Trostgedicht Mutmacher Heine
Heinrich Heine: Aus dem „Buch der Lieder“
Werdet nur nicht ungeduldig,
Wenn von alten Leidensklängen
Manche noch vernehmlich tönen
In den neuesten Gesängen.
Wartet nur, es wird verhallen
Dieses Echo meiner Schmerzen,
Und ein neuer Liederfrühling
Sprießt aus dem geheilten Herzen.
Das Gedicht von Heinrich Heine ist mein Lieblingsgedicht, nicht allein in Corona-Krisenzeiten. Es spricht von Einschränkungen, Verletzungen, Schmerzen, die Spuren hinterlassen, auch dann, wenn die jeweilige Situation sich längst geändert, das Leben eine neue Richtung genommen hat. Neue Ziele und Wünsche bestimmen die Tage, und doch gibt es einen leisen Schatten, der hier und da spürbar wird, sich auch nach Jahren nicht leugnen lässt.
Alles hat seine Zeit
Zu erkennen und zu akzeptieren, ohne ungeduldig zu werden, dass es der Zeit – mitunter auch langer Zeit – bedarf, um sich von solchen Schatten zu lösen, dazu ruft Heines Gedicht in der ersten Strophe auf.
Die Zuversicht, dass es sich lohnt, die nötige Zeit und also auch Geduld für Trauer oder andere schwierige Situationen aufzubringen, spricht aus der zweiten Strophe. Er strahlt Sicherheit aus mit Blick auf das Kommende, auf einen Liederfrühling, eine Art Wiederauferstehung, die uns die Natur – wie gerade auch jetzt wieder – Jahr für Jahr erleben und mit positiven Gefühlen verbinden lässt. Eine Verheißung für ein innerlich befriedetes, ein gesundetes Sein, auf das wir uns freuen dürfen.
Vorfreude auf die Nach-Corona-Zeit
Auch die derzeit so angespannte Lage wird wieder in eine Normalität münden. Wir können die Zeit bis dahin nutzen, um uns und unsere Werte anzuschauen und darüber nachzudenken, wie wir den Frühling der Nach-Corona-Zeit gestalten wollen.