Kultur Corona-Krise: Zehn Songs zum Thema und zur Abwechslung

Darf auf keiner Liste fehlen: AC/DC, hier Gitarrist Angus Young beim Aufritt auf dem Hockenheimring 2009.
Darf auf keiner Liste fehlen: AC/DC, hier Gitarrist Angus Young beim Aufritt auf dem Hockenheimring 2009.

Es ist schwer, in all den Nachrichten rund ums Thema Coronavirus den Überblick zu behalten. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit etwas Musik? Zum Entspannen, aber trotzdem zum Thema? Ein paar Empfehlungen, zehn Lieder, ganz subjektiv ausgewählt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

1) Warren Zevon – „Splendid Isolation“

Ja, die Abgeschiedenheit. Kann einem schon zu schaffen machen, sofern sie nicht selbst gewählt ist. Warren Zevon besingt die Vorzüge einer Isolation. Er verkleidet seine Fenster mit Alufolie, will keinen sehen, verbringt seine Zeit mit Träumen und Nachdenken. Der Begriff geht auf die Außenpolitik Großbritanniens im 19. Jahrhundert zurück, keine Bündnisse eingehen zu wollen.

2) Minuteman - „Corona“

Allein der Titel qualifiziert diese Nummer der 1980er-Jahre-Punks Minuteman für diese Liste. Dabei geht es in dem Stück einfach nur um das gleichnamige Bier, und eine Tour nach Mexiko, die die Band Anfang der 80er unternahm – und dabei das Leben der Armen in Mexiko kennenlernte. Wem das Riff bekannt vorkommt: MTV nutzte das Stück als Titelmelodie der Serie „Jackasss“ – auch schon wieder fast 20 Jahre her.

3) REM – „It’s the end of the world as we know it“

Aus der Zeit vor „Losing my Religion“, als REM noch ein Insidertipp waren. Die Band, die sich 2011 auflöste, packte das Stück aufs (recht politische) Album „Document“, entstanden im Schatten des Kalten Krieges. Seither taucht das Stück immer dann auf – es ist derzeit auch wieder in Hitparaden zu finden –, wenn es um die westliche Zivilisation schlecht bestellt scheint. Die Band besingt in atemberaubendem Tempo das Ende der Welt, die uns vertraut schien. Passt daher sehr gut. Oder hätten Sie vor drei Wochen gedacht, nicht mehr auf ein Bier in die Kneipe gehen zu können?

4) Journey – „Don’t stop believin’“

Das wiederum ist DER Mutmacher-Hit schlechthin. Er versprüht schönes 1980er-Jahre-Flair, ist perfekt arrangiert und nutzt sich kaum ab. Was sich auch in der Tatsache widerspiegelt, dass das Stück der US-Rocker immer wieder in TV-Serien Verwendung findet und sich damit immer wieder neue Hörer erschließt. Wessen Laune sich da nicht hebt, ist selber schuld. Es wird wieder besser, mit Sicherheit. Den Glauben daran, den darf man einfach nicht verlieren. Am besten zweimal hören!

5) Tocotronic – „Sag alles ab“

Das Gebot der Stunde: Konzertbesuche, Spieleabende, Arbeitsmeetings – alles gestrichen. Bis auf Weiteres. Wann es wieder weiter geht? Das vermag keiner zu sagen. Bis dahin gilt, was Tocotronic sagen. Deren Stück vom 2008er Album „Kapitulation“ beschreibt eher einen Einzelnen, dem das Laufen der Maschinerie einfach zu viel wird, der aussteigen will.

6) The Police – „Don’t stand so close to me“

Komm mir nicht zu nah – der Titel allein ist eine derzeit allgemeingültige Handlungsempfehlung für den Alltag. Gilt an der Supermarktkasse, beim Spazieren und im Wartezimmer. So war die Nummer aber gar nicht gemeint, damals im Oktober 1980. Sting thematisiert vielmehr eine verbotene Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin, Anspielung auf Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“ inklusive. Sting arbeitete vor seinem Durchbruch als Musiker unter anderem als Lehrer. Ein Erfahrungsbericht?

7) Temple of the Dog – „Four walled world“

Ja, die Welt, sie ist klein geworden in diesen Tagen. Die eigenen vier Wände stellen die Begrenzungen dar, allerdings nur die räumlichen. Bücher, Internet, TV – alles lässt einem zumindest für einige Zeit die häusliche Umgebung vergessen. In dem Stück der Grunge-Supergruppe (quasi eine Mischung aus Soundgarden und Pearl Jam) geht es – so zumindest eine Lesart – um das durch Drogen selbst geschaffene Gefängnis der Abhängigkeit. Das Stück erschien auf einen Tribute-Album für den Musiker Andrew Wood. Er starb an einer Heroin-Überdosis, ziemlich genau vor 30 Jahren.

8) The Georgia Satellites – „Keep your hands to yourself“

Noch ein Stück, dessen Titel als Handlungsanweisung durchgeht. Behalt Deine Hände bei dir. Wer weiß, wann sie das letzte Mal gewaschen wurden? Wohl der einzige Hit der aus Georgia (woher sonst?) stammenden Rockband um Dan Baird. In dem Stück geht es nicht um ungewaschene Hände oder Infektionsgefahr, sondern um einen Korb, den sich der Erzähler bei einem Mädchen einfängt. Die will nämlich – bevor mehr passieren darf – erstmal ein Eheversprechen haben.

9) AC/DC – „Touch too much“

Keine Liste ohne AC/DC. Australiens musikalische Dauerbrenner sind schon seit mehr als 45 Jahren im Dienst – und in der heutigen Zeit kann eine Berührung schon genau die eine Berührung zu viel sein. Dabei geht es in dem noch von Bon Scott gesungenen Lied vom Durchbruchs-Album „Highway to Hell“ eher um die Berührung einer Frau, die ihn letztendlich der Dame völlig verfallen ließ. Und was für einer. Eine, deren Körper an die Venus von Milo erinnert. Nur mit Armen. So wird sie im Stück beschrieben.

10) Bob Dylan - „You Ain't Goin’ Nowhere“

Du gehst nirgendwo hin – die Empfehlung schlechthin. Das Stück stammt aus der Zeit, als Dylan nach einem schweren Motorradunfall für einige Zeit von der Bildfläche verschwunden war, damals, Mitte der 1960er-Jahre. Der Text ist, wie so oft bei Dylan, rätselhaft, surreal, schwer zu entschlüsseln. Da hilft es wenig, dass der Meister den Text hier und da auch mal wieder ergänzt, erweitert, variiert. Andererseits: Das hält den Geist rege. Und: Pläne für die kommenden Tage hat sowieso kaum einer. Da kann man sich auch ein wenig mit Dylan befassen. Immerhin Literaturnobelpreisträger.

Bonus: MC Hammer – „U can’t touch this“

Eingängige Nummer, die MC Hammer da ausgangs der 80er Jahre veröffentlichte. Was man in diesen Zeiten so alles nicht anfassen darf, oder vorher besser desinfizieren sollte, das weiß beispielsweise Christian Drosten. Der derzeit viel gefragte Virologe aus Berlin beantwortet in seinem (höchst hörenswerten) Podcast beim NDR fast alle Fragen rund um Corona. Auch, wie lange sich Viren auf Türgriffen halten.

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