Kultur Ein Sommerloch

Ideale Bedingungen, kein Festival: gestern auf der Parkinsel.
Ideale Bedingungen, kein Festival: gestern auf der Parkinsel.

Es ist Ende Juni, gefühlt schon seit Wochen Sommer. Im Schatten der Platanen auf der Ludwigshafener Parkinsel lässt es sich schön den Rhein entlang flanieren. Ein breiter Strand lädt ein, im Liegestuhl Cocktails zu schlürfen. Dazu ließen sich Filme sogar unter freiem Himmel schauen und Gaststars ganz ohne Hochwassersorge am roten Teppich beobachten. Doch da ist keine Zeltlandschaft: Das Festival des deutschen Films findet dieses Jahr Anfang September statt. Am Ende des Sommer also, den es sonst so verheißungsvoll einläutete. Nach dem Bangen und Zittern um den Rheinpegel im Vorjahr und dem stündlichen Abwägen, ob das Gelände doch geräumt werden müsste, ist es natürlich verständlich, dass das Festivalteam Konsequenzen zieht. Schließlich sollen Mensch und Natur nicht gefährdet werden. Dennoch ist es schade, dass es diesen beschwingten Sommerauftakt in Ludwigshafen nicht mehr geben soll. Mit dem Filmfestival haben die Pfälzer nun schon seit Jahren die Feriensaison eröffnet, sich entspannt und in Urlaubsstimmung gebracht. Doch Start der 13. Ausgabe ist erst am 30. August. Da sind die Kinder längst zurück in der Schule, der Ernst des Lebens hat wieder angefangen, Regen und Kühle drohen. Leise Melancholie könnte sich breit machen, Herbststimmung. Gar winterlich scheint die Festivalleitung schon gelaunt: Der Eröffnungsfilm soll sich, zumindest einer externen Quelle zufolge, mit Eiskunstlauf beschäftigen. Wird es also ein Festival der Schals und Mäntel? Man erinnert sich gerade als Einwohner Kaiserslauterns an so manches bibbernd erlebte Barbarossafest, das ja stets Anfang September zu Open-Air-Jazz einlädt. Die Wurstmarktfreunde wiederum sehen sich Feierstress gegenüber: Da fallen nun zwei Festtermine zusammen. Doch jammern hilft ja nicht, auch wenn man gerade beim Blick nach Bayern sieht, wie viel beachtet sich da das Münchner Filmfest dieser Tage wieder dem deutschen Film widmet. Da stellt Regierabauke Tom Lass Neues vor, ebenso der in Ludwigshafen zuletzt mit „Familienfieber“ überzeugende Impro-Fan Nico Sommer. Schauspieler Charly Hübner präsentiert drei Filme, Benno Fürmann zwei, auch Heike Makatsch, kommt. Martina Gedeck und Maria Furtwängler, 2016 noch Parkinsel-Gast, waren schon da. Einige Münchner Filme sind in vergangenen Sommern auch in Ludwigshafen gelaufen, da ließen sich die Darsteller gut miteinladen. Ob das nun im September ebenso klappt, wird sich zeigen. Da sind zumindest die internationalen Augen eher auf Venedig und Toronto gerichtet. Auf der Parkinsel indes herrscht momentan Ruhe. Der Baulärm von „Rheinkilometer 423“, der noch den Weg über die „Schneckennudelbrücke“ begleitet, wo schon ein Plakat für eine „himmlische Nacht“ im Dezember wirbt und Schüler im Schatten rasten, geht bald im Rauschen der Platanen unter. Wo sonst die Kinozelte stehen, herrscht Leere – bis auf einige Mini-Tipis aus Ästen auf rissigem, trockenen Boden. Kunst? Schüler? Parkinsel-Ureinwohner? Am Ufer wuchert es üppigst, grün, ein wenig orange, auch blau. Dahinter: Badefreuden. Ein halbes Dutzend Sonnenanbeter aalt sich. Ein Mann watet im Rhein, ist schon drei, vier Meter weit, der Fluss geht ihm nur zum Bauch. Ideale Festivalbedingungen wären das. Vom Programm für September stehen derweil zumindest schon die Kinderfilme fest, darunter sind der Gewinner des Deutschen Filmpreises, „Auf Augenhöhe“, und der hoch gelobte Jugendfilm „Amelie rennt“ über eine bockige 13-Jährige. Und mal sehen, welche Kapriolen das 13. Festival zum Ausklang des Sommers schlagen wird.

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