Publizistik Freinsheim: Carolin Emcke erhält Sinsheimer-Preis

Wird für die Beharrlichkeit geehrt, mit der sie sich für die Demokatie einsetzt: die Publizistin Carolin Emcke.
Wird für die Beharrlichkeit geehrt, mit der sie sich für die Demokatie einsetzt: die Publizistin Carolin Emcke.

Die Jury der Stadt Freinsheim hat der Autorin und Publizistin Carolin Emcke den Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik zugesprochen. Die Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels des Jahres 2016 erhält ihn am 19. März 2023 im Von-Busch-Hof.

Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass sie die Philosophin und Publizistin Carolin Emcke, die sich seit jahren für ein besseres gesellschaftliches Miteinander einsetzt, als eine der engagiertesten Stimmen in den kritischen Diskursen unserer Zeit ehren möchte. Mit unbeirrbarer Beharrlichkeit stemme sie sich gegen jegliche Art der Diskriminierung, der sie ein klares Bekenntnis zu Demokratie und den darin verankerten Grundrechten entgegensetze.

An ihrer Arbeit imponiere vor allem die Konsequenz und Präzision, mit der sie unbequeme Fragen zu aktuellen Geschehnissen stelle, um die blinden Flecken unserer liberalen Gesellschaft auszuleuchten. In ihrem Format „Streitraum“ gelinge es ihr, eine Atmosphäre zu kreieren, in der gegenseitiges Zuhören und respektvolles Miteinander, bisweilen gar ein Richtungswechsel festgefahrener Denkmuster möglich wird.

„Mut zum Perspektivwechsel“

Demokratie sei ein Projekt, das man mit „Haltung und mit lachendem Mut zum Perspektivwechsel“ angehen müsse, hatte Carolin Emcke bereits 2016 in ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels gesagt. „Freiheit ist nichts, das man besitzt, sondern etwas, das man tun muss“, proklamierte sie am Ende ihrer Ausführungen, „wir dürfen uns nicht wehrlos und sprachlos machen lassen“. Jeder müsse Verantwortung übernehmen, „für all die alltäglichen Formen der Missachtung und Demütigung“.

Geboren 1967 in Mülheim an der Ruhr, lebt Emcke als freie Publizistin in Berlin. Ab 1987 studierte sie Geschichte, Philosophie und Politik in Berlin, London und Harvard und arbeitete von 1998 bis 2006 beim „Spiegel“. Als Auslandsredakteurin berichtete sie unter anderem aus den Krisenregionen Afghanistan, Pakistan und Irak, von 2007 bis 2014 auch für „Die Zeit“. Aus den Briefen, die sie zwischen 1999 und 2003 nach Hause schickte, entstand 2004 ihr erstes Buch. „Von den Kriegen – Briefe an Freunde“ erschien im S. Fischer Verlag, wo sie noch heute publiziert.

„Gegen den Hass“ ist weiter aktuell

Emcke engagiert sich lehrend und forschend wie auch im Gespräch, um in die Öffentlichkeit hineinzuwirken. So hielt sie 2003/04 Vorlesungen an der Yale University über „Theorien der Gewalt“. Und sie kuratiert und moderiert seit 2004 die nun in der Freinsheimer Jurybegründung auch gewürdigte Diskussionsreihe „Streitraum“ der Berliner Schaubühne, wofür die Zuhörer einmal im Monat sonntags ausgesprochen gerne Schlange stehen.

Emckes Streitschrift „Gegen den Hass“ erschien 2016. Der nach wie vor aktuelle Band „Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit“ erschien bereits 2013. Darin lotete sie die Möglichkeiten eines angemessenen Kriegs- und Krisenjournalismus sprach- wie selbstkritisch aus.

Erinnerung an Sinsheimer Wirken

Der Preis soll an Hermann Sinsheimers Leben, Werk und Schicksal unter dem Terrorregime der Nazis und im Exil erinnern. Er zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um die Literatur verdient gemacht haben und sich in ihren Werken für Toleranz, Menschlichkeit und grundlegende humane Werte stark machen.

Am Vorabend zur Preisverleihung, also am 18. März 2023, wird sich die designierte Preisträgerin dem Freinsheimer Publikum vorstellen. Karten dafür soll es ab Januar geben, teilt die Stadt Freinsheim mit. rhp

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