Kultur „Old MacDonald hot e Bauerei“

Dreharbeiten in Hördt für „Hiwwe wie driwwe – Pfälzisch in Amerika“: Benjamin Wagener (hinter der Kamera) und Christian Schega.
Dreharbeiten in Hördt für »Hiwwe wie driwwe – Pfälzisch in Amerika«: Benjamin Wagener (hinter der Kamera) und Christian Schega.

Nicht nur Pfälzer sprechen pfälzisch. Auch in den USA pflegen annähernd eine halbe Million Amerikaner den Dialekt, den sie „Pennsylvania Dutch“ nennen. In ihrer Dokumentation „Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika“ nehmen die Landauer Filmemacher Christian Schega und Benjamin Wagener die Sprache und ihre Sprecher in den Blick. Gerade wurden die Dreharbeiten, die auch nach Westheim, Neustadt, Bockenheim und Hördt führten, abgeschlossen.

Der Zuschauer soll etwas lernen

„Wir wollen einen unterhaltsamen und herzlichen Film machen, den man sich gerne anguckt und bei dem man auch beim Zuhören Spaß hat“, erklärt der an der Filmakademie Baden-Württemberg ausgebildete Christian Schega, der sowohl für die Regie als auch die Produktion verantwortlich ist. „Wie das bei guten Dokumentationen so ist, wollen wir aber auch, dass der Zuschauer was mitnimmt und lernt.“ Denn es wüssten gar nicht so viele Pfälzer, dass ihre Sprache auch in den USA noch gesprochen wird.

Eine "Spurensuche nach der Pfälzer Sprache" 

Bei der einleitenden Recherche zum Thema stießen Schega und sein Schwegenheimer Mitstreiter Benjamin Wagener, der gleichberechtigter Co-Regisseur, dazu Kameramann und Editor des Films ist, auf einen US-amerikanischen Deutschlehrer, den sie ins Zentrum ihrer Doku stellen: Douglas Madenford. Ihr Film beginnt im Juli 2017 beim Folk Festival in Kutztown, Pennsylvania, bei dem sich Bürger des US-Bundesstaates ihrer Pfälzer Wurzeln erinnern. Sie feiern bei traditionellem Essen und Livemusik, die unter anderem die Sauerkraut Brass Band darbietet. Auch Douglas Madenford musiziert hier, spielt Banjo und Mandoline und singt seine Texte in „Pennsylvanisch Deitsch“ (auf Englisch: „Pennsylvania Dutch“), jenem Pfälzisch, das frühe Siedler aus der Pfalz, der Kurpfalz, Rheinhessen und Baden seit dem 17. Jahrhundert mitgebracht hatten. Madenford ist Deutschlehrer, Schriftsteller, auch Blogger und durchaus kameratauglicher YouTuber, der sich eifrig für den Erhalt und die Verbreitung der Sprachvariante einsetzt, die mittlerweile um viele englische Begriffe erweitert worden ist. Bei der halbjährlich erscheinenden, komplett im pennsylvaniadeutschen Dialekt abgefassten Zeitung „Hiwwe wie driwwe“, die dem Film auch zum Titel verhilft, ist er Mitherausgeber. Madenford nimmt die Zuschauer mit auf Spurensuche nach der Pfälzer Sprache und Kultur in seiner Heimat wie im „Alten Land“, wie die Nachfahren der Ausgewanderten unsere Pfalz nennen. In eine amerikanische Konditorei geht es, in eine Metzgerei oder in Restaurants wie das „Deitsch Eck“, die „German Wieners“, „Grumbeerstampes“, die Pfälzer oder pfälzisch inspirierte Küche anbieten. Eine weitere Station ist das „Hans Herr House“ am Susquehanna River, das 1719 von einem Pfälzer Einwanderer errichtet wurde und heute ein Museum ist. Besucht wird auch eine amerikanische Vorschule, in der die Kinder das bekannte Lied „Old MacDonald Had A Farm“ als „Old MacDonald hot e Bauerei“ kennen.

Ab 2018 eventuell im Kino 

In einem Freilichtmuseum in Staunton, Virginia, besichtigt Madenford dann ein altes Fachwerkhaus, das im pfälzischen Hördt abgetragen und hier exemplarisch wieder aufgebaut wurde. Schließlich reist Madenford nach Deutschland und findet dort viele Gemeinsamkeiten, die die Pfalz und seine pennsylvanische Heimat verbinden, aber es gibt auch Differenzen. Auf einen Besuch in einem Auswanderermuseum folgt ein Treffen mit Mundart-Comedian Chako Habekost am Hambacher Schloss. Auf einem Bauernhof im südpfälzischen Westheim und in einem Restaurant in Bockenheim, in dem der Saumagen nach einem der ältesten bekannten Rezepte zubereitet wird, erfährt er mehr über das vermeintlich typische Pfälzer Leben und die Parallelen, die es zum Leben in Pennsylvania aufweist. Seine Reise endet mit einem musikalischen Auftritt in Hördt (Kreis Germersheim), bei dem er wieder Lieder aus seiner Heimat auf Pennsylvania Dutch zum Besten gibt. „So schließt sich der Kreis“, erläutert Christian Schega, der jüngst auch als Aufnahmeleiter bei der teils in Heidelberg gedrehten Kinoproduktion „Morris aus Amerika“ über ein Soldatenkind fungierte. Gerade in der heutigen Zeit, in der eine „Flüchtlingskrise“ proklamiert werde und das Thema Zuwanderung in aller Munde sei, sei es sinnvoll, einen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen, sind sich die Filmemacher einig. Über die Crowdfunding-Plattform Startnext kann man ihr Projekt noch bis Ende August unterstützen. Wenn alles glatt läuft, könnte „Hiwwe wie driwwe“ 2018 ins Kino oder ins Fernsehen kommen. Kontakt Details zum Filmprojekt gibt es im Internet unter hiwwewiedriwwe.com/de oder unter www.startnext.com/hiwwewiedriwwe

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