Film Ab in die Natur

Das Leben bis zum Ende genießen: Gaspard Ulliel und Vicky Krieps in „Plus que jamais“.
Das Leben bis zum Ende genießen: Gaspard Ulliel und Vicky Krieps in »Plus que jamais«.

Eine Frau will ihr Leben bestimmen. Sie weiß, dass sie bald sterben wird . Das spornt sie an, endlich das zu tun, was sie will. Wie das geht zeigt die Berlinerin Emily Atef.

Die Berlinerin Emily Atef (49, Deutscher Filmpreis für „3 Tage in Quiberon, 2018) hat es sich nicht leicht gemacht mit ihrem Spielfilm „Plus que jamais“ (mehr denn je), der in einer Nebenreihe läuft. Vor elf Jahren hat sie mit dem Drehbuch begonnen, andere Projekte kamen dazwischen – und: Es war nicht leicht, den Film zu finanzieren. Er handelt von der 33-jährigen Hélène (bewundernswert: die Luxemburgerin Vicky Krieps). Sie hat eine unheilbare Lungenkrankheit und weiß, dass sie bald sterben wird. Während ihre Freunde das ignorieren wollen („Wann gehst du denn wieder arbeiten?“ wird sie gefragt) und ihr Ehemann Mathieu (der im Januar verstorbene Gaspard Ulliel in seiner letzten Rolle) will, dass sie sich nur schont und nichts mehr tut, hat Hélène andere Pläne.

Sie will ihr Schicksal selbst in den Hand nehmen und die wenigen Wochen und Monate, die ihr bleiben, genießen. Sie fährt nach Norwegen. Die herrliche Landschaft mit Bergen, Fjorden, Sonne, Wasser und dem bescheidenen Leben in einer Hütte am See ist schon länger ihrer Sehnsucht. Als sie bei ihrer Suche im Web nach guten Arten zu sterben auf der Homepage eines Norwegers landet, der auch todkrank war, die Chemotherapie überstand und nun in eben dieser Landschaft allein und glücklich lebt, will sie dahin. Auch wenn sie immer wieder heftige Husten- und Schwächeanfälle hat, geht sie hohe Hügel hoch, schwimmt im See, ist schockiert, dass es hier -- mitten in der Natur – nachts so hell und laut (die Vögel) ist und zieht schließlich zu dem älteren Norweger in sein Haus. Rein freundschaftlich, Liebe ist nicht im Spiel. Doch Mathieu hält es nicht aus kommt nach. Sie noch ein paar glückliche Tage miteinander, bevor Hélène ganz friedlich mitten in der Natur stirbt.

Sich auf das zu besinnen, was einem Leben wichtig ist und das auch zu tun, geschieht hier mit einer ungewohnten Leichtigkeit. Sicher, das Paar hat seine Konflikte, aber im Grunde lebt es vor, wie man genussvoll und würdig Abschied nimmt. Und wie man sich als Frau durchsetzt, das zu tun, wenn die Freund und Angehörigen es nicht wollen. Der Film der Deutsch-Französin Emily Atef wird in Deutschland wohl nur im Fernsehen laufen, der Bayerische Rundfunk ist Co-Produzent. Dabei hat er so wunderschöne ruhige Landschaftsbilder, die auf der großen Leinwand im Kino viel besser wirken.

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