Kultur Der Spieler, der Pate, der Weinbauer

Unter 16 Euro bekommt man keinen Coppola-Wein im Frankfurter Filmmuseum. Die teuersten kosten sogar 100 Euro pro Flasche. Der geniale Filmregisseur Francis Ford Coppola, der den „Paten“ drehte, ist seit 25 Jahren vor allem Weinbauer in Kalifornien, wo er geboren wurde. Heute wird er 80 Jahre alt und denkt daran, sich doch noch einen anderen, seit 20 Jahren gehegten Traum zu verwirklichen: seinen Wunschfilm zu drehen.

In dem Science-Fiction „Megalopolis“ entwerfen Architekten eine utopische Zukunftsgesellschaft in New York, deren Umsetzung der Bürgermeister vehement bekämpft. Coppolas Lieblingsprojekt klingt verrückt. So wie vieles, was er in seinem Filmleben schon tat. Das beginnt 1949: Als er zehn ist, schneidet er Acht-Millimeter-Amateurfilme neu zusammen. Worauf es im Film ankommt, lehrt ihn 1960 eine Frau: Dorothy Arzner, damals einzige Regisseurin Hollywoods, ist seine Lehrerin in der Filmklasse an der University of California. Das hindert den jungen Mann nicht, erst einmal Horror- und Sexfilme zu drehen. „Ich war immer das schwarze Schaf in der Familie, man sagte mir, ich sei dumm“, kommentiert er die Frühphase seiner Kreativität. Dann aber gibt ihm der Low-Budget-Produzent Roger Corman Geld für weitere Filme, die aber auch noch nicht gut geraten. Doch gemeinsam mit George Lucas gründet er ein Filmstudio (American Zoetrope) als Alternative zum von ihm verhassten Hollywood. Er macht Verlust, ein paar Millionen Dollar, nimmt Auftragsarbeiten an. Eine bringt ihm 1970 seinen ersten Oscar ein – als Drehbuchautor für den Kriegsfilm „Patton“. Und ausgerechnet ein Hollywoodstudio, Paramount, bietet Coppola die Regie von „Der Pate“ an, die etliche renommierte Regisseure bereits abgelehnt hatten. Ohne große Begeisterung sagt Coppola zu – und beginnt zu kämpfen: Er will – wie der Buchautor Mario Puzo – Marlon Brando für die Titelrolle. Das Studio bevorzugt Ernest Borgnine oder Laurence Olivier. Coppola verhandelt zäh und gewinnt – er kann den Film drehen, der mit dem Segen der Mafia entsteht. Coppola bekommt 1971 seinen nächsten Oscar, Brando erhält einen, „Der Pate“ wird als bester Film ausgezeichnet und spielt das Zehnfache seiner Kosten ein. Schnell dreht er den „Paten II“, der ihm drei weitere Oscars einbringt. Coppola verdient Millionen, gründet wieder ein Studio, das Pleite geht. Sein Leben ist eine ewige Achterbahnfahrt, zwischen Erfolgen und Flops. „Ich glaube Filmemachen ist ein Spiel. Man soll alles setzen, was man hat. Und das tue ich.“ Bei „Apocalypse Now“ (1979) laufen die Kosten aus dem Ruder, und es gibt Besetzungsprobleme für die zweite Hauptrolle neben Brando, der sofort zugesagt hatte. Coppola ist vor allem ein Schauspieler-Regisseur: Er entdeckte Matt Dillon und Tom Cruise (für „Die Outsider“), Mickey Rourke (für „Rumble Fish“), Harrison Ford („Der Dialog“) und Jim Carrey („Peggy Sue hat geheiratet“). Die 70er bis 90er Jahren waren seine beste Zeit, jeder seiner damaligen Filme ist hervorragend. Bis der Wein sein neues Steckenpferd wurde. Natürlich hat er die Sache mit den Filmen nie aufgegeben: Mit 75 Filmen hat er mehr als doppelt so viele produziert wie als Regisseur gedreht. Nach seinen letzten Flops „Jugend ohne Jugend“ (2007, mit Bruno Ganz) und „Tetro“ (2009) – beides wirre, bizarre Geschichten – schien er mit der Kinowelt abgeschlossen haben. Dafür drehen seine Kinder Filme, Sophia hat auch schon einen Oscar. Doch da Ehefrau Eleanor mit 80 ihren ersten Spielfilm als Regisseurin gedreht hat („Paris Can Wait“, 2016), will nun auch Francis Coppola mit 80 wieder Kino machen: Noch in diesem Jahr sollen die Dreharbeiten zu „Megalopolis“ beginnen.

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