Festival des deutschen Films Festival des deutschen Films 2023: Das ist das Programm

Welten prallen im Eröffnungsfilm „Gäste zum Essen“ aufeinander: Das Architektenpaar Soraya (Neda Rahmanian) und André Faber (Mat
Welten prallen im Eröffnungsfilm »Gäste zum Essen« aufeinander: Das Architektenpaar Soraya (Neda Rahmanian) und André Faber (Matthias Koeberlin, von links) hat den neuen Freund von Tochter Mila (Hannah Schiller) samt seinen Eltern zum Kennenlerndinner eingeladen: Leon (Paul Sundheim), Viktor (Maximilian Grill) und Monika Popov (Josefine Preuß). Die meisten Darsteller wollen zur Weltpremiere auf die Parkinsel kommen.

Eine Weltpremiere zum Auftakt und 60 frische Filme: Das Programm des Ludwigshafener Festivals des deutschen Films steht. Zur Eröffnung der 19. Ausgabe läuft Carolin Otterbachs Komödie „Gäste zum Essen“. Um den Filmkunstpreis konkurrieren 14 Beiträge – und es werden erneut prominente deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler erwartet.

Hat sich die halbwüchsige Tochter in den Falschen verliebt? Diese Frage stellen sich die gut situierten Eltern, die im Zentrum des Eröffnungsfilms des Festivals des deutschen Films stehen. Als „Komödie mit Hintersinn“ kündigt das Festivalteam um Intendant Michael Kötz den Fernsehfilm an, der das Festival am Mittwoch, 23. August, eröffnen wird. „Gäste zum Essen“ sei ein „intelligenter Film“ über die wachsende soziale Spaltung unserer Gesellschaft, so Kötz. Zugleich werde „die scheinbare Überlegenheit der Oberschicht mit schöner Ironie zu Fall gebracht“.

Der falsche Freund?

Die Konstellation klingt tatsächlich klassisch: Eine Tochter aus reichem Haus bringt einen Freund heim, der Sohn eines weniger gut betuchten Paars ist. Beim titelgebenden Abendessen will das Architektenpaar (Neda Rahmanian und Matthias Koeberlin) die Eltern des Schwiegersohns in spe (Josefine Preuß und Maximilian Grill) kennenlernen.

Schauspielerin Josefine Preuß wird zur Weltpremiere ihres neuen Films am 23. August auf der Parkinsel erwartet.
Schauspielerin Josefine Preuß wird zur Weltpremiere ihres neuen Films am 23. August auf der Parkinsel erwartet.

Der Film, der das gerade wieder aktuelle Thema der Klassenunterschiede aufgreift, ist eine ZDF-Produktion: Schon seit Jahren werden auf der Parkinsel Kinofilme, TV-Arbeiten sowie mit Fernsehgeldern fürs Kino gedrehte Stoffe als gleichberechtigt behandelt. Das Motto lautet: „Allein die künstlerische Qualität der Filme ist entscheidend.“

Die Komödie läuft in der Rubrik „schön & gut“. Michael Kötz hat alle Filme erstmals in vier Kategorien unterteilt: „Leicht & lustig“ steht für vertraut inszeniertes Unterhaltungskino, das vor allem Spaß verspricht. „Schön & gut“ meint Unterhaltungsfilme mit Tiefgang, „harmonisch“ beschreibt anspruchsvollere Filme mit ausgewogener Struktur und „eigenwillig“ zielt auf die „horizonterweiternde Erfahrung mit Filmkunst“.

Hoffen auf 100 000 Besucher

Michael Kötz möchte sein Publikum nach wie vor zu Filmkunst verführen, zeigt aber auch Populäres mit bekannten Gesichtern, da er auch die Finanzen im Blick haben muss. „Ich zeige nur noch komplizierte Filme, wenn sie wirklich gut sind“, sagte er gestern bei der Programm-Vorstellung.

