Kultur Kaiserlich-königliche Klassik

Werke von Mozart, Haydn und Bartók standen auf dem von dem Spanier Pablo Mielgo dirigierten Programm des vierten Meisterkonzertes der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Musensaal des Mannheimer Rosengartens.

Als Extra-Zuckerl gab es eine Sinfonia Concertante von Joseph Haydn, in der vier Mitglieder des Orchesters ihr Können demonstrierten. Dass alle drei Komponisten aus dem musikalischen Großraum der verblichenen Habsburger Monarchie stammten und Volksmusik liebten, war als einigendes Band im Programmheft vermerkt. Mit der als Einleitungsstück gewählten Ouvertüre zu Mozarts „Figaro“ war man gleich auf der rechten Spur. Flott, problemlos und munter ging sie den Musikern von der Hand. Aller Augen (und Ohren) richteten sich dann erwartungsvoll auf das Solistenquartett in Haydns Sinfonia concertante B-Dur (Hob:I;105), zu der Yi-Qiong Pan (Violine) Rut Bántay (Violoncello), Rainer Schick (Oboe) und Johannes Hund (Fagott) auf die für die Solisten reservierte Position vor dem Orchester wechselten und dort gute Figur machten. In Paris war im damals modischen Genre der konzertanten Sinfonie für mehrere Instrumente und Orchester Haydn-Kollege Ignaz Pleyel höchst erfolgreich. Also setzte auch Haydn 1792 einen solchen eher leichtgewichtigen Dreisätzer in die Welt. Aber was ist schon leichtgewichtig, wenn ein Komponist wie Joseph Haydn die Hand drauf hält, und die Interpreten mit jenem verständigen Ernst musizieren, der so einem Stück zukommt. Der Serenadencharakter des Allegro-Satzes war klug angesprochen, im orchesterarmen Andante waren die Solisten fast unter sich, und im con spirito-Finale durfte Yi-Qiongs Violine sogar mit einem ausgedehnten Rezitativ punkten. Es war eine anspruchsvolle, von Ensembleerfahrung und solistischem Impetus gleichermaßen imprägnierte Aufführung, an der es nichts zu mäkeln gab. Unterhaltung, ja, aber auf diesem Niveau schon mehr als das. Verständig gespielt und vom Publikum mit Applaus gewürdigt. Gut 150 Jahre jünger als der Haydn ist Béla Bartóks „Konzert für Orchester“. Das Entstehungsjahr 1943 ist nicht ganz unwichtig. In Europa ist Krieg und der emigrierte Komponist braucht eine musikalische Eintrittskarte in den US-Musikbetrieb, wozu der Auftrag des Dirigenten Sergei Kussewitzky dienen sollte. Das raffiniert instrumentierte Konzert balanciert denn auch zwischen sarkastischem Witz und den Zeitläufen geschuldetem Elend, vor allem in der vom Komponisten selbst als „herzzerreißendes Klagelied“ charakterisierten „Elegia“, die unter den Händen des spanischen Dirigenten aber besänftigt schien. Den Sarkasmus hoben sich Mielgo und das Orchester für das anschließende „Intermezzo interrotto“ (unterbrochenes Zwischenspiel) auf, um den Fünfsätzer im optimistisch grundierten Finale gegen alle Hoffnung als orchestrales Feuerwerk zu enden zu lassen. Man hörte Bartók als wohlvermessenen Klassiker, was er ja auch ist.

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