Musik „Neues“ Beatles-Lied aus dem Jahr 1979

Wird auch neu aufgelegt: Das „Rote Album“, hier das Plattencoverfoto.
Wird auch neu aufgelegt: Das »Rote Album«, hier das Plattencoverfoto.

„Now and then“ von John Lennon kann dank Künstlicher Intelligenz jetzt erscheinen, gut ist der Song nicht.

Von John Lennon existiert kein Grab. Aber wenn es doch so wäre, würde jetzt zwei Meter unter der Erde etwas in Rotation geraten. Denn jetzt ist eine neue Single der Beatles veröffentlicht. Über 60 Jahre nach der ersten Scheibe „Love me do“. „Now and then“ heißt das Opus, geschrieben 1979 von Lennon zuhause und mit einem Kassettenrekorder aufgenommen. 1980 wurde er ermordet. Erst 1994 gab seine Witwe Yoko Ono die Kassette mit mehreren Songs Paul McCartney. Motto: Macht etwas draus!

Doch bei „Now And Then“ stießen die drei verbliebenen Beatles und ihr Starproduzent Jeff Lynne an ihre Grenzen. „Da hämmert John auf seinem Klavier herum“, beschreibt McCartney gegenüber der Deutschen Presseagentur die Demo-Aufnahme von 1979. Das Problem, Lennons Stimme ließ sich auf der alten Kassette nicht sauber extrahieren, weil man sie nicht von dem dumpfen Piano-Klängen trennen konnte.

„Jedes Mal, wenn wir mehr von Johns Stimme hören wollten, kam das Klavier durch und hat es überlagert“, erinnert sich McCartney an die Arbeit im Jahr 1995. „Irgendwann hatten wir keine Zeit und keine Lust mehr und dachten dann: Naja, vielleicht lassen wir dieses Stück besser weg.“

Was die Technik damals nicht erlaubte, nämlich Lennons Stimme ausreichend Kraft zu geben. Dank der so genannten „Künstlichen Intelligenz“ ist es heutzutage möglich. Einen Gefallen haben sich die Erben der Fab Four damit nur ihrem Bankkonto getan.

Begleitet wird die Veröffentlichung von einer zwölfminütigen Dokumentation mit Kommentaren von Ringo Starr und Paul McCartney, am 3. November folgt ein Musikvideo. Und am 10. November sollen dann auch noch die Kompilationsplatten „Rotes Album“ und „Blaues Album“ mit 21 weiteren Songs die Kassen klingeln lassen.

Von jenem Komponisten, der geniale Nummern wie „Help“, „Strawberry Fields Forever“ oder „All you need is Love“ geschrieben hat, wäre das lasche „Now and Then“ zu Lebzeiten wohl nie veröffentlicht worden – nicht nur wegen des furchtbaren Mittelteils.

Da nützt auch das technische Aufmotzen von Jeff Lynne und Giles Martin nichts: Es bleibt ein kraftloses Werk, das übrigens in seiner Demofassung bereits auf dem Album „Beatles Anthology“ zu hören ist. Und ganz ehrlich: die posthumen Stückwerke „Free as a Bird“ und „Real Love“ waren selbst für Nostalgiker schon grenzwertig. „Now and Then“, die letzte Single der Band, ist sogar völlig überflüssig. Und um es deutlich zu sagen, ich bin ein Beatles-Fan.

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