Kulturkolumne 50 Zeilen Pop: Verheißung aus schwarzem Vinyl
In Nordrhein-Westfalen gibt es noch so einige, natürlich in Berlin, aber auch in Ravensburg und Ransbach-Baumbach im Westerwald, in Mannheim, Worms und Kaiserslautern: Plattenläden. Mit „physischen Tonträgern“ im Angebot, wie CDs und Schallplatten etwas steril im Branchenjargon heißen. Gerade Vinyl ist wieder im Kommen, 2022 wurden 4,3 Millionen schwarze – oder auch mal andersfarbige – Scheiben in Deutschland verkauft. Das sind laut zuständigem Bundesverband 5,1 Prozent mehr als noch 2021, wo man ja pandemiebedingt auch weniger in echten Läden stöbern konnte. Und eine Feier des Vinyls und der unabhängigen Plattenläden ist der Record Store Day – dieses Jahr am 22. April.
Initiiert wurde die Aktion 2008 in den USA, hierzulande gibt es sie seit 2011: Labels legen dafür Sonderpressungen auf, um Fans des analogen Knisterns auch weg vom Internethandel zu lotsen. Der Schallplattenladenfeiertag wird stets am dritten Samstag im April zelebriert. Auch 2023 ist für Fans jeden Genres etwas dabei. Jazzenthusiasten dürften sich über „Chet“ freuen, eine Neuauflage des Chet-Baker-Albums von 1959, analog gemastert von den Originalbändern, gepresst auf 180-Gramm-Vinyl. Austropopfreunde bekommen eine Überraschungssingle von Wolfgang Ambros – in Gold. Für Prog-Rock-Experten gibt es eine Picture Disc – das Format schien längst ausgestorben – von Emerson, Lake und Palmer. Remixes von Madonna als 12-Inch könnten Pop-Historiker ansprechen. Und von den Punkrock-Legenden Hüsker Dü erscheinen seltene Live-Aufnahmen.
Natürlich hat nicht jeder Laden alles vorrätig, aber vielleicht lässt sich vor Ort ja auch eine andere neue Lieblingsplatte entdecken. In der Pfalz ausprobieren lässt sich das im „Soundcheck“ in Kaiserslautern, wo es auch jede Menge Scheiben aus zweiter Hand gibt. Und nicht nur diesen Samstag.