam damals. Heute ist der Bunker wahrscheinlich ein Corona-freier Ort. Inzidenz null.

Schließlich stieg ich aus der Metro Pasteur aus, kletterte die Stockwerke im Lift hoch où deux hôtesses souriantes m’attendaient comme à la réception d’un hôtel cinq étoiles. Une spacieuse chambre double me fut attribuée, und ich schlief dans les bras de Morphee seelig ein.

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