Pop Eurovision Song Contest: Finale startet mit Österreich
„Poe, Poe, Poe – Poe, Poe, Poe, Poe, Poe“, singen die Österreicherinnen Teya und Salena in ihrem Stück, das keineswegs ein Loblied auf Hinterteile ist. Vielmehr geht es um Edgar Allan Poe, wie der Songtitel „Who The Hell Is Edgar?“ andeutet. Was das mit dem früher Grand Prix genannten ESC zu tun hat? Nichts! Mit Österreich auch nicht. Aber Nonsens-Titel sind ja durchaus geschichtsträchtig, nicht nur im deutschen Schlager guter alter Zeiten.
Teodora Špiric, 23, und Selina-Maria Edbauer, 25, sind jedenfalls vom ORF ins Rennen geschickt worden, zuvor waren sie einzeln bei Castingformaten aufgetreten und dem Sender positiv aufgefallen. Jetzt dürfen sie, nachdem Österreich zuletzt drei Mal in Folge im Halbfinale scheiterte, mit ihrem sehr tanzbaren Marschmusik-Clubtrack das ESC-Finale eröffnen. Damit dürfte die Stimmung auch an den TV-Schirmen gleich steigen.
Zu den etwas kurioseren Titeln des zweiten ESC-Halbfinales gehört auch „Promise“ der australischen Rockband Voyager, die passend zu ihrem 80er-Sound einen Toyota MR2 auf die Bühne stellt. Eine Reminiszenz vielleicht an Nena ist das Umhängekeyboard von Sänger Daniel Estrin, der ursprünglich aus dem niedersächsischen Buchholz in der Nordheide stammt, aber wie seine Bandkollegen im westaustralischen Perth lebt. Australien darf, weil es dort so viele Fans des Sangeswettstreits gibt, seit 2015 beim ESC dabei sein, Voyager werden Außenseiterchancen eingeräumt. Der Refrain ihres Songs ist übrigens noch minimalistischer als der österreichische: „Aeo aeo aeo aeo aeo aeo...“, singt Estrin.
Der Gag, im Liegen zu singen, der im ersten Halbfinale noch gezogen hat, brachte dann zwei Kandidaten, die in den sozialen Medien in den vergangenen Tagen noch viel geklickt worden sind, nun überraschend nicht weiter: Nicht im Finale dabei sind San Marino – trotz des schmissigen, nach Imagined Dragons klingendem Indierock-Titel „Like an Animal“ der Band Piqued Jacks – und Griechenland, das einen 16-Jährigen in Kurzhosen-Wildtiersafarilook ins Rennen schickte. Die sehr schöne Ballade „What They Say“, die Victor Vernicos selbst geschrieben hat, war dem TV-Publikum vielleicht nicht grell genug, da half auch Beinfreiheit wenig.
Der Zuschauergeschmack jedenfalls ist nicht leicht zu berechnen, wobei Feuerfontänen immer noch helfen, wie Andrew Labrou aus Zypern (eigentlich ist wiederum er Australier) erlebte, der mit „Break A Broken Heart“ – und sicherer Stimme – weiter ist.
Im zweiten Halbfinale haben sich andererseits auch nur wenige an falschen Tönen gestört, so ist auch die Polin Blanka mit „Solo“ weiter – mit ebenfalls sehr simplem Refrain, in dem das titelgebende Wort mehrfach wiederholt wird. Altersdiskriminierung lässt sich dem Publikum ebenfalls nicht vorwerfen, so ist der älteste Einzelkandidat, Gustaph aus Belgien, im Finale dabei, was den 42-Jährigen selbst wohl am meisten von allen verblüfft hat. Nicht geschafft hat es dagegen der Rumäne Theodor Andrei, der Måneskin kopiert hat, vielleicht wurde ihm krumm genommen, dass er wie der Grieche Shorts trug.
Ein freies Bein wird Chris Harms dann heute gegen Finalende zeigen: Der 43-jährige Norddeutsche vertritt mit seiner Metalband Lord Of The Lost Deutschland beim ESC, den der Vorjahrszweite wegen des Ukrainekrieges für den Sieger Ukraine in Liverpool austrägt. 26 Kandidaten treten an. Die Show ist ab 21 Uhr im Ersten zu sehen, es moderiert letztmalig NDR-Legende Peter Urban, der zum Abschied auch ein Buch über sein Leben mit der Musik vorgelegt hat. Ihr Wochenende