Sport Radsport: Miriam Welte will in Polen aufs Treppchen [mit Video]

rs759194_silberne_eulen_friesenheim_2107.JPG
Trainingspartner mit gleichen Zielen: Miriam Welte und Timo Bichler.

Miriam Welte ist die Älteste im deutschen Bahn-Team, Timo Bichler der Jüngste. Die beiden bilden unter Frank Ziegler in Kaiserslautern eine Trainingsgemeinschaft. Am Mittwoch haben die Olympiasiegerin und der Debütant bei den Weltmeisterschaften in Polen hohe Ziele.

Miriam Welte (32) ist ein Phänomen. Eine Ausnahmeathletin. Eine mit glitzernder Ausstrahlung, mit klugem Kopf und schnellen Beinen. Seit 2006, seit sie in Bordeaux als 19-Jährige ihr Debüt gab, ist sie Stammgast bei Weltmeisterschaften im Bahnradsport. Als Olympiasiegerin und Weltmeisterin gibt sie seit vielen Jahren ein großes Vorbild für ihren Trainingskollegen in Kaiserslautern ab, für Timo Bichler. Auch er debütiert nun mit 19 Jahren bei Weltmeisterschaften. Ein Grünschnabel, keine Frage. Aber eben der schnellste Deutsche auf seiner Position – als Anfahrer im deutschen Trio.

Am Mittwoch beginnen Welttitelkämpfe

Vergangenen Sonntag haben sich die Polizeikommissarin und der Abiturient mit dem Zug auf den Weg von Frankfurt/Oder, wo sie ein Trainingslager bezogen hatten, nach Warschau gemacht. In sportlicher Mission. Vor den Toren der polnischen Hauptstadt, im Radstadion von Pruszków, beginnen am Mittwoch die Welttitelkämpfe, und gleich in den beiden ersten Entscheidungen müssen Welte und Bichler ran – im Teamsprint. Sie, die Titelverteidigerin in zwei Disziplinen, und er, der Youngster, der bei seinen internationalen Weltcupeinsätzen zuletzt immer auf dem Podium stand. Die deutsche Mannschaft wohnt in einem Hotel gegenüber der Bahn. Ideale logistische Voraussetzungen also. Einer wird hinter der Bande sitzen und als Zuschauer das Geschehen beobachten: Trainer Frank Ziegler. Fürs Daumen drücken allein ist der 59-Jährige schon zu lange im Geschäft. Er kann aufgrund seiner Erfahrung allzu gut einschätzen und analysieren, was warum passieren wird. Seine Aufgabe war es, seine beiden Schützlinge auf ihre Starts vorzubereiten und das über Wochen hinweg. „Ich bin mir sicher, dass beide mit der richtigen Form und Einstellung an den Start gehen. Was sie daraus machen, hängt letztlich auch von den eigenen Teamkollegen und natürlich von den Gegnern ab“, sagte Ziegler.

"Der Ausgang ist völlig offen"

Miriam Welte, die vor einem Jahr mit Kristina Vogel Weltmeisterin im Teamsprint wurde, und das zum vierten Male nach 2012, 2013 und 2014, darüber 2012 Olympiasiegerin, wird mit Emma Hinze antreten, möglicherweise in der Qualifikation mit Lea-Sophie Friedrich. Kristina Vogel, mit elf WM-Titel die erfolgreichste Radsprinterin aller Zeiten, musste nach ihrem schweren Trainingssturz am 26. Juni in Cottbus ihre Karriere beenden. „Der Ausgang ist völlig offen, die Weltspitze fährt auf dem gleichen Niveau“, sagte Ziegler, der Russland, China, Australien und die Niederlande zu den Mitfavoriten zählt. „Miriam hat in den Kniebeugen ihre Bestwerte erreicht, das ist ein gutes Zeichen. Die Trainingszeiten zuletzt waren sehr ordentlich, sie fiebert dem Start entgegen“, weiß Ziegler, der Trainer und Stiefvater von Miriam Welte.

"Will auf alle Fälle zwei Mal starten"

Ist bei den Frauen also alles möglich, denkt Frank Ziegler, dass eine Medaille für Timo Bichler ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen wird. Auch der 19-Jährige selbst vermutet: „Es wird sehr, sehr schwer.“ Ganz vorsichtig nimmt er sich eine Top-8-Platzierung vor. „Ich will auf alle Fälle zwei Mal starten“, sagte er. In der Qualifikation und in der ersten Runde. Ein dritter Start indes hieße kleines oder großes Finale. Timo Bichler, der inzwischen sein Abitur in Sport geschrieben und nur noch die mündlichen Prüfungen im März am Heinrich-Gymnasium in Kaiserslautern vor sich hat, erreicht mit der Teilnahme in Pruszków sein Minimalziel. Frank Ziegler sagte: „Es lief für Timo sehr gut. Bei der EM und den Weltcups stand er immer auf dem Treppchen. In Pruszków ist die Konkurrenz aber stärker.“ Bichler startet mit Stefan Bötticher und Max Dörnbach. „Bis jetzt bin ich entspannt, gar nicht nervös“, sagte Bichler am Montag. Egal, wie die Weltmeisterschaften ausgehen: Miriam Welte und Timo Bichler werden weiter ein ideales Trainingspaar bilden, schließlich haben sie weitere gemeinsame Ziele: die Weltmeisterschaften in genau einem Jahr in Berlin und dann eben Tokio 2020. Es wären wohl Weltes letzte und Bichlers erste Olympische Spiele.

x