Kultur Nordwind in der Pfalz: Festival Palatia Jazz setzt 2020 einen skandinavischen Schwerpunkt

Star von Palatia Jazz: Nils Petter Molvaer.
Star von Palatia Jazz: Nils Petter Molvaer.

Die 24. Ausgabe des Festivals Palatia Jazz richtet diesmal den Fokus auf Nordeuropa. Jazz aus den skandinavischen und baltischen Ländern bildet den Programmschwerpunkt an fünf historischen Spielorten in der Pfalz. Festivalstars sind Trompeter Nils Petter Molvaer, Pianist Bugge Wesseltoft und das Tingvall Trio.

Die Themensetzung des rheinland-pfälzischen Kultursommers löst bei den Veranstaltern viel Kreativität aus. Obwohl dies nicht unbedingt Voraussetzung für einen Landeszuschuss ist, machen sich viele das alljährlich wechselnde Motto zu eigen. Dies ist ja manchmal eher unverbindlich ins Blaue formuliert, manchmal aber auch recht konkret und ergiebig. Diesmal soll unter dem Motto „Nordlichter“ die Kulturszene Nordeuropas erkundet werden. Für Palatia Jazz war dies ein Glücksfall, vor allem die beiden skandinavischen Länder Norwegen und Schweden bilden seit Jahrzehnten ein Kreativzentrum des europäischen Jazz. Viele der aktuellen Stars dieser Länder kann man nun im Sommer in der Pfalz erleben.

Die Limburg als schönster Festivalort

Vorgestellt wurde das Festivalprogramm am Mittwoch in Bad Dürkheim, dessen Klosterruine Limburg den wohl schönsten Festivalstandort bereithält. Zwei der sechs Doppelkonzerte werden hier stattfinden, und mit Nils Petter Molvaer ist auch der absolute Festivalstar hier zu Gast. Der norwegische Trompeter und Elektroniktüftler kommt mit seiner seit Jahren eingespielten Band und einer sphärisch-spannenden Musik aus betörenden Trompetensounds und knallharten Elektronikbeats. Eröffnet wird der Abend von dem indischen Tabla-Spieler und E-Bassisten Shri Sriram. Das zweite Konzert auf der Limburg bestreiten der talentierte norwegische Tenorsaxophonist Marius Neset und das Berliner DJ- und Produzentenkollektiv Jazzanova. Letztere brachten schon in den Neunzigern den Jazz in die Danceclubs, aktuell gehört der Detroiter Rapper und Sänger Paul Randolph zum üppigen Line-up.

Auftakt in der Gedächtniskirche in Speyer

Festivalauftakt ist wie gewohnt in der Gedächtniskirche in Speyer. Der schwedische Kontrabassist Lars Danielsson und seine dänische Ehefrau, die Sängerin Caecilie Norby, zelebrieren hier eine besondere musikalische Verbundenheit. Meditative Klangerkundungen hat der britische Saxophonist John Surman mit seinem Trio zu bieten. Auch bei den übrigen Spielorten konnte Festivalmacherin Yvonne Moissl auf Bewährtes zurückgreifen. In Neustadt ist im erneuerten Park der Villa Böhm das aus Estland stammende Duo der Pianistin und Sängerin Kadri Voorand und des Kontrabassisten Mihkel Mälgand zu Gast, danach kommt mit Rymden eine wahre Supergroup des skandinavischen Jazz. Der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft, einer der Pioniere des elektronischen Jazz, hat sich hier mit den beiden Schweden Dan Berglund und Magnus Öström zusammengetan, der Rhythmusgruppe der legendären Band E.S.T., die nach dem tragischen Unfalltod Esbjörn Svenssons aufgehört hatte zu existieren. Das erste Album des mit viel Spannung erwarteten Trios wird kurz vor dem Konzerttermin erscheinen.

Konzerte in der Germersheimer Festung

Wegen Baumaßnahmen im Außenbereich nicht zur Verfügung steht die Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben, mit dabei ist aber wieder die Festungsanlage Fronte Beckers in Germersheim. Hier gastiert das einzige amerikanische Ensemble im Programm, das Quartett des Pianisten Gerald Clayton. Der ist bei Jazzgrößen wie Charles Lloyd, Diana Krall oder John Scofield gefragt, findet aber auch mit seinen eigenen Bands längst internationale Beachtung. Noch wenig bekannt ist das deutsche Klaviertrio Lammel, Lauer, Bornstein, die das Germersheimer Konzert eröffnen. Der Abschluss im Park der Villa Wieser in Herxheim ist dann noch einmal rein skandinavisch. Auf Schlagzeuger Emil Brandqvist und seine Band folgt das Tingvall Trio. Marin Tingvall (Piano), Omar Rodriguez Calvo (Bass) und Jürgen Spiegel (Schlagzeug) wurden lange als E.S.T.-Nachfolger gehandelt, haben inzwischen aber einen eigenen Weg eingeschlagen, weniger elektronisch, weniger intensiv, dafür weltmusikalisch offener. Wie einst Esbjörn Svensson und Co. entfalten sie aber besonders live ihre Qualitäten.

Termine und Karten

27. Juni, Speyer, Caecilie Norby/Lars Danielsson; John Surman

4. Juli, Neustadt, Kadri Voorand/Mihkel Mälgand; Rymden

11. Juli, Germersheim, Lammel, Lauer, Bornstein; Gerald Clayton

24. Juli, Limburg, Shri Sriram; Nils Petter Molvaer

25. Juli, Limburg, Marius Neset; Jazzanova

1. August, Herxheim, Emil Brandqvist; Tingvall Trio

Karten ab kommenden Montag unter www.palatiajazz.de, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und den Geschäftsstellen der RHEINPFALZ.

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