Im Vorjahr hatte das Festival bei rund 82.000 verkauften Tickets und etwa 88.000 Besuchern am Ende 500.000 Euro zu wenig in der Kasse. Das Defizit konnte durch den als Coronahilfsprogramm aufgelegten Kulturfonds des Bundes aufgefangen werden. Doch dieses Jahr gibt es keine staatlichen Pandemiehilfen mehr. „Das ist eine gewisse Herausforderung“, sagt Michale Kötz, ohne jedoch allzu besorgt zu wirken: Die Festivalmacher rechnen wieder mit 100.000 Zuschauer für diesen Spätsommer. Das würde zur Kostendeckung reichen. Das Festival, das etwa 2,4 Millionen Euro kostet, trägt sich zu drei Vierteln selbst, über Ticketverkäufe und das Catering. Der Hauptsponsor BASF hat sein Engagement für dieses Jahr um 15 Prozent zurückgefahren. Das Land Rheinland-Pfalz erhöht dafür seine Zuschüsse von 60.000 auf 150.000 Euro. Hinzu kommen weitere Sponsoren, so dass etwa 650.000 Euro Fremdfinanzierung zur Verfügung stehen.

Insgesamt wird das 19. Festival des deutschen Films neben sechs Kinderfilmen 54 Produktionen zeigen, 14 davon stehen im Wettbewerb um den Filmkunstpreis. Darunter sind teils schon im Kino gelaufene Beiträge wie der berührende Berlinale-Erfolg „Roter Himmel“ des Mannheimer Schillerpreisträgers Christian Petzold – ein Sommerfilm mit einem hoch dramatischen Finale – oder Frauke Finsterwalders herrlich skurrile Si(s)si-Neuinterpretation „Sisi & ich“ mit Susanne Wolf und Sandra Hüller.

Läuft im Wettbewerb. „Roter Himmmel“ von Christian Petzold mit Paula Beer und Thomas Schubert.
Läuft im Wettbewerb. »Roter Himmmel« von Christian Petzold mit Paula Beer und Thomas Schubert.

Auch der viel diskutierte Film „Das Lehrerzimmer“ über eine junge engagierte Lehrerin, die nach der Aufdeckung eines Diebstahls unter Druck gerät, läuft im Wettbewerb. Ein brisantes Thema, die deutsche koloniale Vergangenheit, greift Lars Kraumes erschütternder Film „Der vermessene Mensch“ auf. Der Regisseur macht sich dabei selbst Konkurrenz: Kraume steht auch mit „Die Unschärferelation der Liebe“ im Wettbewerb. Dessen Autorin Dorothee Schön wird dafür mit dem Drehbuchpreis des Festivals ausgezeichnet. Auch der Regiepreis des Festivals wird nach einer Pause wieder vergeben, er geht an Thomas Stuber („In den Gängen“), dessen Film „Die stillen Trabanten“ mit Martina Gedeck und Charly Hübner über Einsamkeit und die Suche nach Liebe ebenfalls im Wettbewerb läuft.

Aber auch drei TV-Krimis sind im Rennen um den Filmkunstpreis: die neue Folge „Dreck“ der ZDF-Reihe um „Theresa Wolff“ mit Nina Gummich, der neue „Spreewaldkrimi“ mit dem Titel „Bis der Tod euch scheidet“ und „Polizeiruf 110: Little Boxes“.

Ebenfalls nominiert: „Die Unschärferelation der Liebe“ mit Caroline Peters und Burghart Klaußner.
Ebenfalls nominiert: »Die Unschärferelation der Liebe« mit Caroline Peters und Burghart Klaußner.

Auch zwei weitere Gewinner stehen bereits fest: Axel Milberg – bekannt als Kommissar Borowski im Kieler „Tatort“ – bekommt ebenso einen Schauspielpreis wie Justus von Dohnányi. Milberg wird am 24. August geehrt, es läuft auch eine neue „Borowski“-Folge. Auch drei weitere „Tatort“-Premieren gibt es, mit den beliebten Teams aus Ludwigshafen, Münster und dem hessischen LKA.

Justus von Dohnányi wird am 6. September geehrt. Zur Verleihung läuft „2 Freunde“ von Regisseur Rick Ostermann, die Fortsetzung von „Freunde“ mit Ulrich Matthes, dem Preisträger für Schauspielkunst von 2021, als zweitem Hauptdarsteller. „Freunde“ war 2021 zur Verleihung an Matthes zu sehen, schon damals war auch Justus von Dohnányi Parkinselgast.

Bekommt einen Preis für Schauspielkunst: Justus von Dohnányi.
Bekommt einen Preis für Schauspielkunst: Justus von Dohnányi.

Termine

Das 19. Festival des deutschen Films läuft zwischen 23. August und 10. September, Informationen online unter www.fflu.de. Der Kartenverkauf beginnt am 31. Juli online und in der Rhein-Galerie.

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