Sport Toller Tag für deutsche Frauen

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CLUJ-NAPOCA. Die deutschen Turnerinnen haben bei den Europameisterschaften im rumänischen Cluj sieben Finaltickets gelöst.

Da war er, dieser eine Moment der Unsicherheit, der Tabea Alt zögern ließ. Gerade noch hatte die 17-Jährige selbstbewusst darüber referiert, dass nun, nach der erfolgreichen Qualifikation für die Finals im Mehrkampf und am Schwebebalken, erst einmal Regeneration und kein Training mehr angesagt sei, da schien sich die Schülerin bewusst zu werden, womöglich zu selbstbestimmt gehandelt zu haben. Doch ein kurzer Blick zu Ulla Koch und ein Nicken der Bundestrainern ließ die deutsche Kunstturnerin weitersprechen. „Die Übungen sitzen“, erklärte sie. Kraft zu sammeln für die nächsten Aufgaben, sei deshalb wichtiger, als im Training noch einmal ans Limit zu gehen. Erst im vergangenen Jahr war die Ludwigsburgerin bei den „Großen“ aufgeschlagen, hatte bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro erstmals die Weltbühne ihrer Sportart betreten. Nun, kein Jahr danach, gehört sie bei den Einzel-Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca schon zu denjenigen, die auch außerhalb der Fachwelt einen Namen haben. Im Weltcup hat Alt in den vergangenen Wochen bewiesen, dass mit ihr zu rechnen ist. Zweimal stand sie ganz oben und sicherte sich den Gesamtsieg in der dreiteiligen Serie. Jetzt, bei den Titelkämpfen in Transsilvanien, hat die in Stuttgart trainierende Athletin am Auftakttag dem noch ungewohnten Druck standgehalten und zog als Dritte in die heutige Entscheidung der besten Allrounderinnen und als Fünfte in das Finale am Schwebebalken ein. Medaillenchancen sind jeweils vorhanden. Doch das Küken der Delegation war nicht die Einzige, die Bundestrainerin Koch zum Strahlen brachte. Insgesamt siebenmal sind die Turnerinnen der Bergisch Gladbacherin in den verbleibenden drei Tagen noch startberechtigt. Allein dreimal, ebenfalls im Mehrkampf, am Stufenbarren sowie am Boden, ist die Stuttgarterin Kim Bui für die Endkämpfe qualifiziert, die vor allem mit dem zuletzt genannten Einsatz nicht gerechnet hatte. „Aber wir haben am Boden viel an der Technik gearbeitet“, erklärte sie. Gerade der gestreckte Doppelsalto zum Auftakt sei dadurch sicherer geworden. Zudem sorgte an den beiden Holmen Buis Trainingskollegin Elisabeth Seitz für die beste Vorleistung. Ein letztes Schmankerl gab es auch noch: Hatte Pauline Schäfer erst als Einzige der vier deutschen Starterinnen ohne einen Finalplatz in der Mixed Zone gestanden, durfte sie sich gestern am späten Abend darüber freuen, zumindest am Boden erneut starten zu können. Zwar hatte die rumänische Olympiasiegerin Catalina Ponor die Chemnitzerin zunächst aus dem Kreis der besten acht an diesem Gerät befördert. Allerdings hatte die Lokalmatadorin versäumt, die Anforderung nach einem Salto vorwärts in einer der akrobatischen Reihen zu erfüllen; es gab eine Korrektur. Trainerin Koch freute sich: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals in so vielen Finals dabei waren.“

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